Hollywoodstars für Klimaschutz: Hier spricht Mutter Natur
Prominente geben ihre Stimme für den Klimawandel-Aktivismus. Es zeigt sich mal wieder: gut gemeint und gut gemacht sind zweierlei Dinge.
„Carbon“ heißt der Film, in dem die Gefahren der fossilen Brennstoffe knapp zusammengefasst werden. DiCaprio, der die vierteilige Kurzfilmserie „Green World Rising“ mit seiner Stiftung unterstützt, kommt die ehrenvolle Aufgabe zu, den Eingangsmonolog zu sprechen.
Dazu sieht man etwas billige Animationen von Dinosauriern, von denen einer schließlich in das Gehäuse eines Roboters eingesperrt wird, der schwarzen Qualm absondert: das Kohlenstoffmonster. Aus den fossilen Resten, die Tyrannosaurus Rex und Co. hinterließen, ist heute die Brennstoffindustrie geworden – so die Bildidee. Und keine Frage, das Kohlenstoffmonster ist viel gefährlicher als jedes Urviech.
Nach ein paar Minuten hat DiCaprio dann seine Schuldigkeit getan. Den Großteil des Acht-Minuten-Clips sieht man sprechende Köpfe – Klimaexperten, die sagen, was getan werden muss, was passiert, wenn man nichts tut. Und man muss feststellen, dass sie in ihrem nüchternen Tonfall weit überzeugender wirken als der unsichtbare DiCaprio mit seiner forcierten Dramatik. Aber gut, der Film hat schließlich auch eine dramatische Botschaft: Wir müssen immerhin gemeinsam „das Kohlenstoffmonster besiegen“.
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DiCaprios Kollege Morgan Freeman hingegen hat da schon einmal die deutlich einnehmendere Stimme. Und er legt in seinem eigenen Klimafilm, produziert für die Nachrichtenwebsite The Daily Conversation, geradezu poetisch los: „Eines Tages werden wir aufwachen und bemerken, dass der Strom unseres Weckers aus dem Wind stammt, der nachts zuvor durch die Bäume strich.“
Freemans Botschaft: Grüne Ökonomie ist möglich. „Es wird mehr Jobs geben und weniger Krankheiten.“ Der Weg dahin führe über die Einsicht, dass es nicht nur möglich ist, sondern auch das Gebot der Vernunft, schon heute umzudenken und nicht weiterzumachen wie bisher. Dazu klickt sich die Bebilderung etwas hektisch durch zart wogende Gräser im Wind, Bohrinseln im Meer, Großbaustellen, Öko-Häuser und fragende Kinderaugen, je nachdem, was die suggestiven Zwecke verlangen. Alles in allem aber irgendwie anrührender.
Harrison Ford knarzt als „Der Ozean“
Der Erde droht der Hitzekollaps. Deshalb wollen die Staatschefs der Welt Anfang Dezember in Paris einen globalen Klimaschutz-Vertrag vereinbaren. Die taz berichtete vom 28. November bis zum 14. Dezember 2015 täglich auf vier Seiten in der Zeitung und hier auf taz.de.
Was man von der Kurzfilmreihe „Nature is speaking“, einer Initiative der Umweltschutz-Organisation Conservation International, weniger behaupten kann. Schon der Titel ist Anmaßung pur: Hier spricht die Natur höchstpersönlich zu uns, zunächst einmal mit der Stimme von Julia Roberts als „Mutter Natur“. „Eure Zukunft hängt von mir ab“, sagt die zum Beispiel. Dazu spektakulär-exotische Landschaftspanoramen, mit der sich die Mutter vorbildlich in Szene setzt. Um uns alle herauszufordern: „Ich bin die Natur. Ich bin bereit, mich weiterzuentwickeln. Seid ihr es auch?“
Dieser obszöne Anthropomorphismus scheint eine Reihe von Hollywood-Größen überzeugt zu haben. Harrison Ford etwa spricht zu uns dunkel raunend als „Der Ozean“, mit dem er auch gleich den Großteil der Erdoberfläche für sich beanspruchen kann. Dazu herrliche Unterwasseraufnahmen oder Ansichten von ruhig treibenden Wellen. „Wenn die Natur nicht gesund erhalten bleibt“, knarzt er, werden die Menschen nicht überleben. Ganz einfach.“ Möge die Kraft mit uns sein.
Kevin Spacey ist „Der Regenwald“. Man sieht Bäume, die gefällt werden. Spacey spricht dazu mit ironisch-didaktischem Gestus über seine Bedeutung für die Menschheit. „Menschen, die Luft machen. Das wird sicher lustig anzuschauen sein.“ Penelope Cruz wiederum gibt lapidar „Das Wasser“, Edward Norton spricht als „Der Boden“ – fragwürdiger Höhepunkt: die Zeile „Ihr behandelt mich wie Dreck“, während man auf die braune Krume blickt.
Robert Redford beweist dann schon einigen Humor, wenn er stimmlich als „Redwood“ in Erscheinung tritt und dazu noch einen Dialog bietet zwischen einem alten Redwood-Baum, der majestätisch ins Bild ragt, und seiner Baumtochter, ein kleines grünes Kruppzeug im Unterholz. Die wiederkehrende Botschaft lautet auch diesmal: Die Natur braucht die Menschen nicht, die Menschen aber die Natur.
Die Natur hat aber eben nicht nur keine „Stimme“, sie ist auch nicht unser Über-Ich, als die sie die Filme inszenieren. Das Wasser wirft uns nicht bei jeder Dusche vor, dass wir es verschwenden. Dieser Rollen- und Perspektivwechsel verdeckt letztlich, was das eigentliche Problem ist: ein Ohnmachtsgefühl gegenüber der Dimension der ökologischen Katastrophe, die da heranzieht. Und mit schlechtem Gewissen allein überwindet man das kaum.
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