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Im Angesicht des Gottes namens "Geld"Schinken im Schawarma

Ein Marokkaner erkennt, dass Schweinefleisch den Geschmack seiner spanischen Kunden trifft. Die Religion ist ihm egal, wenn es dem Geschäft dient.

Schwein im Schawarma? Warum nicht, wenn's eine Marktnische ist. Bild: imago / Pak Images / Ilyas Dean

Ahmad hat lange für seinen Traum vom eigenen Lokal gearbeitet. Seit zehn Jahren lebt der Marokkaner in Spanien und musste in der Zeit viel kochen, bedienen und ausschenken, bevor er seine "Purple Bar" in der Altstadt Granadas eröffnen konnte. Drei Monate ist das nun her. Dass die Bar seitdem gut läuft, verdankt der 47-Jährige einer Geschäftsidee, die in seinem Heimatland undenkbar wäre.

"Granada ist die Tapas-Hauptstadt Spaniens", erzählt Ahmad. "Tausende Studenten und Touristen gehen jeden Abend aus, um sich eine "Caña mit Tapa" - ein kleines Bier mit Tapa - schmecken zu lassen." Dabei können die Nachtschwärmer auf eine riesige Auswahl zugreifen: Es gibt traditionelle Tapas, Tapas mit Fisch, Tapas mit Spaghetti, Sushi Tapas und auch arabische Tapas, die mit Hammel- oder Lammfleisch zubereitet werden.

Trotzdem fand Ahmad in dieser Fülle eine kulinarische Nische, die noch nicht besetzt war: "Ich dachte mir, wir sind ja in einem katholischen Land. Den Leuten hier gefällt zwar die arabische Küche, aber sie essen auch Schwein. Warum biete ich ihnen also nicht Schawarma mit Jamon (Schinken) an?" Seitdem wächst die Kundschaft von Ahmad immer weiter, auch wenn, wie er sagt, keine Muslime darunter sind.

Die andalusische Stadt ist nicht nur für Tapas bekannt. Von 1238 bis 1492 war Granada die Hauptstadt des gleichnamigen Emirats. Dann wurde die Iberische Halbinsel von Königin Isabella I. von Kastilien und Ferdinand II. von Aragón, den sogenannten Katholischen Königen, zurückerobert. Die Muslime, die in der Stadt geblieben waren, mussten sich bekehren lassen oder wurden getötet.

Durch die Auswanderung aus Nordafrika ist der Islam in den letzten Jahrzehnten nach Andalusien zurückgekehrt. Etwa 184.000 Muslime leben in der Region. Heute werden sie nicht nachdrücklich gezwungen, sich zu bekehren, aber das Gesetz der Wirtschaft von Angebot und Nachfrage führt letztlich zum gleichen Ergebnis: "Dieses Essen hat keine religiöse Bedeutung", sagt Ahmad. "Die Leute wollen Alkohol und Schwein in der Hauptstadt der Sultane? Meine "Mojito und Schawarma mit Jamon" sind die dazu passende Mischung. Die Religionen sind egal" - im Angesicht des Gottes namens "Geld".

Maria, die in einer muslimischen Familie in Granada geboren wurde, hat da eine andere Meinung: "Ich bin nicht praktizierend, gehe nicht in die Moschee, trage keinen Hidschab und trinke gerne Bier mit meinen Freunden. Aber als ich von diesem "Schawarma mit Jamon" gehört habe, war ich der Sache überdrüssig. Das ist eine Frage des Respekts. Ich habe jetzt fast den Wunsch, einen kulinarischen Dschihad zu führen."

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11 Kommentare

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  • WE
    wilfried eppers

    Man sollte auf dieser Welt mal langsam umschalten und den Lebensmaximen des Größten jemals lebenden Menschen folgen die da heißen :Leben und Leben lassen.Gemeind ist Jesus Christus.Verlange nur für dich selbst was du auch bereit bist vorher anderen zu geben,das heißt auch Toleranz und Respekt voreinander.Oder auch:Du kannst nur einen Gott dienen-entweder dem Mammon(Geld, Besitz) oder Gott.Ich,ein Atheist Sage euch das wir einen Neuen Alten Gott heute haben- den Mammon.Und dieser umgarnt heute die ganze Welt.Jesus sagte auch einmal: An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen- was sind das aber für Früchte wenn heute um des Mammons Willen an den Börsen dieser Welt um lebensmittel Spekuliert wird,wehrend dessen Millionen Menschen Hunger leiden oder(meißtens Kinder)daran sterben-das sind stinkende Früchte die nur kranke Bäume hervorbringen können.Dieses kann man alles in der Biebel nachlesen.Leider Gottes machen dieses viel zu wenig,laufen lieber dem Mammon nach um ihre Gier Rücksichtslos zu Befriediegen und nach unten zu Treten und nach oben zu Kratzen. Zum Schluß möchte ich Sagen:Die Worte von Jesu sind kein Gras oder Schnee von Gestern sondern treffen heute um so mehr zu denn die Verführung zum Bösen ist heute ungemein größer. Lug und Trug steht auf der Tagesordnung.Wir müssen wieder zu den Grundwerten der Menschheit Zurückkehren und die Worte auch von Jesu in sich aufnehmen- denn je mehr menschliche Vernunft man in sich aufnimmt um so Größer wird der Mensch kehrt man sich von der Vernunft fort so wird man immer mehr zur stinkenden Frucht.Darum laßt uns alle Umdenken,laßt uns sozial Denken und Leben denn so wie es jetzt läuft geht es nicht weiter.Es soll jeder gut Leben können und jeder sei seines Glückes Schmied aber man soll auch seine in Not geratenen Mitmenschen nicht Vergessen. Sozial, Toleranz und Respekt sei die Neue Alte Lebensrichtlinie damit kein Mensch mehr im Namen des Mammon,s Gekreutzigt wird noch in der heutigen Zeit anderweitig zu Schaden kommt,denn heute macht man es auf die feine Art-man dreht den Geldhahn zu und läßt unbequeme Tag für Tag immer etwas mehr Sterben.Das macht kein Aufsehen und Endet meißtens tragisch für den betroffenen.Lebt man in einem Land - wo noch mitteralteriche Denkweisen vorherrschen-man sich für seine Mitmenschen sozial einsetzt kann es passieren das man man mit großen körperlichen Gebrechen weiter Leben muß und zwar ohne das die Verantwortlichen zur Verantwortung gezogen werden.Auch dieses muß Weltweit aufhören.Man muß hier die Metternichidiologie endlich Beiseite legen damit auch hier die Vernunft einkehrt.Im Namen der Vernunft Wilfried

  • I
    Irene

    Früher: "Die Muslime, die in der Stadt geblieben waren, mussten sich bekehren lassen oder wurden getötet."

    und heute:

     

    "Etwa 184.000 Muslime leben in der Region. Heute werden sie nicht nachdrücklich gezwungen, sich zu bekehren, aber das Gesetz der Wirtschaft von Angebot und Nachfrage führt letztlich zum gleichen Ergebnis."

     

    Zwangsbekehrt durch Schweinefleisch? Auf diese Konstruktion muss man erst mal kommen.

  • JC
    Johnny Cynic

    Sag' mal Riccardo, wo findet man heute noch solche Kleingeister für alle Katholiken gleich Schweinefleichfresser sind und Granada immer noch die "Hauptstadt der Sultane"?

    Und die ach soo laizistische "Maria" droht gleich mit heiligem Krieg, wohl weil die "moslemische Küche" entehrt wurde.

    So was von Dummschwätzerei sucht seinesgleichen.

  • S
    Socke

    Stimmt! Es hat etwas mit "Respekt" zu tun, denn wenn jemand so etwas Essen möchte sollte ihm das keiner verbieten.

    Wo da jetzt das Problem ist - mag uns nur die "Auf-dem-Papier-Muslima" erklären. Denn wenn sie kein Kopftuch trägt, nicht praktiziert und auch keinen Alkohol trinkt - warum stört sie denn nun ausgerechnet noch das andere Menschen (!) Schweinefleisch verzehren können? KEiner zwingt ja sie das zu essen.

     

    Meiner Meinung nach hört sich das so säkularisiert an, da sollte einem alles egal sein.

     

    Mutet ansosten nicht nur ein wenig "willkürlich" an. Vielleicht ärgert sie sich ja auch nur weil sie selber nicht die gleiche Idee hatte....

  • D
    Domenq

    Drogen, Waffen, Gifte - das Geld der Ungläubigen stinkt nicht...

  • W
    willy

    Könnte glatt sein, dass Maria n´bißchen doof ist!

  • H
    Hendrik

    Eine Frage des Respekts... Respekt. Wovor? Vor der Idee eines Menschen, der behauptet hat, Gott, Allah oder wie auch immer man ihn/sie/es nennen soll, spreche zu ihm? Eine Idee, die seit Jahrhunderten als Vorwand dazu hergenommen wird, andere Menschen zu unterdrücken, zu versklaven, zu foltern und zu ermorden? Respekt davor??? Hah!

  • H
    Henry

    Dass sich eine Frau, die selber total unmuslimisch lebt, darüber aufregt, dass ein anderer Moslem, der möglicherweise noch mehr muslimische Gebote achtet als sie, Schweinefleisch für andere zubereitet, ist mMn ein Witz...

  • H
    Hermann

    Was fürn blöder Artikel!

     

    Wieso wird dieser Restaurantbesitzer als geldgeil und prinzipienlos hingestellt, nur weil er die Spielregeln einer Aberglaubensgemeinschaft in seinem Laden nicht befolgt? Vielleicht ist er selbst gar nicht religiös?

  • H
    Harald

    Warum wird dem Mann unterstellt, dass er nur des Profits wegen Schweinefleisch verkauft, obwohl man das (zumindest anhand der Informationen aus dem Artikel) gar nicht weiß? Vielleicht ist ihm der Religionsunsinn einfach zu blöd?

  • A
    aasfresser

    so what?

    in China essen sie Hunde.