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In Europa bis 2020 nötig2,9 Billionen Euro fürs Klima gesucht

Hohe Investitionen sind nötig, um Europas Klimaschutzziele zu erreichen: für Erneuerbare Energien und moderne Netze, im Verkehrssektor und bei der Gebäudesanierung.

Umweltminister Röttgen und die Wirtschaft setzen hauptsächlich auf Gebäudesanierung. Bild: dpa

FREIBURG taz | Nach einer neuen Studie der Unternehmensberatung Accenture und der Barclays Bank erfordert der Klimaschutz gigantische Investitionen. Um den Ausstoß an Treibhausgasen wie angestrebt in Europa um 20 Prozent bis zum Jahr 2020 zu senken, müssten bis dahin 2,9 Billionen Euro investiert werden, heißt es in dem Papier.

Gleichwohl lässt sich der Schluss, dass Klimaschutz teuer ist, aus den Berechnungen nicht ziehen. Denn die Studie analysiert nicht die Kosten des Klimaschutzes, sondern allein die nötigen Investitionen. Unter diesen dürften auch einige sein, die wirtschaftlich attraktiv sind und damit sogar im Laufe der Jahre Geld einspielen.

Ziel der Studie sei es nicht gewesen, die Wirtschaftlichkeit des Klimaschutzes zu untersuchen, sondern lediglich den Finanzierungsbedarf darzustellen, erklärte ein Sprecher der Unternehmensberatung. Die Studie zeige vor allem, dass Klimaschutz eine große unternehmerische Chance auch für Bankdienstleister sei, weil diese bei Investitionen üblicherweise einen großen Teil des Kapitals bereitstellen. Man müsse daher die nötigen Investitionen als Chance für die Wirtschaft begreifen. Zumal der Klimaschutz für die Anbieter moderner, klimaschonender Produkte und Dienstleistungen einen riesigen Markt biete: Klimaschutz sei "einer der Megatrends der Wirtschaft".

Konkret beziffert die Studie die bis 2020 nötigen Investitionen zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in der EU auf gut 500 Milliarden Euro. In ähnlicher Größenordnung liege der Investitionsbedarf bei der Energieverteilung – also für eine moderne Netzstruktur mit sogenannten intelligenten Stromzählern. Im Verkehrssektor seien in den nächsten zehn Jahren für neue Antriebstechniken mehr als 600 Milliarden Euro zu investieren, in etwa gleichem Umfang müsse in Gebäude investiert werden, etwa in Form von Kraft-Wärme-Kopplung.

Unterdessen hat Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) am Montag zusammen mit Unternehmensvertretern den Abschlussbericht des "Klimaschutzdialogs Wirtschaft und Politik" vorgestellt. Die energetische Gebäudesanierung müsse Priorität haben, hieß es. Die Politik müsse dafür Sorge tragen, dass die Sanierung für Eigentümer und Nutzer gleichermaßen attraktiv sei.

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3 Kommentare

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  • JV
    Jenseits von Böse

    Wenn sich eine Unternehmensberatung und eine Bank über das Klima hermachen, geht es nicht um die Rettung der Welt, sondern um Profit. Knapp drei Billionen sind doch schon mal ne ordentliche Drohung an den Staat, ein paar fette Sanierungsprogramme aufzulegen.

     

    Wenn Bau- und chemische Industrie erst mal alle Altbauten eingeschäumt haben, kommt garantiert ein Programm zur Schimmelbekämpfung hinterher. Und die Energieriesen dürfen sich über nochmals verlängerte Restlaufzeiten freuen, wenn der Staat den Autobauern die Produktion energiefressender E-Mobile subventioniert hat.

     

    Bei aller Liebe zur Natur: gerade nach den Kosten der bislang letzten Bankenkrise sollte klar sein, auf welche Experten man besser verzichtet. Die Herrschaften sind mir zu teuer.

  • J
    JanG

    Das sind ja ambitionierte Ziele. Bleibt zu hoffen, dass wir das jetzt aber endlich mal durchziehen. Und vor allem, dass die Gelder auch in die richtige Richtung fliessen. Hierbei gilt, dass zum Beispiel die Brennelementesteuer eben wirklich für den Ausbau neuer Netze genutzt wird und die Abgaben der EVU's gemäß §21 AtG und der EndlagerVlV in Projekte zur Endlagerung fließen.

     

    Ebenfalls ein wichtiger Punkt ist bei der Sanierung zu beachten: die Radonproblematik die leider schon seit Jahren totgeschwiegen wird obwohl jährlich rund 1.900 Menschen allein in Deutschland daran sterben. Hierzu möchte ich auch auf den Artikel "Radon - die unterschätzte Gefahr" auf meinem Blog 'kerngedanken.wordpress.com' verweisen.

     

    Alles in allem denke ich aber, dass, wenn wir denn endlich mal die Ärmel hochkrempeln und das Problem angehen, wir es durchaus schaffen können, die Energieversorgung zu 100% aus regenerativen Quellen zu realisieren. Vielleicht nicht in zehn Jahren, aber möglicherweise in zwanzig oder dreissig Jahren. Hier bin ich aber einfach mal ein unverbesserlicher Optimist :-D

  • K
    KFR

    über intelligente Stromzähler und cash-in der Bauindustrie geht die Fantasie offenbar nicht hinaus, werden wir wohl demnächst wieder mit Kerzen und Kutschen in plastik-loser Null-Chemie-Kultur leben, Mittelalter hat auch was !