Immobilien in Deutschland: Mehr Geld für Wohnungsbau gefordert

Die Gewerkschaft IG Bau warnt vor einem Einbruch beim Neubau, der Bedarf sei riesig. Bauunternehmen fordern weniger Vorschriften.

Bauarbeiter arbeiten auf einer Wohnungsbaustelle

Die Baubranche kommt nicht hinterher: Mehr als 700.000 Wohnungen fehlen laut IG Bau Foto: Marcus Brandt/dpa

BERLIN dpa/afp | Die IG BAU warnt vor einer schweren Krise im Wohnungsbau. Die Bedingungen für den Neubau von Wohnungen seien in Deutschland so schlecht „wie noch nie seit dem letzten Weltkrieg“, sagte der Gewerkschaftsvorsitzende Robert Feiger in einem Interview der Augsburger Allgemeinen anlässlich des „Wohnungsbautages“ an diesem Donnerstag. Der Wohnungsbau leide unter den hohen Baukosten, hohen Zinsen und vor allem auch hohen Hürden „durch Gesetze und Verordnungen, durch Auflagen und Vorschriften“.

Deutschland stecke beim Bauen und Wohnen „in einer noch nie dagewesenen, noch nie so schlechten Situation: in einer absoluten Ausnahmesituation“, warnte Feiger. Dabei gebe es einen extrem hohen Bedarf an Immobilien: Mehr als 700.000 Wohnungen würden fehlen. Der IG-BAU-Chef forderte einen „Booster für den Neubau“ von sozialen und bezahlbaren Wohnungen. Gebraucht werde ein Sondervermögen von mindestens 50 Milliarden Euro bis 2025. Nur dann könne es gelingen, 100.000 Sozialwohnungen pro Jahr neu zu bauen.

Auch die Linke forderte eine Milliardenspritze für den sozialen Wohnungsbau. „Wir brauchen dringend ein öffentliches Wohnungsbauprogramm über 20 Milliarden Euro für sozialen gemeinnützigen Wohnungsbau nach ökologischen Kriterien“, sagte die wohnungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Caren Lay, dem Nachrichtenportal t-online.

Die Lage beim Wohnungsbau beschrieb sie als „katastrophal“. Die Baugenehmigungen seien um mehr als 20 Prozent eingebrochen, 27.000 Sozialwohnungen seien im vergangenen Jahr weggefallen. Der Bundesregierung warf Lay vor, sie habe „einen Aufbruch für eine engagierte Wohnungspolitik bis jetzt komplett verschlafen“.

Branche fordert Abbau von Auflagen

Mehr Tempo und weniger Kosten beim Wohnungsbau sind nach Einschätzung aus der Branche vor allem durch weniger Reglementierung zu erreichen. Susanne Klabe vom Landesverband des Bundesverbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen forderte weniger Regeln und Vorschriften. „Wir haben in Berlin relativ wenig Einflussmöglichkeiten auf die Entscheidungen der EZB zur Zinsentwicklung oder auf die Frage der Entwicklung der Materialkosten“, sagte sie am Donnerstag im RBB-Inforadio. „Wenn wir eine Stellschraube nehmen, an der wir wirklich drehen können, dann müssen Regeln abgespeckt werden.“

Die Bauvorschriften sollten auf die Frage untersucht werden: „Können wir es uns weiter leisten, immer den besten aller denkbaren Standards im Neubau zu fordern, oder genügt nicht mitunter ein geeignetes Mittelmaß?“ Damit lasse sich die Preisspirale vielleicht bremsen. Weniger Regeln seien auch ein Beitrag zu mehr Geschwindigkeit beim Bauen. Vor allem aber müssten die Entscheidungsprozesse schneller werden, sagte Klabe. „In Berlin sind im vergangenen Jahr Bebauungspläne festgesetzt worden, die haben im Durchschnitt zehn Jahre Verfahrensdauer gehabt.“

In Deutschland und nicht zuletzt in Berlin fehlt es an Wohnraum. Das Statistische Bundesamt teilte am Dienstag mit, der Rückgang der Baugenehmigungen in Deutschland habe sich im Februar fortgesetzt. Die Behörden bewilligten den Bau von 22.300 Wohnungen. Das war ein Minus von 20,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.