■ KommentarI: Im Schongang
Ein dünnes Stimmchen, das der parlamentarische Arm des Bürgerprotestes da gestern in den Koalitionsgesprächen erhob. Oder besser, nicht erhob. Sie mutete geradezu schamlos an, die rasante und scheinbar widerstandslose Zustimmung der Statt Partei zu den gesammelten, großkopferten Projekten Henning Voscheraus.
Wozu das ganze Herumgetöne vor der Wahl über Politikverdrossenheit, Bürgernähe und Transparenz, so fragt man sich nach der gestrigen Kurzpräsentation der ersten Verhandlungsergebnisse, wenn die Wählervereinigung dann doch in Lichtgeschwindigkeit nur zur pflegeleichten Mehrheitsbeschafferin für Voscherau-Politik in Reinkultur mutiert? Wo ist sie, die versprochene Transparenz in den Verhandlungen über die künftige Hamburger Regierung? Wo sind sie, die neuen politischen Aussagen? Statt dessen: Geheimnistuerische Sitzungen, aus denen nur die gewohnten Verbal-Bröckchen und Politiker-Phrasen unters Volk gebracht werden dürfen.
Nach soviel Schongang bereits bei der Vorwäsche stellt sich die Frage, was von der Statt Partei eigentlich noch zu erwarten ist. Denn statt der selbstbewußten Halsstarrigkeit, die ihre Mitglieder anfangs zeigten, stellen sich jetzt bereits die ersten „Papi, hab-uns-doch-lieb“-Symptome ein.
Die Gründe für den butterweichen Kurs der Wählervereinigung: Unerfahrenheit, Selbstüberschätzung, Naivität, schlechte Vorbereitung oder etwa doch Pöstchengeilheit? Egal, was es sein mag – vielleicht mag Papi sie dafür vier Jahre lang liebhaben. Aber vielleicht ist er dann auch der Letzte, der das noch tut. Sannah Koch
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