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In Deutschland gilt SchulbesuchspflichtWer selbst lehren will, muss fliehen

Bis zu 1.000 Familien unterrichten bundesweit ihre Kinder selbst. Die Neubronners gelten als Vorzeigefall. Jetzt verlieren sie zwar einen Prozess, doch aufgeben wollen sie nicht.

Lehr-Revoluzzer: Tilmann und Dagmar Neubronner unterrichten ihre Kinder selbst. Bild: ap

Sie sind Deutschlands bekannteste "Homeschooling"-Familie. Seit Jahren schicken die Neubronners ihre Söhne nicht in die Schule, inzwischen sind die beiden zu Vorzeigeeltern einer Bewegung geworden, da sie nicht dem üblichen Bild von Schulverweigerern entsprechen: Mit religiösem Fundamentalismus hat ihr Schulboykott nichts zu tun.

Am Dienstag hat nun das Oberverwaltungsgericht Bremen entschieden: Was die Neubronners machen, ist und bleibt illegal. Die Familie darf ihre Söhne Moritz, 12, und Thomas, 9, nicht zu Hause unterrichten. Die Richter bestätigen damit das Urteil der vorherigen Instanz.

Nach Schätzungen unterrichten in Deutschland 500 bis 1.000 Familien ihre Kinder selbst. In Nordamerika und in den meisten europäischen Ländern ist Hausunterricht zumindest unter Auflagen erlaubt. In Deutschland hingegen bedeutet Schulpflicht nicht nur Unterrichtspflicht, sondern Schulbesuchspflicht. Wer dagegen verstößt, muss mit Bußgeld, Haft oder gar dem Entzug des Sorgerechts rechnen.

Moritz und Thomas werden nun wohl weiter in Südfrankreich bleiben. Dorthin ist Vater Tilmann Neubronner mit seinen Söhnen im letzten Jahr geflüchtet, aus Angst, die Behörden würden ihm und seiner Frau wegen des schon Jahre andauernden Schulstreits das Sorgerecht aberkennen. Mutter Dagmar Neubronner pendelt seither zwischen Frankreich und Bremen, wo sie einen kleinen Verlag hat.

Viel lieber kämen die beiden Jungen zurück nach Bremen, denn hier leben ihre Freunde, hier waren sie im Sportverein und sangen im Chor. Aber hier müssten sie eben auch zur Schule gehen. Doch darauf haben die beiden nach Angaben der Familie keine Lust - und die Eltern wollen sie nicht zwingen. Also unterrichten sie selbst. Dagmar Neubronner ist Diplombiologin, der Vater Tilmann Lehrer.

Das Problem mit der Schule begann 2003 mit der Einschulung von Moritz. Damals lebte die Familie noch im Allgäu und Moritz sollte die von den Eltern mitgegründete Montessorischule besuchen. Aber er wollte nicht mehr hingehen, klagte über Bauchschmerzen. Als die Familie 2005 nach Bremen umzog, versuchten sie es mit der staatlichen Grundschule. Doch auch dort gefiel es Moritz nicht. Und als sein Bruder in die Schule gehen sollte, wiederholte sich das Ganze.

2006 stellten die Eltern ein Gesuch an die Schulbehörde, die Kinder vom Schulbesuch zu befreien. Der Bescheid war negativ. Das erste Verfahren vor dem Verwaltungsgericht hat die Familie verloren, ebenso wie jetzt das Verfahren vor dem Oberverwaltungsgericht Bremen.

Die Neubronners wollen nun bis zum Bundesverfassungsgericht gehen, notfalls bis zum Europäischen Gerichtshof. Doch auch in Karlsruhe dürften die Chancen gering sein. Im Mai 2006 hatten die Richter im Fall einer bibeltreuen Familie die allgemeine Schulpflicht bestätigt. Die "Entstehung von religiös oder weltanschaulich motivierten Parallelgesellschaften" solle verhindert werden. Nur die Klassengemeinschaft fördere den Dialog mit Andersdenkenden.

Der Bonner Bildungsforscher Volker Ladenthin findet, man solle Hausunterricht unter bestimmten Auflagen erlauben - nach dem Vorbild Österreichs. Dort dürfen Eltern in Ausnahmefällen ihre Kinder zu Hause unterrichten; der Staat kontrolliert, ob sie erfolgreich sind. Sind sie es nicht, müssen die Kinder zur Schule. "Wenn man private Schulen zulässt, sollte man auch Eltern erlauben, ihre Kinder selbst zu unterrichten", sagt Ladenthin.

Mit seiner Ansicht ist er aber in der Minderheit unter den deutschen Bildungsforschern. Die meisten halten an der Schulpflicht fest. Die Kultuspolitiker sowieso.

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18 Kommentare

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  • D
    Doris

    Alle, die möchten, dass auch in Deutschland Eltern nicht mehr dafür bestraft werden können, weil sie ihre Kinder ohne Schule lernen lassen, können folgende E-Petition mitzeichnen:

    Der Deutsche Bundestag möge beschließen ...das häusliche Lernen bzw. den Hausunterricht zu erlauben und straffrei zu stellen.

    Begründung

    Hausunterricht oder Homeschooling wird in allen EU Ländern und englischsprachigen Ländern bereits schon länger mit großem Erfolg praktiziert und erweist sich immer mehr als der Bildungsweg der Zukunft. In Deutschland ist

    es eine noch weitgehend unbekannte und mit zahlreichen Vorurteilen behaftete Form des Lernens. Die unzureichende Vermittlung von ethischen und moralischen Grundwerten an öffentlichen Schulen, Gewalt und Mobbing,

    negative Sozialisation der Kinder, fehlende Lernfreude, sinkendes Bildungsniveau, die Unfähigkeit vieler Schulen Kinder individuell zu fördern und ihrem persönlichen Begabungsprofil zu bilden, haben dazu geführt, dass

    immer mehr Eltern sich Alternativen im bestehenden Bildungssystem wünschen.

    Bis dato existiert die Schulpflicht in Deutschland statt einer sinnvolleren Lernpflicht. Schule wird somit in Deutschland direktiv verordnet. Eltern,

    die ihre Kinder selbst unterrichten wollen, müssen mit staatlichen Strafmaßnahmen wie Bußgeldern rechnen und werden somit unnötig kriminalisiert. Es sollte mündigen Bürgern frei gestellt sein wo sie ihren

    Kindern Bildung zukommen lassen. Alle staatlichen Sanktionsmaßnahmen gegen

    Eltern, die ihre Kinder selbst unterrichten, sollten aufgehoben werden.

    Hauptpetent: Wolf, Matthias

    Ende Mitzeichnungsfrist: 16.06.2010

    https://epetitionen.bundestag.de/index.php?action=petition;sa=details;petition=11495

  • IS
    Irene Schrieder

    Wirklich auf einen Menschen eingehen kann man nur im Zwiegespräch. Hier in England entscheiden sich viele Familien für "Home Education", deren Kinder aus dem Rahmen des Üblichen fallen und die deshalb in der Schule Probleme hatten: Kinder mit Asperger-Syndrom, Autismus, Hochbegabung, Minderbegabung, Legasthenie, Angsstörungen, suizidale Kinder, Kinder, die in der Schule gemobbed wurden - nur um die zu nennen, von denen wir selbst welche kennen. Man sollte sich vergegenwärtigen, dass die Schule erzieht und lehrt, indem sie das gewünschte Sozialverhalten oder die gewünschte Leistung einfordert. Das kann aber nicht jeder. Die Familie dagegen nimmt ein Kind an, wie es ist. Lernen in der Familie ist deshalb für die eine Chance, die auf der Schule todunglücklich und/oder akademisch Underachiever sind.

  • LM
    Leticia M.

    Ich bin selbst das elfte Jahr Schülerin und kann zu diesem Thema Folgendes sagen:

    ich kann die Neubronners voll und ganz verstehen. Ich sage dies mit dem Wissen, dass einige Erwachsene mich jetzt als dumm und unwissend abstempeln, aber es ist einfach meine Meinung. In meinem ganzen Leben war ich - wirklich - nie so unglücklich wie zB in meiner alten Oberschule.

    Natürlich bin ich mir dessen bewusst, dass Kinder lernen müssen, mit Problemen fertig zu werden. Dafür bin ich, keine Frage. Aber das kann man auch an anderen Orten als dem Innenraum einer Schule lernen! Ich war zB mein ganzes bisheriges Leben immer in Vereinen - egal welcher Art (Sport, Kunst, Gesang, Tanz,...) Auch dort hat man mit anderen Kindern zu kämpfen, man streitet, konkurriert untereinander. Aber auf einem höheren Niveau als in der Schule.

    Ich kenne eine amerikanische Familie (wohnhaft in den USA), die ebenfalls ihre Kinder zu Hause unterrichten. Die beiden ältesten Kinder sind an guten Unis, die anderen werden noch immer von der Mutter unterrichtet. Die Kinder einer anderen Familie sind noch im Grundschulalter (11 + 9 Jahre), sind aber auf dem Wissensstand von 13jährigen Schülern staatlicher Schulen.

    Nur weil man nicht die staatliche Schulbildung "genießt", muss man deswegen nicht weniger klug sein. Es gibt schließlich wirklich so einige unfähige Lehrer an Deutschlands Schulen.

    (Ich bin fest entschlossen, auszuwandern, und das wird auch geschehen - innerhalb der nächsten 3 Jahre. Aus vielerlei Gründen, zum Teil zählt auch das deutsche Schulsystem dazu.)

  • D
    Denninger

    Ach Susanne K:

    Du schreibst große Worte über Freiheit und das Recht auf Selbstbestimmung und unterstellst "den Rechtsprechern"(sic!) Parteilichkeit.

    Meinst Du nun die Legislative, die Executive oder die Judicative?

    Im Artikel brachten die Eltern keine Gründe für ihr Handeln vor, aber Du schreibst von den "besseren Argumenten", von "Angst vor Kontrollverlust" (das kann man den Eltern ebenfalls andichten) und von fehlendem Vertrauen in die Menschen. Was soll das Gefasel?

    Abgesehen von dem zweifelhaften Bemühen der Eltern, ihre Kinder ausschliesslich nach den eigenen Vorstellungen zu bilden geht es hier nicht um einen Kampf gegen Unterdrückung und Zwang. Es geht um die Pflicht des Staates, Aufsicht zu führen über das Schulsystem

    (Art. 7 GG).

    Sollte die Gesetzeslage einmal anders sein, so wird davon sicherlich nichts "in den Geschichtsbüchern" stehen. Dafür ist das Thema zu unbedeutend.

    Aber einmal eine andere Frage:

    Wie soll denn die Ausbildung der Kinder weitergehen?

    Im Rahmen einer Berufsausbildung besteht Berufschulpflicht, ein Fernstudium findet auch nicht nur im Hobbykeller statt und irgendwann übersteigt der Unterrichtsstoff weiterführender Schulen in seiner Fülle auch das Wissen des einsamen Lehrer-Papas.

    Die meisten Eltern, welche sich für den Unterricht am Küchentisch einsetzen, wollen nur das Beste für ihre Kinder. Es stellt sich aber bei jedem einzelnen Kind die Frage, ob das was die Eltern wollen auch wirklich dem Kindswohl optimal dient. Diese Entscheidung können die Eltern nicht alleine fällen. Es geht schliesslich nicht um sie sondern um ihre Kinder.

  • RR
    Robert R

    Was im Artikel nicht steht, aber IMHO wichtig ist: der Vater ist selber Lehrer. Andere wären, wie hier schon erwähnt, rein fachlich und pädagogisch auch nicht in der Lage, die eigenen Kinder zu Hause zu unterrichten.

     

    Meine Eltern hätte ich nicht als Lehrer haben wollen. Ich hoffe sie wären so klug gewesen, es auch selber einzusehen. Ob alle, die hier in der Schule nur noch Sodom und Gomorrha sehen, das selbst einsehen würden... die armen Kinder.

     

    Quelle: http://www.zeit.de/online/2009/06/interview-schulverweigerer

  • SK
    Susanne K.

    Es kann jeder über die Schulpflicht denken, was er will. Aber anderen ihre Meinung und ihr Recht auf Selbstbestimmung abzusprechen, ist doch diskriminierend. "Freiheit ist immer Freiheit der anders Denkenden". Die Neubronners haben die besseren Argumente, aber die Rechtsprecher wollen sich ihre Autorität nicht nehmen lassen. Sie haben einfach Angst. Gesetze werden von Menschen gemacht, und sie können von Menschen verändert werden. Aber wie so oft, verhindert die Angst (vor dem Präzendenzfall und vor Kontrollverlust) Veränderungen zum Besseren hin. Es fehlt an Vertrauen in die Menschen. Aber ich bin überzeugt: Von dieser Familie wird man noch in Geschichtsbüchern lesen. Als der Familie, die die Schulpflicht abgeschaft hat.

  • T
    T.Krüger

    Der Wunsch sein Kind vor den Auswirkungen eines überwiegend neoliberal geprägten, alternativlosen und segregierenden Schulsystems zu bewahren ist die Pflicht bewusster Eltern.

    Dass Kinder keine Horde schreiender gleichaltriger brauchen, um soziale Intelligenz auszubilden, ist in zahlreichen unabhängigen Studien bewiesen worden.

    Im gegenteil, die frühe Überbeanspruchng durch die Wünsche, Ängste und Forderungen dutzender Altergenossen führt in den meisten Fällen zu einem starken Egozentrismus, der - und das ist Gehirnwäsche - von unserem System gefordert wird. Leistungbereitschaft ist sicher wichtig, aber diese uneingeschränkt und unabhängig des Leistungszieles zu fordern ist freundlichst gesagt eingeschränkt.

    Bei Heimunterricht ausschließlich von Gehirnwäsche zu sprechen spricht eindeutig von Gehirnwäsche.

    Mein Wirtschaftslehrer konnte mir seiner Zeit auf die Frage nach den Ursachen des Welthungers nur eine Antwort geben: mangelnde Leistungsbereitschaft seitens der betroffenden!

    Das ist nicht nur zynisch, sondern sträflich.

    Ich kann jeden Menschen verstehen, der sein Kind nicht in eine Einrichtung sperrt, die Kinder schon im Grundschulalter für den Rest ihres Lebens durch die Entscheidung um die weitere Schulform vollkommen unqualifizierter Träger stigmatisiert.

    Hallo Deutschland!

    Schule? Ja. Nur diese nicht.

    Guten Tag

  • M
    michaelbolz

    @Amos: Die Dschungelcamps sind systembedingte Fehl"Endwicklungen", darin die Entwicklung eines antiautoritären Staatswesens zu sehen, ist ein blinder und hohler Rundumschlag - vor allem ist es einfach: Unwahr.

     

    @MichaelAC: Sehr richtig. Wer sich die Lehrerausbildung beispielsweise an den Universtitäten ansieht (das "Wie"), und darüber hinaus: "Was" zum Lehrer herangezüchtet wird, könnte gut im Grunde vor Verzweiflung todsüchtig werden, gäbe es nicht Shakespeare.

     

    Die im Artikel zitierte Aussage, dass erst der Klassenverband soziale Kompetenzen schule, ist ein ideologisch geschultes Idealbild, dass in der Praxis aus verschiedenen Gründen heraus im Wesentlichen entweder extrem ins Unkenntliche verzerrt ist, oder gar nicht funktioniert, was überwiegend Systemproblemen geschuldet ist.

     

    Wie sollen soziale Kompetenz und damit die Entwicklung eines demokratischen Individuums geschafft werden, wenn dem ein neurotisch-gesellschaftskonformistisches und entindividualisierend-extremnazifizierendes Herdenbildungssystem entgegensteht?

     

    Die steigende Tendenz des "Homeschooling" ist ein Verweis, sich grundlegend über die Bildungslandschaft und deren Veränderung Gedanken zu machen, die Systemprobleme in politischer Tat anzugehen - um endlich - genauso ein Idealbild? - wirklich von einer demokratischen Staatsgrundlage aus Bildung und Entwicklung zu betreiben, Demokratie zu betreiben.

     

    Alles andere ist Charivari.

  • K
    Klaus-Jürgen

    Parallelgesellschaften vermeiden?

    Hat das mal jemand für Politiker angedacht.

    Diese Volksverräter leben doch nur parallel zum Bürger. Aber klar, so geht das Spiel: Wer auch nur den Ansatz macht, selbst zu Denken, der wird ruhig gestellt. Nur so kann die Demokratie weiterwursteln.

    Traurig ist das alles...

  • MW
    Martin Wilke

    Ich lese gerade das Buch "Bildung zu Hause - eine sinnvolle Alternative" (von Alan Thomas, tologo verlag, Leipzig 2008). Es handelt sich um eine soziologische Studie über 100 Homeschooling-Familien aus England und Australien.

     

    Darin wird z.B. auch deutlich, dass religiöse Überzeugungen nur bei einer kleinen Minderheit der Familien der Grund für das Homeschooling waren. Oft war es die Unzulänglichkeit des staatlichen Schulsystem oder dort erfahrenes Mobbing.

     

    Schülern, die in Staatsschulen von Mitschülern oder Lehrern gemobbt werden, zu erzählen, sie müssten eine Schule besuchen, weil sie dort soziale Kompetenz lernen würden - das halte ich für zynisch.

     

    Man könnte zwar noch einwenden, dass man nicht vor jedem Problem weglaufen darf, aber mit der Begründung, könnte man auch die Berliner Mauer verteidigen ...

  • T
    Timm

    An Dr. Kolossus:

     

    Erstens: Das Argument mit den fehlenden sozialen Kompetenzen lasse ich nicht gelten, da aus dem Text klar wurde, dass die Kinder im Chor singen, Vereinsmitglieder sind und Freunde haben. Ausgeruht, ohne den Schulstress im Rücken, ist das sicherlich genug um sogenannte soziale Kompetenzen aufzubauen.

    Zweitens: Meiner Erfahrung nach kommt in der Schule weniger angewandte Entwicklungspsychologie oder Pädagogik zum Einsatz, als ein Erstsemesterstudent lernen sollte. Das leisten viele Eltern besser, weil es schliesslich um ihre eigenen Kinder geht. Das sie dabei an ihre Grenzen stoßen ist normal und könnte ab einem gewissen Alter eventuell in eine Eingliederung in eine Oberstufe führen. Warum nicht? Besser als seine Kinder in einer Gemeindengrundschule mit überforderten Lehreren in überfüllten Klassen der Frontalunterrichtsidiotie zum Fraß vorzuwerfen.

    Wer als Elternteil die Energie zum Heimunterrichten aufbringen möchte, sollte daran nicht mit allen Mitteln gehindert werden (nur mit ein paar wenigen).

     

    Und johannes:

    "Selber denken und Mündigkeit kann nicht von einem Elternteil beigebracht werden?" Ja von wem denn dann? Träumst du von einem John Keating-Club der toten Dichter Lehrer?

  • D
    Denninger

    Ach MichealAC:

    Ist ja toll wie gut Du das Schulwesen kennst. Die manchmal bösen, ansonsten aber immer desinteressierten, unausgebildeten und ausgebrannten Lehrkörper können natürlich keine pädagogischen Funktionen übernehmen.

    Mami kann das ja viel besser! (SCNR)

    Schön, dass Du weist, dass es in anderen Ländern diese Möglichkeit gibt. Wir leben nun einmal in der Bundesrepublik Deutschland und hier gilt das Grundgesetz.

    Unbeachtet dessen, was Herr Ludwig Paul Häußner so aus dem Grundgesetz zu lesen vermeint

    (PS: Bitte auch Art. 7 Abs. 4 und 5 lesen)

    gilt die allgemeine Schulpflicht.

    Ohne in die Diskussion eingreifen zu wollen, wo die lieben Kleinen nun besser pädagogisch kuscheln können sehe ich das Gemeinwesen auf allgemeine Schulen und die allgemeine Schulpflicht ausgerichtet.

    Eine etwas provokante Gegenfrage:

    Wenn die Kinder schon mit verschiedenen Schulen und damit unterschiedlichen pädagogischen Ansätzen nicht klarkamen und klarkommen,

    ist dann ein Hausunterricht nicht eine simple Behandlung der Symptome, ohne die Ursache überhaupt suchen zu wollen?

    Da hilft für später auch kein Unterricht bei Papi und Mami.

  • M
    MichaelAC

    @johannes:

    In anderen Ländern (A, CH, DK, F, GB, USA, AUS) gibt es stattdessen die Unterrichts- oder Bildungspflicht! Und dort verwahrlosen die Kinder nicht, sondern entwickeln diese sogenannten "Social Skills" ebenfalls, manchmal sogar besser als bei uns... der Staat nimmt sich dort übrigens nicht aus seiner Sorgfaltspflicht heraus. Der Lern- und Wissensstand wird regelmäßig überprüft.

     

    @Dr. Kolossos:

    Soso, Gehirnwäsche durch die Eltern... aktuell bemängele ich eher die "Verbildung" durch unfähige Lehrer, die ihrer Aufgabe einfach nicht mehr gewachsen sind! Eines der grundlegenden Übel ist wohl eher, dass Lehrer verbeamtet werden. Womit wird das gerechtfertigt??? Hoheitliche Aufgaben? Ein Kind durch einen unkündbaren Pädagogen unterrichten lassen, dem es egal sein kann, ob er Erfolg hat oder nicht? Hallo??? Gerade die Nähe der Eltern zu den Kindern sollte erfolgreich bei der Vermittlung von Werten und Kompetenzen jeder Art sein. Und ich unterstelle den Eltern, die bereit sind, Home-Schooling auf sich zu nehmen, sehr wohl auch die Fähigkeit zur Wissensvermittlung abseits des maroden Bildungsmainstreams, der in unseren Schulen Einzug gehalten hat. Zu Hause werden nämlich Sachbearbeiter-Rangkämpfe nicht auf dem Rücken der Kinder ausgetragen! Und selbst, wenn ein Pädagoge motiviert ist, dann ist spätestens nach 10 Jahren Schluss mit lustig, weil er bis dahin durch das Mobbing unter den Kollegen aufgerieben worden ist.

     

    Den Rest erledigen unsere Schulministerien durch Einsparungen und katastrophale Gesetze.

  • A
    Amos

    Die Schulen sind doch teilweise zu Dschungelcamps

    geworden, wo das Recht des Stärkeren ausgeübt wird.

    Und das gesamte Schulwesen steht unter der Aufsicht

    des Staates? Der Staat,der durch seine antiautoritäre Erziehungsmethoden, dieses Desaster

    doch erst ermöglicht hat, erzählt den Leuten "einen

    vom Pferd".

  • DK
    Doktor Kolossos

    Wozu Heimunterricht? Damit der Nachwuchs den Stoff kann, aber keine sozialen Kompetenzen aufbaut? Damit Kinder, denen von ihren Eltern das Hirn gewaschen wird, sei es religiös oder anders motiviert, nicht mehr in der Schule die „normale Welt“ kennenlernen? Damit sie keinen Leistungsdruck erfahren? Damit sie keine anderen Realitäten als die Familienwelt verstehen lernen? Um sie vor dem Unbekannten, von neuen Erfahrungen abzuschirmen?

    Wer will denn mit 14 noch von Mama unterrichtet werden?

    Es ist schlimm genug, dass die professionelle Lehrerschaft kaum noch psychologisches und pädagogisches Basiswissen in der Ausbildung erfahren. Ist ein heimunterrichtendes Elternpaar, dass vielleicht keine Ahnung von Entwicklungspsychologie und Pädagogik hat, wirklich allen Herausforderungen eines Adoleszenten gewachsen? Die Kinder der Beispielfamilie sind dem Artikel zufolge außerstande, sich in eine Klassengemeinschaft einzufügen.

    Das ist ein klares Versagen der Eltern. Diese sind, so der Artikel, mit der Problematik überfordert und wollen deswegen die Kinder daheim unterrichten. Was für ein pädagogisches Armutszeugnis! Und ausgerechnet diese Menschen wollen so genau wissen, was gut für ihre Kinder ist?

    Damit mit der Schule kein totalitäres Schindluder mehr getrieben wird, ist die Bildung doch Ländersache.

    Aus allen diesen Gründen bin ich der Überzeugung (krasse Ausnahmefälle ausgenommen):

    Die Schulbesuchspflicht ist gut. Man kann nicht alles daheim lernen.

  • LP
    Ludwig Paul Häußner

    Die Artikel 6 und Grundgesetz ermöglichen meines Erachtens auch das so genannte Homeschooling.

     

     

    Artikel 6 GG

     

    (2) Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft.

    (3) Gegen den Willen der Erziehungsberechtigten dürfen Kinder nur auf Grund eines Gesetzes von der Familie getrennt werden, wenn die Erziehungsberechtigten versagen oder wenn die Kinder aus anderen Gründen zu verwahrlosen drohen.

     

     

    Artikel 7 GG

     

    (1) Das gesamte Schulwesen steht unter der Aufsicht des Staates.

     

     

    Aufgrund dieser Grundrechte kann ich den Eltern nur empfehlen in Bezug auf Homeschooling Verfassungsklage einzureichen.

     

    Ludwig Paul Häußner

    Arbeitsbereich Educational Entrepreneurship

    Universität Karlsruhe (TH) - IEP

  • J
    johannes

    Es gibt nicht umsonst die allgemeine Schulpflicht. Bloß weil einem Kind eine Schule nicht gefällt haben Eltern nicht dass Recht Kindern den Schulbesuch zu verbieten egal aus welchen Gründen. Wie bitteschön sollen Kinder im Privatunterricht lernen mit anderen Menschen auszukomenn - Stichwort Social Skills

    und ich bin mir sicher dass "selber denken" und Mündigkeit von einem Elternteil nicht beigebracht werden kann. Schon alleine wegen der fehlenden Distanz

  • M
    MichaelAC

    Wen wundert's, ist doch dieses Schulsystem hervorragend geeignet, unmündige Bürger hervorzubringen; und das seit mindestens(!) zwei Generationen!

     

    Selber denken kann so viel Spaß machen... wenn es zugelassen würde!