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In The Summertime

■ Die CDU entdeckt die Kulturpolitik nicht. - Ein Wort der Ermunterung

„Leisure-Time“, sagt der CDU-Pressesprecher Thomas Diehl, „gehört einfach dazu.“ Zum zeitgemäßen Leben nämlich. Und zur Leisure-Time, zur ausufernden Freizeit der Bundesbürger, gehört auch Kultur – irgendwie. Genaueres wissen die Kulturexperten der Partei leider nicht zu sagen. Auch, wenn die Bremer CDU sich dieser Tage müht, kulturpolitisches Profil zu gewinnen. Denn selbst in der Opposition hat man offenbar gemerkt, daß das Bremer Kulturleben frische Impulse braucht; daß es in dieser Frage aber zwischen dem grünen Kulturressort und den großen Kultureinrichtungen der Stadt gehörig knirscht; daß also Vorschläge zur Besserung der miserablen Images der heimischen Kulturlandschaft dringend gefragt sind.

Eine Chance für die CDU, sollte man meinen, und siehe: Schon schmückt Ulrich Nölle, ewiger Spitzenkandidat der Partei, sein jüngstes Thesenpapier zur „Attraktivitätssteigerung der Bremer Innenstadt“ mit einem – wenngleich eher schmalen – Kapitel über Kultur; schon folgt nach langer Sendepause ein Lebenszeichen des CDU-Kulturfachmanns Jörg Kastendiek, der gemeinsam mit Pressesprecher Diehl zum „Kulturfrühstück“ ladet: Nun soll, endlich!, auf den Tisch, was die CDU grundsätzlich und besonders über Kultur zu sagen hat. Zumal wir ja Sommer haben. Da will die Leisure-Time irgendwie rumgebracht sein. Und sei's mit seichtem kulturpolitischem Geplauder.

So weiß nun auch die CDU trefflich zu kritisieren, was es halt so zu kritisieren gibt an der Politik des Kulturressorts. Die Idee, aus der privat geführten Kunsthalle eine GmbH zu machen – unsinnig. Das Kunstforum am Markt – überflüssig. „Ein Gemischtwarenhandel ohne eigenes Profil“, wettert Kastendiek. Das gleiche ließe sich freilich über die Kulturlinie der CDU sagen.

Denn wo das Kulturressort in seinem GmbH-Konzeptpapier mit wachsweichen Formulierungen taktiert, bleibt die CDU mindestens genauso konturlos. Diese fordern, „daß auch die Kunsthalle Bremen wirtschafticher betrieben werden und konsequenter den Bedürfnissen des Marktes orientiert sein muß“; jene verlangen „ein gemeinsames Marketingkonzept für die Museen“. Wie nun genau bessere Ausstellungen und mehr Besucher ins Museum zu locken sind, verrät die CDU allerdings vorerst nicht. Kastendiek wagt sich immerhin soweit vor, evtl. „überkommene Satzungsstrukturen“ im Kunstverein zu überdenken. Und der Kandidat Nölle mahnt drakonisch „die Umsetzung eines Museumskonzeptes“ an, „unter Einbeziehung der Museen der Innenstadt“. Daran wird das Kulturressort jetzt erstmal was zu beißen haben.

Was liegt sonst noch an? Theaterreform? „Dem neuen Intendanten wünsche ich viel Glück.“ Glocke? „Es wurde Zeit, daß da was passiert.“ Focke? Dto.

Immerhin in einem Punkt ist Kastendiek weiter als die Vordenker der Partei. Nölle bucht seine fünf Kulturideen passenderweise unter der Überschrift „Aufwertung des Tourismus-Standort Bremen“ ab – und folgt damit ganz der Linie des Senats: Leisure-Time = Kultur-Time = klingende Münze. Dem CDU-Kulturexperten aber schwant anderes. „Kultur“, ahnt Kastendiek leise, „ist doch mehr als nur ein Wirtschaftsfaktor.“ Thomas Wolff

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