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IS-Miliz in SyrienHeftige Gegenwehr in Kobane

Internationale Luftangriffe können die Dschihadisten in Kobane nicht stoppen. Der türkische Präsident Erdogan ruft nach Bodentruppen.

Demonstrant auf Zypern neben einem Bild des ermordeten Journalisten James Foley. Bild: ap

MURSITPINAR afp | Ungeachtet internationaler Luftangriffe und heftiger Gegenwehr kurdischer Kämpfer ist die Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) tiefer in die nordsyrische Kurdenstadt Kobane vorgedrungen. Nach Angaben von Aktivisten lieferten sich IS-Kämpfer und Kurden am Dienstag erbitterte Straßenkämpfe im Süden und Westen der Stadt an der türkischen Grenze. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan warnte vor einem baldigen Fall von Kobane und bekräftigte seine Forderung nach einer Bodenoffensive gegen den IS.

Am Montag waren die IS-Dschihadisten erstmals nach Kobane vorgedrungen und hatten in Stadtvierteln im Osten ihre schwarze Flagge gehisst. Der Leiter der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman, sagte am Dienstag, die Kämpfe seien nun auch in Stadtteile im Süden und Westen eingedrungen. Die Dschihadisten hätten dort mehrere Gebäude unter ihre Kontrolle gebracht. Zudem habe es neue Luftangriffe der US-geführten internationalen Militärallianz gegen IS-Stellungen gegeben.

Auch von der türkischen Seite der Grenze waren die Kämpfe und Luftangriffe zu hören, wie eine Journalistin der Nachrichtenagentur afp berichtete. Der in Kobane ansässige Aktivist Mustafa Ebdi sagte, die Luftangriffe hätten wenig bewirkt. Sie hätten das Plateau Mischtenur südlich von Kobane getroffen, wo sich keine IS-Kämpfer aufhielten. Ebdi bestätigte auch die Straßenkämpfe zwischen Kämpfern der kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) und Dschihadisten in Kobane. „Die kurdischen Kämpfer sind weiter optimistisch, sie haben nur leichte Waffen, aber sie kennen Kobane gut“, sagte er.

Nach Angaben der Beobachtungsstelle wurden bei den Kämpfen um Kobane bereits mehr als 400 Menschen getötet, die meisten davon Kämpfer beider Seiten. Rund 20 Zivilisten seien unter den Opfern. Der IS hatte vor drei Wochen seine Offensive auf Kobane gestartet und dabei zunächst dutzende Orte in der Umgebung erobert. Rund 300.000 Menschen flohen vor den Kämpfen, davon mehr als 186.000 in die Türkei. Mit der kompletten Einnahme Kobanes würden die Dschihadisten eine lange Strecke entlang der türkisch-syrischen Grenze kontrollieren.

Demonstrantionen in Brüssel und Deutschland

Die auf Arabisch Ain al-Arab genannte Stadt liegt direkt an der Grenze zur Türkei. Ankara hat zwar Truppen zusammengezogen, doch bisher nicht in die Kämpfe eingegriffen. Erdogan sagte bei einem Besuch in einem Flüchtlingslager im südtürkischen Gaziantep, Kobane stehe kurz vor dem Fall. Er bekräftigte seine Forderung nach einer internationalen Bodenoffensive gegen den IS. „Der Terror wird mit Luftangriffen nicht aufhören“, sagte der Staatschef.

Die internationale Militärallianz setzte am Dienstag auch im Irak ihre Luftangriffe auf IS-Stellungen fort. Erstmals flog dort die niederländische Luftwaffe Angriffe gegen die Dschihadistengruppe, wie das Verteidigungsministerium in Den Haag mitteilte. Zwei Kampfjets hätten im Irak Fahrzeuge der Dschihadisten zerstört. In Syrien wollen die Niederlande keine Luftangriffe fliegen, solange es dafür kein UN-Mandat gibt. Die USA hatten im August als erstes Land Luftangriffe auf IS-Stellungen im Irak geflogen und die Einsätze im September auf Syrien ausgeweitet. Seit Sonntag setzt die US-Luftwaffe im Irak auch Hubschrauber ein.

In Europa verlangten kurdische Aktivisten mehr Unterstützung für den Kampf gegen den IS. Mehrere Dutzend Demonstranten drangen in das Europaparlament in Brüssel ein, um auf die Lage in Kobane aufmerksam zu machen. Auch in Deutschland gab es in verschiedenen Städten Protestaktionen.

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6 Kommentare

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  • Erdogans AKP unterstützt IS mit sein ausgebildeten Terroristen. Jede Mosche beherbergt ein Religiöse Terrororganisation. Türkische Armee versucht Journalisten wegzutreiben um weitere Waffen und Logistik zu leisten. Der Ziel der AKP ist Ottomanische Imperator zu bilden. Egal mit welchen mittel. Selbst von IS verschleppt und verkaufte Frauen sind mit AKP durchgeplant! Das Brutalität ist nicht Zufall ist mit Erdogans AKP geplant.

  • Kobane wird seit Wochen von den westlichen Medien zum militärischen Scheidepunkt hochstilisiert, als ob danach der Krieg in Syrien und im Irak zugunsten des IS entschieden wäre. Dabei ist diese Stadt mittlerweile menschenleer und hat keinerlei strategische Bedeutung. Der Kampf um Kobane wird benutzt, um eine massive militärische Einmischung des Westens herbeizureden. Dass diese genauso katastrophal enden wird wie alle militärischen Eingriffe des Westens im Nahen Osten seit Jahrzehnten, ist völlig absehbar. Diese Kriegshetze muss aufhören!

    Die USA haben mit dem irrsinnigen Einmarsch in den Irak in 2003 den Grundstein für das heutige Chaos in der gesamten Region gelegt und jetzt wird wieder, genau wie damals, mit nichtigen militärischen Argumenten der Krieg angeheizt. Es wäre nötig, eine ständige Nahost-Friedenskonferenz zu initiieren und alle Weltmächte daran zu beteiligen. Das aber geschieht gerade nicht, weil keine Macht ein Interesse an einem friedlichen Nahen und Mittleren Osten hat. Also geht das Massensterben weiter, auch und gerade wegen und mit amerikanischer und europäischer Beteiligung!

  • Und: Wenn unsere Bundesregierung dem Emir von Katar in Berlin den roten Teppich ausrollt und unsere Kanzlerin und unser Bürgerrechtler und Präsident Joachim Gauck diesem nebensächlich zu verstehen geben, dass aus seinen Land doch bitte die IS nicht unterstützt werden darf, ist das doch lächerlich! Den Finanziers dieser IS kriecht man in Washington, den USA, Deutschland, Europa und sonst wo in den „Hintern“, weil man deren Geld und Öl braucht?

    • @Julianne:

      Es ist sehr klar das IS mit Türkischen Waffen terrorisiert. Nur der Türkei gesteht es nicht. Wahrscheinlich aus taktische gründen.

  • Nun ja, im Nahen Osten sprudeln Gewehre und Munition wie Öl aus der Erde. Panzer kann man sich an jeder Straßenecke kaufen? Die werden dann über den Hafen von Beirut oder Doha geliefert. … ? Und es ist natürlich auch kein Problem das Heer der IS mit Lebensmittel … zu versorgen?

     

    Vielleicht sollten sich die Medien einmal intensiver damit beschäftigen, wer dort gegen wen und mit wessen Geld kämpft? Oder warum die IS militärisch so stark ist? Vielleicht bieten sich dann noch ganz andere Lösungen an?

     

    Aktionen aus der Vergangenheit (Irak Krieg) von US-Soldaten, die aus dem fliegenden Hubschrauber witzelnd Zivilisten abschießen (Spiegel 06.04.2010: Geheimes Bordkamera-Video: US-Helikopter feuerten auf Zivilisten in Bagdad) haben wohl auch dazu beigetragen, dass dieser Krieg so brutal geführt wird.

     

    Und dann die Situation in den UN (Tagesschau 24.09.2014): Ein UN-Mandat kann nur der Sicherheitsrat erteilen. Ein entsprechender Beschluss des Sicherheitsrates muss zunächst einmal zustande kommen und zwar mit der Zustimmung aller ständigen Mitglieder: USA, Frankreich, Großbritannien, China und Russland. Ob das nun schnell geschieht, ist zumindest fraglich. Bislang gibt es jedenfalls keine Initiative, ein entsprechendes Mandat der Vereinten Nationen herbeizuführen.

     

    Nein, hier sind nicht einfach ultrabrutalle Fanatiker am Werk, hier steckt mehr dahinter. Zumindest eine ganze Menge Geld!

  • ungläubig steht man vis a vis, da rotten sich einige Tausend ( angeblich hatten die USA keine Ahnung ) zusammen und terrorisieren eine komplette Region, und unsere Super Politiker stehen staunend ??? Sprachlos!!! willenlos !!!!!! dabei ! man greift sich an den Kopp, man hat die UN/€u/ Nato und was weis ich noch für Vereine und die lassen sich von den Jungs da unten einen Ring durch die Nase ziehen, unglaublich !