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IN AFGHANISTAN FEHLT DEN USA NACH WIE VOR EIN KLARES KRIEGSZIELNach dem Krieg ist vor dem Krieg

In die Durchsetzung von Markennamen stecken Firmen mitunter mehr Geld und Ressourcen als in die Entwicklung der Produkte selbst. Amerikanische Firmen sind hier unbestritten Meister. Was bei Erfrischungsgetränken und Bulettenbrötchen funktioniert, kann auch bei Kriegseinsätzen von Nutzen sein.

Mit dem Markennamen für den von den USA nach dem 11. September ausgerufenen weltweiten Krieg gab es allerdings immer wieder Probleme. Erst musste „Infinite Justice“ ersetzt werden, denn islamische Gruppen in den USA reklamierten, „unendliche Gerechtigkeit“ sei nur Gott vorbehalten. Mit dem Ersatz „Dauerhafte Freiheit“ gibt es ein ganz anderes Problem: Das Ziel dieser „Operation“ ist so hoch angesetzt, dass es nahezu unmöglich sein wird, jemals zu behaupten, das Kriegsziel sei erreicht.

Schon in den ersten Wochen des Krieges tauchte deshalb kurzfristig ein neuer Codename auf: US-Truppen in Afghanistan kämpften plötzlich unter dem Markennamen „Schnelle Freiheit“. Zuvor war in den USA verhaltene Kritik aufgekommen: Der Sturz des Taliban-Regimes ging einigen Kongressmitgliedern nicht schnell genug. Kurz vor dem Halbjahrestag der Attentate von New York und Washington kritisierten US-Abgeordnete erneut ganz vorsichtig und fragten nach dem Kriegsziel in Afghanistan. Wenig später gab es einen neuen Namen und ein neues kurzfristiges Ziel: Wie die Schlange gleichen Namens sollte die „Operation Anaconda“ in Ostafghanistan mutmaßliche Terroristen einkreisen – und natürlich erwürgen.

Wenn jetzt das Ende der „Operation Anaconda“ verkündet wird, ist dies zwar eine weitere Erfolgsmeldung für die Bush-Regierung. Das Grundproblem des US-Einsatzes in Afghanistan ist damit aber nicht gelöst. Es gibt keine klare Zielvorgabe und damit auch kein Ausstiegsszenario. Bisher konnte die Bush-Regierung ohne eine solche exit strategy gut leben. Das hat für Bush den Vorteil, dass er einen Krieg – nicht nur in Afghanistan – so lange in die Länge ziehen kann, wie es ihm innenpolitisch opportun scheint. Allerdings wird es damit für die US-Regierung immer schwieriger, ein Ende und einen Sieg zu reklamieren. Eine Konfettiparade wie 1991 nach dem Krieg gegen Irak ist nicht in Sicht. Wenn die Stimmung an der Heimatfront wieder abflaut, wird es deshalb wieder offizielle Informationen über den US-Einsatz in Afghanistan geben – mit neuen Offensiven und mit neuen Namen. ERIC CHAUVISTRÉ

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