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ISRAELISCH-PALÄSTINENSISCHE VERHANDLUNGEN OFFIZIELL FORTGESETZTAuf dem Basar

Nichts ist bitterer als ein Pyrrhussieg. Genau den aber hat Jassir Arafat bei den gescheiterten Nahost-Verhandlungen in Camp David eingefahren. Nichts zeigt dies deutlicher als die Pleite, die er bei seiner Tour um die Welt – 18 Staaten in drei Wochen – hat einstecken müssen. Einen eigenen Staat wollte Arafat am 13. September – dem vereinbarten Ende des Oslo-Prozesses – proklamieren, und zwar einseitig, ohne Einvernehmen mit Israelis oder Amerikanern. Doch ob in den Hauptstädten Arabiens oder Europas, ob in Moskau oder Peking, sein Ansinnen stieß auf offene oder verdeckte Ablehnung. Arafat musste die vermeintliche Trumpfkarte in den Ärmel zurückschieben. Kein Zweifel: Der lange Arm eines verärgerten US-Präsidenten hat dem vermeintlichen „Befreier Jerusalems“ die Grenzen seines taktischen Geschicks aufgezeigt.

Gestern nun kehrten Arafats Unterhändler an den israelisch-palästinensischen Verhandlungstisch zurück. Zwar werden sie darauf verweisen, dass die ganze Welt die Gründung eines palästinensischen Staates befürwortet. Und selbst in Israel hält eine Mehrheit eine solche Lösung für unausweichlich. Trotzdem ist Arafat schon vor Verhandlungsbeginn geschwächt: In den heiklen Fragen wie Jerusalem oder der Flüchtlingsrückkehr wird er sich nun doch auf das einlassen müssen, was ihm in schon Camp David geboten wurde.

Arafats Bereitschaft zu Konzessionen ist jetzt notgedrungen größer als vor dem Gipfel – auch deshalb, weil er jetzt gegenüber der eigenen Klientel glaubwürdig behaupten kann, „alles“ versucht zu haben, um international Druck auf Israel auszuüben und den eigenen Staat mit Jerusalem als Hauptstadt – wie versprochen – am 13. September zu proklamieren. Es hat halt nicht geklappt. Eines aber wird sich der gewiefte Taktiker Arafat trotz der diplomatischen Reisepleite nicht nehmen lassen: die Verschiebung der Staatsproklamation wieder als große Konzession zu verkaufen, die ihm weitere Zugeständnisse in der Jerusalem-Frage nicht erlaubt. Israel und die USA werden dagegenhalten. Das Feilschen geht weiter. Aber genau dazu sind Verhandlungen ja da. GEORG BALTISSEN

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