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„Ich werde den Hundesohn erschießen“

■ Liberias NPF vor dem Einmarsch in die Hauptstadt UNO-Mission angegriffen / US-Kriegsschiffe warten

Monrovia/Accra/Berlin (afp/taz) Die liberianische Hauptstadt Monrovia stand gestern kurz vor einem Angriff der von Charles Taylor geführten Rebellen. Nach Angaben der National Patriotic Front (NPF) lagen rund 4.000 bis 5.000 seiner Truppen rund 50 Kilometer vor der Hauptstadt. Um dem Angriff zuvorzukommen, erklärte Präsident Samuel Doe, er werde bei den Wahlen von 1991 nicht mehr kandidieren, und rief die UNO und Ex-US-Präsident Carter auf, ihm bei der Organisation von freien Wahlen zu helfen. Die Position des Präsidenten wurde gestern zusätzlich geschwächt, weil mehrere seiner Kabinettsmitglieder am Vormitag die Regierung verlassen hatten.

Die NPF hatte bereits am Mittwoch angekündigt, der Angriff sei nur noch „eine Sache von Tagen“. Im Gespräch mit Journalisten zeigte sich Charles Taylor siegessicher. Wenn er Präsident Doe in Monrovia bewaffnet anträfe, sagte Taylor dem BBC, würde er „den Hundesohn eigenhändig erschießen. Diese Gelegenheit werde ich mir nicht entgehen lassen“. Unterdessen haben sechs US-amerikanische Kriegsschiffe mit zweitausend Marinesoldaten an Bord vor der Küste Liberias angelegt, um die rund 10.000 in dem Land lebenden US-Bürger bei einer Zuspitzung der Lage evakuieren zu können. In einer ungewöhnlich eindringlichen Erklärung hatte das US -Außenministerium allen US-Bürgern die Abreise aus Liberia empfohlen und selbst bis auf das notwendigste Personal alle Regierungsvertreter abgezogen. Auch die UNO zog am Donnerstag ihre letzten elf im Land stationierten Mitarbeiter ab. Damit reagierte sie auf einen Angriff von Regierungssoldaten auf eine UNO-Mission, bei dem eine UNO -Wache getötet worden war. Über 40 Flüchtlinge von den der NPF nahestehenden Gio- und Mano-Ethnien wurden aus der Mission entführt. In den letzten Tagen sind Dutzende enthaupteter Leichen solcher Flüchtlinge in Monrovia gefunden worden. Ein UNO-Sprecher sagte in New York, der Abzug der Mitarbeiter bedeute die Einstellung aller Notspeisungen an die rund 135.000 Flüchtlinge innerhalb des Landes.

D.J.

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