Homosexualität in Indonesien: Schwules Paar ausgepeitscht
In Indonesien wurden jetzt erstmals zwei junge homosexuelle Männer öffentlich ausgepeitscht. Sittenwächter hatten sie beim Sex überrascht.
Indonesien ist mit mehr als 200 Millionen Muslimen das weltweit bevölkerungsreichste islamische Land. Im Unterschied zu vielen Ländern in der arabischen Welt ist Homosexualität in dem südostasiatischen Staat nicht verboten. In der konservativen Provinz Aceh gilt jedoch aufgrund einer Sonderregelung zudem islamisches Recht, die Scharia. Auch dort war es jedoch das erste Mal, dass ein schwules Paar öffentlich ausgepeitscht wurde.
Die Männer waren Ende März in Banda Aceh von Sittenwächtern beim Sex überrascht worden. Ein Religionsgericht verurteilte sie vergangene Woche zu je 85 Stockhieben. Die Strafe wurde dann von einem Mann ausgeführt, der eine Kapuze über dem Kopf trug. Die beiden selbst zogen sich T-Shirts übers Gesicht, damit sie nicht erkannt werden konnten. Wegen der Zeit in Untersuchungshaft wurden jedem von ihnen zwei Hiebe erlassen. Als die Bestrafung vorbei war, johlte die Menge.
Menschenrechtler hatten an Indonesiens Präsident Joko Widodo appelliert, die Auspeitschung zu untersagen. Sie verwiesen darauf, dass Indonesien die Anti-Folter-Konvention der Vereinten Nationen unterschrieben hat, die erniedrigende Strafen verbietet. Widodo ging auf die Forderungen jedoch nicht ein.
Zwei Jahre Haft für angeblich abfällige Äußerungen
Der 250-Millionen-Einwohner-Staat wurde in den vergangenen Jahren vielfach als Modell für die Vereinbarkeit von Islam und Demokratie gelobt. Seit einiger Zeit gewinnen aber auch dort radikale Kräfte an Einfluss. Der Gouverneur der Hauptstadt Jakarta, Basuki Tjahaja Purnama, wurde wegen angeblich abfälliger Äußerungen über den Koran kürzlich zu zwei Jahren Haft verurteilt. Am Montagabend kündigte er an, auf eine Berufung zu verzichten.
Außerdem gehen die Behörden auch wieder härter gegen Homosexuelle vor. Bei einer Razzia in einer Schwulenbar in Jakarta wurden am Wochenende mehr als 140 Männer festgenommen. Die meisten sind inzwischen wieder auf freiem Fuß. Zehn Männer sollen wegen Pornografie vor Gericht.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Treibhausgasbilanz von Tieren
Möchtegern-Agrarminister der CSU verbreitet Klimalegende
Ägyptens Pläne für Gaza
Ägyptische Firmen bauen – Golfstaaten und EU bezahlen