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berliner szenenIm Fahrtwind rauchen

Der Radiomoderator hält sich für einen Regengott, weil er den einsetzenden Regen gefeiert hat und es daraufhin so bald nicht wieder aufhörte zu regnen. Da schalten wir nach der dritten Symphonie von Brahms, der Siegerin des heutigen Wunschkonzerts, lieber mal ab.

Unten im Briefkasten liegt Post von der Hausverwaltung. Schluck. Zum Glück ist es was Harmloses, aber man kriegt jedes Mal einen halben Herzkasper bei dem Absender. Hausverwaltung rangiert noch vor Finanzamt.

Der M29er wird flott gesteuert, bitte schön festhalten. Ein oder zwei Stationen vor Moritzplatz steht ein älteres türkisches Paar an der Haltestelle und lächelt dem Bus mit spitzbübisch kindlicher Freude entgegen. Der Bus hält. Der Fahrer, ein junger dynamischer Typ, springt raus und übergibt den beiden ein Alupäckchen, das zuvor auf der Ablage der momentan geschlossenen Kasse lag. Nochmal große Freude, dann fährt der Bus weiter. Was ist in dem Päckchen bloß drin? In meiner Vorstellung eine Zutat fürs Abendessen oder Früchte aus dem Schrebergarten des Sohns oder Enkels. Super Aktion.

Doch es kommt noch besser. Weit oben auf der Prenzlauer Allee fährt ein zartgliedriger Mann in seinem Rollstuhl in langsamem Schritttempo auf dem Fahrradweg. Er zieht sich mit dem Bein, das ihm noch geblieben ist, vorwärts, mit dem linken. Dass es Richtung Alex leicht abschüssig ist, hilft ihm dabei.

In seiner grazilen rechten Hand hält er eine Filterzigarette. Selten sah man solch einen Style, solch eine Gelassenheit und Eleganz in einer Person vereint. Vielleicht toppt diese zauberhafte Erscheinung sogar Saint-Loup, den Freund Marcels aus urältestem Hochadel in der Recherche von Marcel Proust, die zurzeit im Radio vorgelesen wird. Hi ho, ich bin eine Schnuppe vom Stern Nonchalance. Katrin Schings

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