Das Portrait: Humboldts Retter
■ Hans Meyer
Hans Meyer heißt der neue Präsident der Humbold-Universität (HU) in Berlin. Der Mann mit dem Allerweltsnamen und nicht zu verwechseln mit dem ehemaligen bayerischen Kultusminister soll die Berliner Renommier- Uni vor der rigiden Sparpolitik des Berliner Senats retten.
Meyer kommt aus Frankfurt, wo er sich einen Namen als liberaler Staatsrechtler machte. Seine Forschungsschwerpunkte sind das Wahl- und Parlamentsrecht. Dabei gehört er zu den Wissenschaftlern, die sich auch durchaus gern mit der Politik anlegen. So hat er gegen die Wahl des derzeitigen Bundestags Wahlprüfungsbeschwerde eingelegt, weil die Vielzahl der Überhangmandate die Sitzverteilung verfälsche. Falls Meyer vor dem Verfassungsgericht Erfolg hat, wird die Kanzlermehrheit auf eine Stimme zusammenschrumpfen.
Auch hochschulpolitisch hat sich Meyer profiliert. Als Vorsitzender der Wissenschaftlichen Kommission des Wissenschaftsrats hat er mit vielen Universitäten zusammengearbeitet und sich einen Ruf als guter Manager erworben. Gerade die Mischung aus Verwaltungserfahrung und wissenschaftlicher Reputation dürfte Meyer für die Humboldt-Uni so interessant gemacht haben. Er gab keinen Gegenkandidaten.
Im Gegenzug spart auch Meyer nicht mit Komplimenten für seine neue Wirkungsstätte. An keiner anderen Universität wollte Meyer Präsident werden, hatte er im Vorfeld erklärt. Nur an der HU gebe es im Lehrpersonal eine ganz besondere Mischung aus Ost- und West- professorInnen, wie er sie sonst nirgends finden könne. „Wo sonst soll eine Reformstimmung entstehen, wenn nicht hier mit diesem modernen wissenschaftlichen Personal?“ fragt sich Meyer.
Daß die HU zur alten Westuniversität, der Freien Universität, in einem Konkurrenzverhältnis steht, sieht auch der neuen HU-Präsident. Vorerst betrachtet er die Dahlemer KollegInnen jedoch eher als BündnispartnerInnen gegen die „nicht ganz durchdachten Sparpläne“ des Senats. Daß sich die Humboldt-Uni auf mittlere Sicht als attraktiver erweisen wird, steht für Meyer ohnehin außer Zweifel. Steigende Studierendenzahlen und mehr Erfolg bei der Einwerbung von Drittmitteln sieht Meyer als einschlägige Indizien.
Christian Rath
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