Im Rahmen einer Restrukturierung: Hypo Real Estate halbiert Belegschaft
Der angeschlagene Immobilienfinanzierer trennt sich nach einer Razzia von Vorstandsmitgliedern. Zudem werden ganze Geschäftsbereiche aufgegeben und 1.000 von 1.800 Stellen gestrichen - vor allem im Ausland.
MÜNCHEN dpa/ap Der krisengeschüttelte Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate streicht mehr als die Hälfte seiner Arbeitsplätze: Insgesamt sollen in den kommenden Jahren rund 1.000 der derzeit 1.800 Stellen weltweit wegfallen, berichtete das Unternehmen am Samstag. Die betroffenen Arbeitsplätze befänden sich zum Großteil außerhalb Deutschlands. Ein Teil des Personalabbaus solle über Auslagerungen von Betriebsteilen und Verkäufe erfolgen. Die Einschnitte seien als Bestandteil der Restrukturierung notwendig, sagte Konzernchef Axel Wieandt, der nach der dramatischen Rettung des Konzerns im Oktober an die Firmenspitze geholt worden war.
Nach einer Razzia der Staatsanwaltschaft München trennt sich die Bank außerdem von mehreren Vorstandsmitgliedern. Betroffen sind von den zuletzt noch amtierenden Spitzenmanagern Finanzvorstand Markus Fell und sein Vorstandskollege Frank Lamby. Außerdem werden die Dienstverhältnisse des früheren Konzernchefs Georg Funke und von Exvorstandsmitglied Bo Heide-Ottosen mit sofortiger Wirkung beendet. Beide hatten angesichts der Krise der Bank bereits ihre Vorstandsposten geräumt. Die Staatsanwaltschaft München hatte vor einigen Tagen wegen des Verdachts auf Marktmanipulationen und falsche Darstellungen nach dem Aktiengesetz die Bank sowie Privaträume von Vorstandsmitgliedern durchsuchen lassen. Der Aktienkurs des Unternehmens war seit Jahresbeginn von 37 auf unter 3 Euro gefallen.
Ende September stand die Hypo Real Estate wegen der Probleme der Depfa kurz vor dem Kollaps und musste von Banken und Bund mit 50 Milliarden Euro gerettet werden. Diese Summe reicht allerdings langfristig nicht aus. Derzeit verhandelt der Konzern nach eigenen Angaben mit dem Finanzmarkt-Stabilisierungsfonds über weitere Unterstützungsmaßnahmen. Eine Größenordnung nannte der Konzern aber nicht.
Im Gegenzug für die staatliche Unterstützung musste die Hypo Real Estate ein neues Geschäftsmodell ausarbeiten, um ihre Zukunft zu sichern. Wieandt kündigte an, dass sich der Konzern in Zukunft vor allem auf Deutschland und Europa konzentrieren und von anderen Teilen des Geschäfts trennen wird. Unter anderem will die Hypo Real Estate die nicht zum künftigen Geschäftsmodell passenden Kapitalmarkt- und Handelsgeschäfte einstellen. Zudem zieht sie den Verkauf von nichtstrategischen Aktivitäten in Betracht. Der bisher eher lose Unternehmensverbund soll stärker integriert werden.
Auch im operativen Geschäft ist keine Besserung eingetreten. "Die Bedingungen an den internationalen Kredit- und Immobilienmärkten haben sich im laufenden Quartal weiter eingetrübt", erklärte die Bank. Im dritten Quartal hatte der Konzern einen Verlust von 3,1 Milliarden Euro gemacht.
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