Hungerstreik vor dem Reichstag: Fast alle Aktivist:innen geben auf
Sechs von ursprünglich sieben Teilnehmer:innen haben ihren Hungerstreik für eine radikale Klimawende beendet. Einer droht jedoch, die Aktion zu verschärfen.
Diese hatte am 30. August in der Nähe des Berliner Reichstagsgebäudes begonnen. Die Klimaaktivisten forderten ein öffentliches Gespräch mit den drei Kanzlerkandidaten von Union, SPD und Grünen am Donnerstagabend (23.9., 19 Uhr) sowie die Einsetzung eines Klima-Bürgerrats.
Es gebe keine Bereitschaft der Kandidaten zu dem Gespräch, erklärte Lübbert. „Würden wir weitermachen – wir würden sterben zugunsten eines kalten, fantasielosen politischen Weiter-So, das für alles Leben auf der Erde tödlich enden wird.“ Weiter hieß es in der Mitteilung: „Wir werden nicht länger auf die Politik warten. Wir dürfen nicht länger in der Hoffnung auf die Politik dem kaputten, zerstörerischen System dienen. Wir haben viel zu lange gewartet.“
Der letzte der ursprünglichen Teilnehmer, Henning Jeschke, hat auf Twitter einen anderen Weg angekündigt: Er will nach eigenen Angaben neben der Nahrung auch Flüssigkeit verweigern, falls das öffentliche Gespräch mit den Kanzlerkandidaten nicht zustande komme. Mit einem solchen „trockenen Hungerstreik“ droht auch eine junge Frau, die seit dieser Woche fastet.
„Fülle von gesellschaftlichen Einflussmöglichkeiten“
Die Kandidaten Armin Laschet (CDU/CSU), Olaf Scholz (SPD) und Annalena Baerbock (Grüne) hatten Einzelgespräche nach der Wahl angeboten und ein Ende der Aktion gefordert. Die Aktivisten beharren jedoch auf dem Termin am Donnerstag. Man werde den Kandidaten bis zuletzt einen Stuhl freihalten, erklärte Lübbert. Aber: „Wir wissen, dass diese Stühle leer bleiben werden. Deshalb rufen wir alle Menschen auf, sich diese Stühle zu nehmen – physisch oder sinnbildlich.“
Der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber hatte den Hungerstreikenden am Mittwoch Respekt gezollt, sie aber dringend zum Abbruch der Aktion aufgefordert. „Dass ihr alarmiert seid, ist nur folgerichtig – ich bin selbst in größter Sorge um die Zukunft unserer Zivilisation“, schrieb Schellnhuber in einem offenen Brief.
Falls irgendwann einmal alle realpolitischen Mittel ausgeschöpft seien, könne er sich sogar vorstellen, „mich selbst an einem Klimahungerstreik zu beteiligen“, schrieb der langjährige Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. Doch „noch steht uns eine Fülle von gesellschaftlichen Einflussmöglichkeiten zur Verfügung, bei denen niemand zwingend sein Leben für die Bewahrung der Schöpfung gefährden muss“.
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