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Im Zentrum der Hauptstadt

■ Oppositionsführer verschleppt und ermordet

San Salvador (afp) - Das jüngste Opfer der nicht abreißenden Kette politischer Morde in El Salvador: Rigoberto Orellana, Vorstandsmitglied der „Bewegung Brot, Land, Arbeit und Freiheit“ (MPTL), wurde von Soldaten in Zivil verschleppt und getötet, teilte die Organisation am Wochenende mit. Die Leiche ließen die Mörder am Donnerstag auf offener Straße im Zentrum der Hauptstadt San Salvador liegen. Die Behörden hatten zunächst behauptet, Orellana sei von einem Auto überfahren worden, doch fand diese These keine Bestätigung im gerichtsmedizinischen Befund. Die vor zwei Monaten gegründete MPTL gilt als die derzeit politisch aktivste Massenorganisation der linken Opposition in El Salvador. Etwa tausend Studenten beteiligten sich am Wochenende an einer Gedenkkundgebung für die Opfer eines Armeemassakers vor 13 Jahren. Der Marsch, zu dem der „Allgemeine Verband Salvadorianischer Universitätsstudenten“ (AGEUS) aufgerufen hatte, verlief ohne Zwischenfälle, obwohl die Regierung gedroht hatte, bei Demonstrationen künftig scharf durchzugreifen.

Am 30. Juli 1975 waren in einem westlichen Viertel in San Salvador 30 Teilnehmer eines Protestmarsches von Studenten im Kugelhagel der Armee gestorben. Die Demonstranten legten am Schauplatz des damaligen Massakers Blumen nieder. Verteidigungsminister Eugenio Vides Casanova kündigte unterdessen an, die Armee werde gegen weitere Demonstrationen mit Wasserwerfern und Plastikgeschossen vorgehen. Um die in den letzten Monaten wachsende Protestwelle einzudämmen, sollen die Streitkräfte mit elektrischen Schlagstöcken und neuen Schilden ausgerüstet werden, sagte der Minister.

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