INTERVIEW: Hoffnung auf Neuwahlen
■ Das Mitglied der rumänischen Bürgerallianz, Smaranda Enache, verlor aus politischen Gründen den Job
Smaranda Enache fordert von den Bürgerbewegungen, eine Partei zu gründen. Zusammen mit den bisherigen Oppositionsparteien, den Liberalen, der Bauernpartei, soll diese neue Formation bei eventuellen Neuwahlen die „Front zur Nationalen Rettung“ schlagen.
taz: Sie sind in den letzten Wochen in nationalistischen Zeitungen scharf angegriffen worden und wurden jetzt von Ihrem Posten als Direktorin des Puppentheaters „Ariel“ in Tirgu Mures abgesetzt.
Smaranda Enache: Seit 1. Mai ist ein neuer Direktor ernannt. Ich bin jetzt arbeitslos.
Hängt dies zusammmen mit ihrer Aktivität, die Bürgerallianz in eine Partei zu transformieren?
Das weiß ich nicht. Eine Initiativgruppe ist vom Leitungsrat der Bürgerallianz, die einen Zusammenschluß mehrerer Bürgerbewegungen darstellt, gegründet worden. Anfang Juli soll dann ein Kongreß der Bürgerallianz einberufen werden, der über das Programm und die Parteigründung entscheiden soll.
Die bekannte Bürgerrechtlerin Doina Cornea hat sich gegen eine Gründung ausgesprochen.
Doina Cornea wollte immer eine einheitliche Opposition. Ich dagegen denke, daß ein Teil der Bürgerallianz als Bürgerrechtsbewegung weiterbestehen soll, ein politischer Kern aber zur Partei wird. Durch die Wahl unseres Kandiaten, Ion Manucu, an die Spitze des gemeinsamen Aktionsblocks aus dem „Antitotalitären Demokratischen Forum“, in dem die bisherigen Oppositionsparteien zusammengeschlossen sind, und der Bürgerallianz sind wir in der Lage, gemeinsame Listen für Neuwahlen, die, so ist zu hören, vielleicht schon am Ende dieses Jahres stattfinden werden, aufzustellen. Diese gemeinsamen Listen sollen bei Gesprächen am Runden Tisch ausgehandelt werden.
Da sind aber Parteien dabei, die für die Monarchie eintreten.
Wir plädieren für ein Referendum über die Frage Monarchie und Republik.
Die Studentenliga organisierte am 7. Mai eine Protestveranstaltung gegen den von Iliescu und Gorbatschow unterzeichneten sowjetisch-rumänischen Freundschaftsvertrag. Unter den Geladenen befand sich auch der Ideologe der neofaschistischen Vatra Romaneasca, Ion Coja.
Auch wenn ich bestürzt darüber war, zeigt sich, daß an bestimmten Fragen die unterschiedlichsten Kräfte Rumäniens sich verständigen können. Bei einer nächsten Begegnung werden aber nur die Vertreter der Oppositionsparteien teilnehmen. Ein solcher Vertrag schadet der zukünftigen Entwicklung Rumäniens.
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