IOC-Kandidat Johan Eliasch: Viel Feind, viel Ehr
Skiverbands-Chef Johan Eliasch will IOC-Präsident werden. Er ist ein Workaholic, der auch schon auf Klimafreund gemacht hat. Beliebt war er nirgendwo.
Noch nie saß dem Internationalen Olympischen Komitee ein Präsident aus Asien, Afrika oder Südamerika vor. Und wenn Johan Eliasch nun möglicherweise bald zum neuen Chef der olympischen Gesellschaft gewählt werden sollte, dann würde sich an diesem Befund nichts ändern.
Der schwedisch-britische Unternehmer tritt gegen sechs Konkurrenten an. Zuletzt haben wir uns an dieser Stelle mit der Ex-Schwimmerin Kirsty Coventry aus Simbabwe befasst und konnten nur ein Eignungszeugnis mit der Note vier ausstellen. Wie schaut es bei Johan Eliasch aus?
Der Mann ist verdammt umtriebig, ein klassischer Workaholic. Seine Beschäftigungsnachweise, etwa auf Wikipedia, reichen für drei oder vier Karrieren. Wahrscheinlich schläft der Businessmensch einfach sehr wenig. Sein Vater war schon reich, aber er trieb die Kinder mit der Verfügung an, das Erbe werde erst ausgezahlt, wenn die Kinder 50 geworden sind. Eliasch ist jetzt 61 Jahre alt, aber das Geld des Alten hat er eigentlich nie gebraucht. Er war früh im Bereich Private-Equity unterwegs, das ist eine Form der Beteiligung an nicht börsennotierten Unternehmen. Angeschlagene Firmen werden aufgekauft und hart saniert.
So war für Johan Eliasch auch die Ski- und Sportausrüstungsfirma Head interessant. In den 90er Jahren stand Head vor der Insolvenz. Johan Eliasch schlug zu und machte Head wieder zu einem ernstzunehmenden Player auf dem Markt. Hermann Maier und Bode Miller hatten die Latten an den Füßen, wenn sie sich die Hänge hinabstürzten.
Amazonas im Visier
Der Schwede führte Head an die Börse, gut 66 Prozent gehörten der ECJ Foundation von Eliasch; mittlerweile wurde die Firma in eine GmbH-Struktur überführt und von der Börse genommen. Nebenbei mischte Eliasch in der schwedischen Politik mit, später in der britischen. Und er entdeckte das Thema Nachhaltigkeit für sich, was nicht weniger politisch ist.
Wer weiß, vielleicht, weil er nach dem Scheitern einer ersten Ehe mit der Brasilianerin Ana Paula Junqueira liiert war, kam der Amazonas-Regenwald ins Visier des Rastlosen. Er kaufte die Firma Gethal und damit auch 160.000 Hektar Regenwald. Auf einer Konferenz von Versicherungsexperten ventilierte er die Auffassung, man könne ja den gesamten Regenwald in Südamerika für 50 Milliarden Dollar aufkaufen. Die brasilianische Regierung unter Lula da Silva war alarmiert und schickte ihm sogar den Geheimdienst auf den Hals.
„Grüner Kolonialismus“
Es wurde nicht besser, als Eliasch das Projekt Cool Earth gründete, wo man sich nach Entrichtung eines Obolus als Regenwaldretter fühlen durfte. Kritiker warfen Eliasch „grünen Kolonialismus“ vor, der ehemalige Umweltredakteur des Guardian, John Vidal, sprach von „grünem Landraub“. Eliasch wurde von den Brasilianern mit Prozessen überzogen, sollte zunächst hohe Millionenbeträge als Strafe für angebliche Rodungen zahlen, doch 2013 obsiegte er, was der Unternehmer immer noch auf einer extra Internetseite für Interessierte dokumentiert; sie heißt tatsächlich: false-media-reports-johan-eliasch-illegal-deforestation.com.
Seit ein paar Jahren ist Eliasch Chef des Internationalen Ski-Verbands FIS, und auch da hat er sich viele Feinde gemacht. Viel Feind, viel Ehr, wird sich Eliasch denken und über die Diagnose der Neuen Zürcher Zeitung hinweggehen, die da schrieb: „Johan Eliasch agiert unzimperlich, sein bevorzugtes Stilmittel ist die Hauruckaktion.“ Den Skiverband will er zentral vermarkten lassen und damit den nationalen Verbänden und Weltcup-Ausrichtern Pfründen nehmen, was selbstverständlich zum Aufbegehren geführt hat. Im IOC sitzt der ehemalige Curler erst seit 2023. Seine Wahl verspräche gute Unterhaltung, und, wie es heute heißt, disruptives Herangehen, aber auch die Verstetigung von Interessenskonflikten.
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