piwik no script img

Ideenwettbewerb des BMBFAufwertung für soziale Innovationen

Nicht nur bei den Technologien sind Innovationen gefragt. Auch im Sozialbereich sind neue Ideen notwendig. BMBF fördert Projektideen.

Siegerprojekt „GeneRobot“ von Kölner Student:innen, Unterstütung beim Betreuten Wohnen Foto: Melani Köroglu/Diakonie Michaelshoven

Berlin taz | Bisher waren „Soziale Innovationen“ in der Forschungspolitik des Bundes lediglich ein schmückendes Beiwerk – „nice to have“. Nun gibt es Anzeichen, dass die Erneuerungs-Impulse aus der und für die Gesellschaft im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unter neuer Führung eine gesteigerte Wertschätzung erfahren. Der Innovations-Staatssekretär im BMBF, Thomas Sattelberger, bezeichnete die sozialen Innovationen als „Zwilling der technischen Innovationen“, die deshalb stärker gefördert werden sollen.

Bei der Preisverleihung des BMBF-Wettbewerbs „Gesellschaft der Ideen“ sagte Sattelberger, Deutschland brauche „ein Mehr an disruptiver Innovation und ein Mehr an sozialer Innovation, und dies gleichzeitig“. Zur Begründung wählte der FDP-Politiker Beispiele aus dem 19. Jahrhundert, nämlich die Genossenschaftsmodelle des Sozialreformers Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Bismarcks Sozialgesetzgebung. „Beide Innovatioen waren disruptiv und sozial“.

Den Weg für den neuen Kurs hatte die letzte CDU-Forschungsministerin Anja Karliczek bereits eingeleitet, als sie vor zwei Jahren den Wettbewerb „Gesellschaft der Ideen“ startete, der eine Flut von über 1.000 Vorschlägen für soziale Innovationen ins BMBF spülte. Eine Jury unter Vorsitz von Jürgen Howaldt, Professor für Soziale Innovation und Arbeit an der TU Dortmund, traf jetzt die Auswahl der zehn besten Konzepte dafür, wie das Zusammenleben in der Gesellschaft verbessert werden kann.

Viele Siegerprojekte nutzen smarte Technogien im sozialen Kontext, aber nicht alle. So entwickeln im Projekt „GeneRobot“ (Generations­transfer-Robotik) Kölner Studierende gemeinsam mit älteren Menschen in betreuten Wohnformaten Anwendungen für soziale Roboter, die diese in ihrem Alltag unterstützen.

Dagegen setzt das Berliner Projekt „Credible Messenger“ ganz zentral auf die zwischenmenschliche Kommunikation, indem es junge Intensivstraftäter mit pädagogisch geschulten ehemaligen Strafgefangenen zusammenbringt. Deren warnendes Beispiel soll die Jungen vor einem weiteren Abgleiten in die Kriminalität bewahren.

Selbsthilfe-App für Angstpatienten

Auch medizinische Anwendungen finden sich in der Siegergruppe, so eine Krebsberatungs-App aus Freiburg zur flexiblen Unterstützung von Pa­ti­en­t*in­nen und Angehörigen oder eine digitale psychologische Selbsthilfe für Menschen mit Angst.

Gänzlich neue therapeutische Wege beschreitet das Projekt „ReliefVR“, eine Virtual-Reality-Anwendung zur Behandlung chronischer Schmerzen ohne Medikamente. Die zehn Teams können ihre Ideen in den kommenden zwei Jahren jeweils mit einer Fördersumme von bis zu 200.000 Euro realisieren.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Schmerzerleben ist nachweislich bei fehlenden menschlichen ! Kontakten stärker ausgeprägt. Freut Euch schon mal, wenn der Roboter oder die Roboterin Euch berührt und streichelt.