■ QUERBILDER: Im Kreis der Freunde
„Sex! Macht euch gefaßt auf die Sexszenen!“, bereitet die irische Bestseller-Autorin Maeve Binchy treue Leser auf die Verfilmung ihres – in eigener Einschätzung – „eher zurückhaltenden“ Romans CircleOf Friends (Im Kreis der Freunde) vor.
Ende der fünfziger Jahre treffen am Dubliner College die drei Busen-Freundinnen Benny (Minnie Driver), Eve (Geraldine O'Rawe) und Nan (Saffron Burrows) erneut aufeinander, die acht Jahre zuvor in dem irischen Provinznest Knockglen gemeinsam die erste Kommunion und somit das entscheidende Initiationsritual gefeiert hatten, das den Film nun 102 Minuten in Gang halten soll. Angespornt durch eine Vorlesung über „sexual savages“ und „primitive Stämme“, in denen die Geschlechter frei miteinander verschmelzen, reibt sich ihre fleischliche Lust an den rigiden Restriktionen der katholischen Kirche. Während Bennys engstehende Augen bei dem ersten Treffen mit dem charmanten Medizin-Studenten und Rugby-Helden Jack (Chris O'Donnell) zu funkeln und ihre Pausbäckchen zu zittern beginnen, hat die welterfahrene Nan Blick und Zukunft auf den protestantischen Aristokraten Simon (Colin Firth) fixiert. Verzweifelt über das befruchtete Ei in ihrem Körper und der spöttisch-kalten Ablehnung des Protestanten, eine Frau aus niederem Stand zu heiraten, vergreift sich Nan an Bennys Jack und erklärt das „Bastard-Kind“ als das seine.
Die Determination Bennys, das „Richtige“ zu tun, d.h. Liebe und Sex nicht voneinander zu trennen, wird nicht nur mit dem Schuldzugeständnis Nans und deren Abreise nach England zwecks Abtreibung belohnt, sondern auch mit dem Recht zur vor-ehelichen Befriedigung. So entfernt sich die Kamera bei der einzigen befürworteten Sexszene dezent vom Geschehen und verläßt mit Bennys Schlußsatz „Bless me father, for I have sinned“ erleichtert den Film.
Mit vielleicht zu großem Einfühlungsvermögen für die provinzielle und sexuell prüde Mentalität der frühen sechziger Jahre inszeniert Regisseur Pat O'Connor eine Saga über das Erwachsenwerden, die sich jedoch einen diachronischen Blick, durch das zärtlich-ironische Verständnis für die Mädchen als Produkte ihrer Zeit, weitestgehend entzieht.
Isa Ostertag Studio
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