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In Schutt und Abfall

■ Bodenanalyse belegt: Altenwerder mit Schwermetallen so verseucht, daß die Hafenerweiterung auch ohne Baustopp gefährdet ist Von Heike Haarhoff

Altenwerder ist ein Faß ohne Boden – in finanzieller wie umweltgefährdender Hinsicht: Der Boden im Hafenerweiterungsgebiet an der Süderelbe ist zum Teil extrem mit Schwermetallen und Mineralölkohlenwasserstoffen belastet. Eine „akute“ Gefährdung des Grundwassers schließt die Hamburger Umweltbehörde derzeit zwar aus. Unklar aber ist, wann die Gifte durch Auswaschung in tiefere Erdschichten sickern werden, wer die Kosten für die millionenschwere Altlasten-Sanierung tragen soll und welche Gesundheitsgefahren drohen.

Gestern legte die Umweltbehörde nach einjähriger Untersuchungsdauer die Ergebnisse ihrer Boden- und Grundwasseranalysen vor: Im Auftrag des Amts für Strom- und Hafenbau hatte sie rund 100 Hektar sogenannter Altlastverdachtsflächen überprüft. Dort hatten Stadt und Private in den 50er Jahren schwermetallbelasteten Schutt und sonstige Abfälle bis zu acht Meter tief verscharrt.

Vier Flächen mit einer Größe von insgesamt 20 Hektar – 950.000 Kubikmeter Erdreich – wiesen stark überhöhte Belastungen auf: Ein Kilo Boden war durchschnittlich mit 2000 Milligramm Blei, (Spitzenwert 7.760 mg/kg), 1000 mg Kupfer (13.800), 2000 mg Zink (38.400), 50 mg Quecksilber (1050) und 1000 mg Mineralölkohlenwasserstoffen (34.500) verseucht. Die „G-Prüfwerte“ für Schadstoffgehalte im Boden, bei deren Übertreten Grundwassergefährdung besteht, wurden somit – je nach Stoff – allein bei der durchschnittlichen Belastung um das Zwei- bis Zehnfache überschritten.

„Die Überschreitung dieses Werts allein“, beschwichtigt Behördensprecherin Ina Heidemann, „löst noch nicht zwingend Handlungsbedarf aus.“ Auch hydrogeologische Gegebenheiten spielten eine Rolle. Und weil die günstig seien, könne getrost gewartet werden. Ausgebaggert und entsorgt werden müßten die verseuchten Erdschichten über kurz oder lang aber wohl in jedem Fall.

Wenn die neue Kaimauer im Zuge der Hafenerweiterung gebaut werde, müsse das Erdreich ja ohnehin ausgebaggert werden, findet die Umweltbehörde und ignoriert somit den gerichtlich verhängten Baustopp. Denn selbst wenn der aufgehoben werden sollte, wäre die zeitliche Verzögerung für die Errichtung der Kaimauer nach Ansicht von Experten so groß, daß der Boden bereits vor ihrem Bau abgetragen werden müßte. „Die Kosten müßte auf jeden Fall Strom- und Hafenbau bezahlen“, stellt Heidemann zum Entsetzen ihrer Kollegin Beate Schlüter klar: Das klaffende Finanzierungsloch für die Hafenerweiterung verträgt keine weiteren fehlenden Millionen. Grundsätzlich, will Schlüter die Belastung abwälzen, sei die Umweltbehörde „zuständig für Altlastenentsorgung“.

Das Ortsamt Süderelbe hatte vor mehr als einem Jahr auf die Umweltproblematik aufmerksam gemacht (taz berichtete). Dennoch liegen bislang keine erleuchtenden Erkenntnisse zur menschlichen Gesundheitsgefährdung, geschweige denn zu möglichen Schutzmaßnahmen vor: „Ob die Gebiete eingezäunt werden müssen, werden wir in der nächsten Woche mit Bezirksamt und Gesundheitsbehörde klären“, gelobt Heidemann zügiges Handeln.

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