IRAK WILL VERHANDELN – DENNOCH DROHT DER KRIEG: Saddam Hussein kann nicht gewinnen
Seht her, wird Colin Powell seinen europäischen Außenministerkollegen bei nächster Gelegenheit wohl sagen, seht her, die kriegerische Rhetorik meines Chefs war doch nicht vergeblich. Kaum eine Woche ist vergangen seit den Drohungen des US-Präsidenten gegen Irak. Und schon deutet das Regime in Bagdad vorsichtig Gesprächsbereitschaft an. Von einer Rückkehr der internationalen Waffeninspektoren ist zwar noch keine Rede, aber zumindest will Bagdad mit UN-Generalsekretär Kofi Annan wieder verhandeln.
Zu einer freundlicheren Haltung Washingtons wird dieser Schritt Bagdads wohl nicht führen – selbst bei einem Erfolg der Gespräche nicht. Im Gegenteil: Was auch immer Saddam Hussein und seine Führungselite in den nächsten Wochen unternimmt, es wird den langfristigen US-Kriegsplänen nutzen. Entweder kommen die Gespräche über UN-Inspektionen doch nicht zustande, oder Bagdad bricht sie wieder ab – dann spielt Irak den Hardlinern in Washington direkt in die Hände, die mit Rückenwind aus Afghanistan schnelle militärische Aktionen verlangen. Oder aber die Hussein-Leute lenken tatsächlich ein – dann wird die US-Regierung bei jedem Schritt argumentieren, die Kriegsvorbereitungen müssten jetzt erst recht intensiviert werden, um den Druck auf Iraks Regierung zu erhöhen.
Wenn die Alliierten der USA sich darauf einlassen, sind sie entweder schlecht informiert, naiv – oder sie handeln grob fahrlässig. Auch wenn einem Bushs Politik nicht gefällt, eines muss man ihm zugestehen: Seine eigentlichen Pläne für Irak hat er nie verheimlicht. So deutlich, wie es die Regeln der Diplomatie gerade noch zulassen, haben Bush und Minister seines Kabinetts mit Krieg gedroht. Mit dem Aussprechen noch klarerer Drohungen wurden enge Regierungsberater wie zuletzt Richard Perle beauftragt: Ein Krieg gegen Irak drohe, solange Saddam Hussein im Amt ist – und die Frage, wer den Irak regiert, ist begreiflicherweise mit Hussein nicht verhandelbar. Die europäischen Verbündeten sollten sich von diesem gefährlichen Spiel der USA abwenden. ERIC CHAUVISTRÉ
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