: Immer wieder Überfall
34-Jähriger hat dreimal dieselbe Bankfiliale beraubt: Zu sechseinhalb Jahren Knast verurteilt
Bevor Sigrid Thiel ihre Hausbank am Eppendorfer Weg aufsucht, überlegt sie sich genau, was für eine Uhrzeit ist. Nicht zu früh, nicht zu spät – bloß keine publikumsarme Zeit. Denn die Rentnerin hat schon mal dem Räuber ins Auge geblickt: „Ist der Friesennerz wieder in?“, fragte sie sich noch zunächst harmlos, als sie den Mann die Bank betreten sah. Von dem eigentlichen Überfall bekam sie dann wenig mit. „Ich wunderte mich nur, dass die eine Angestellte ein wenig verklemmt herumsaß“, sagt sie weiter. Und: Dass der Mann im Friesennerz mit einer silbernen Pistole aus der Filiale heraushechelte. „Er sah mich plötzlich am Automaten ganz erschrocken an, merkte aber wohl, dass von der Ollen nichts zu befürchten ist.“
Allein drei Mal hat Mehmet B. in dieser Sparkasse Angst und Schrecken verbreitet, sie zwischen Juli 1999 und Sommer 2002 überfallen, um seine Spielschulden in den Griff zu bekommen. „Die Überfälle sind mir nicht leicht gefallen“, sagte er gestern vor Gericht. Die Beute: 50.000 Mark. Er war 1996 bereits wegen Bankraubes zu fünf Jahren Knast verurteilt worden. Gestern wurde er zu sechseinhalb Jahren Haft verdonnert.
Die kleine Haspa-Filiale gilt seit Jahrzehnten als magischer Anziehungspunkt für Räuber. 27 Mal wurde sie überfallen. Der kleine schlichte Flachbau der Hausansiedlung sieht einladend aus. Der Schalterraum ist übersichtlich. Obwohl die Sparkasse eigentlich im belebten Eppendorf liegt, ist es ruhig. Gegenüber befindet sich ein Gemeindezentrum ohne Einblick für Zeugen, direkt neben der Bank ein Torweg, der sich hervorragend als Fluchtweg Richtung Goebenstraße und Isebekkanal anbietet.
Dennoch: Bislang sind alle Täter geschnappt worden. Der Mann mit dem Friesennerz auch, verfolgt von einem Bankangestellten, wurde er schließlich in seiner Wohnung verhaftet.
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