Ibiza Ecomotive im taz-Autotest: CO2-Ausstoß unter 100 Gramm

Der Seat Ibiza Ecomotive ist der Massenmarkt-Fünfsitzer mit dem niedrigsten Kohlendioxidausstoß in Deutschland. Verbrauch: 3,8 Liter Diesel.

Statusfaktor? Ungefähr so niedrig wie der Verbrauch. Bild: seat

Der Autotest der taz berücksichtigt ausschließlich moderne, umweltfreundliche Fahrzeuge, die weniger als 110 g Kohlendioxid pro Kilometer ausstoßen. Leider gibt es bisher kaum Massenmarkt-Autos unter 110g/km.

Der Umweltfaktor: Der Seat Ecomotive 1.4L TDI hat den 80 PS-Motor und die optimierten Werte des VW Polo Blue Motion. 99 g/km CO2! Dieses Eindringen in den zweistelligen Bereich rettet nicht die Welt, ist aber ein hochsymbolischer Akt. Bei 99 Gramm wird es richtig interessant. Verbrauch laut Seat: 3,8 Liter auf 100 km. Damit ist der Ecomotive mit dem Polo Blue Motion der aktuell produzierte Fünfsitzer mit dem niedrigsten Verbrauch und CO2-Ausstoß in Deutschland. Zumindest auf dem konventionellen Markt. Weniger hat nur noch der neue zweisitzige Smart cdi.

Ein "normaler" Seat Ibiza Diesel 1.4 TDI wird mit 120g/km und 4,6 l/100 km angegeben. Bei Seat ist der Ecomotive allerdings das einzige echte Ökoauto. Der Leon Ecomotive wird zwar als grün angepriesen, kommt aber bereits auf 119g/km. Wer null Emission anstrebt: Der Ecomotive ist von Seat nicht für die Umrüstung auf Pflanzenöl freigegeben.

Der Technikfaktor: Der Ibiza Ecomotive ist ein Diesel (Euro 4) und hat serienmäßig einen Dieselrußfilter. Um den Verbrauch zu senken, hat man Gewicht reduziert, an der Getriebe-Übersetzung gearbeitet, spezielle Reifen aufgezogen (erhöhter Reifendruck, geringere Breite) und die Aerodynamik verbessert. Die Gänge sind auf niedertouriges Fahren ausgelegt, was aber kein Problem ist. Man gewöhnt sich schnell daran. Allein diese Kleinigkeiten machen den Unterschied von 0,8 Litern zum normalen Ibiza aus (17 Prozent weniger). Womit man sich wieder mal fragen kann: Warum ist eigentlich nicht die Ökovariante die "normale"? Grundsätzlich gilt, dass es nicht nur das Auto ist, sondern der Fahrer: schnell schalten, untertourig fahren, das Gaspedal streicheln und nicht drauf rumtrampeln, nicht auf die rote Ampel zurasen. Es gilt, den Kavalierstart neu zu definieren - als das, was man früher verächtlich "Opa schleicht von der Ampel weg" nannte. Die Zeiten ändern sich: Gerade das zeichnet den modernen Fahrer aus. Allerdings fehlt dem Ecomotive eine technische Innovation, die in wenigen Jahren Standard sein wird: Die Start-Stopp-Automatik, die dafür sorgt, dass das Auto an der Ampel aus- und problemlos wieder angeht.

Wie fährt man bis Tempo 100? Okay.

Wie fährt man bei Tempo 50? Okay.

Familienfaktor: Okay. Zwei Kinder haben hinten genügend Platz. Drei kleine bis mittlere auch. 267 Liter Kofferraum sind nicht viel, genügen aber fast immer. Dienstwagentauglichkeit: der kleine Dienstwagen für kleine Parteien, bei denen " Inhalte" tatsächlich Priorität haben.

Spaßfaktor: Geht so. Zumindest hört er definitiv beim Preis noch nicht auf. Und er würde steigen, wenn Autos unter 100g/CO2 von der Kfz-Steuer befreit wären. Aber der Hauptspaß besteht ja darin, zu sehen, mit wie wenig Sprit man fahren kann. Wie man den Verbrauch verringern kann. Wie viel es ausmacht, wenn man den Fuß zwei Millimeter von Gaspedal zurückzieht.

So gesehen fehlt der entscheidende Minimalstandard für jedes moderne Auto. Das ist nicht der Tempomat und schon gar nicht die Klimakiller-Anlage, sondern: Ein Computer, der den Durchschnittsverbrauch und den momentanen Verbrauch anzeigt, ist die Voraussetzung, um Verbrauchs(minus)rekorde aufstellen zu können und so beim Fahren Information und Spaß zu haben. Eine Nachfrage bei Seat ergab: Die Verbrauchsanzeige gehört nicht zur Serienausstattung und ist auch nicht als Extra bestellbar. Um es klar zu sagen: Ein Ökoauto ohne Verbrauchsanzeige ist in etwa so, als würde man eine Sexpuppe ohne Schlitz anbieten.

Statusfaktor: Geht so. Das Ecomotive-Signet hinten drauf ist geschmackvoll und weist den Autohalter als einen nachdenklichen Konsumenten aus, dem es nicht um das Angeben geht, sondern um die Sache.

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