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Hoffentlich Allianz im Portefeuille

■ Teuerstes Unternehmen / Jubiläumsbonus / Nur ein Problem: Aids

München (dpa/ap) - Die Allianz AG Holding (Berlin/München) glänzt mit Rekordzahlen für 1988. Die Beitragseinnahmen stiegen vor allem durch ein gutes Auslandsgeschäft weltweit um 13 Prozent auf 29,2 Milliarden DM. Das Konzernergebnis vor Steuern lag mit 1,24 Milliarden DM (1987: 775 Millionen DM) erstmals über der Milliarden-Marke. Wie Allianz -Vorstandsvorsitzender Wolfgang Schieren bei der Bilanzvorlage am Montag in München sagte, wird die größte europäische Versicherungsgruppe „immer größer, reicher, teurer“.

Zum 100.Geburtstag 1990 will sich die Allianz „in möglichst optimaler Verfassung präsentieren“. In einer dann erstmals vorgelegten Weltbilanz sollen die Beitragseinnahmen rund 31 Milliarden DM für 1989 erreichen, der Konzernüberschuß werde nochmals „deutlich steigen“. Schieren kündigte für das Jubiläumsjahr eine höhere Ausschüttung durch einen Bonus an. „Wir denken darüber nach, wie wir unsere Aktionäre verwöhnen können“. Die Bonushöhe könne er noch nicht sagen.

Der Zeitgeist in Europa steht derzeit im Zeichen des Übernehmer-Fiebers - für die Versicherungswirtschaft auch wegen der Allianzbestrebungen der Banken bedeutsam. Die Allianz fühlt sich gewappnet. Sie sei derzeit mit einem Börsenwert von rund 32,4 Milliarden DM das „teuerste deutsche Unternehmen“. Durch diese Höhe und die Aktienstreuung bestehe nicht die Gefahr einer Übernahme. Größter Allianz-Aktionär ist die Münchener Rückversicherungs -Gesellschaft AG, München, mit rund 25 Prozent Anteil. Weitere Aktienpakete liegen bei Banken.

Mit dem „hervorragenden Ergebnis“ 1988 sei für die Jubiläumsaufwendungen bereits Vorsorge getroffen. Daher sei die Dividende für 1988 mit zwölf DM je 50-DM-Aktie unverändert geblieben. „So können wir 1990 etwas großzügiger sein“, sagte Schieren. Mit dem Jubiläumsbonus ist in der Folge offensichtlich keine Dividendenanhebung verbunden.

Schieren verwies auf die Möglichkeit einer Kapitalerhöhung mit günstigem Bezugskurs für die Aktionäre. Dies könnte dann genutzt werden, falls eine Neuakquisition ansteht. Obwohl die Allianz ständig weitere Übernahmen prüfe, sei derzeit konkret kein Kauf absehbar. Vorrangig sondiere die Allianz Neuerwerbungen in den USA, wobei „wir sehr wählerisch sind“, sagte Schieren.

Wesentlich kräftiger als im Inland stiegen 1988 die Beitragseinnahmen des Konzerns im Ausland. Mit einem dort erzielten Zuwachs um 22 Prozent auf 11,5 Milliarden DM wuchs der Auslandsanteil von 36,4 auf 39,4 Prozent. Im Inland erhöhten sich die Beitragseinnahmen um 7,7 Prozent auf 17,7 Milliarden DM. Mit 19.290 (18.873) gehörte 1988 fast jeder zweite der 41.752 (41.131) angestellten Mitarbeiter zu einer ausländischen Konzerngesellschaft.

Schieren erwartet 1989 eine Fortsetzung des steigenden Auslandsanteils, zumal Versicherungsübernahmen im Inland durch das Kartellamt blockiert wären. Von den 11,5 Milliarden DM Auslandsgeschäft entfallen neun Milliarden DM auf Europa. Im Auslandsgeschäft wird für 1989 ein Beitragszuwachs von einer Milliarde DM erwartet.

Den derzeitigen Versuch einer Investorengruppe, den britischen Mischkonzern BAT Industries Plc, London, zu übernehmen, verfolge die Allianz abwartend. An der Herauslösung der Versicherungsaktivitäten (Eagle Star/Großbritannien und Farmers Group/USA) als „Paket“ nach der geplanten BAT-Zerschlagung sei die Allianz nicht interessiert. Farmers Group sei zu einem früheren Zeitpunkt bereits eingehend geprüft worden.

Das von der Allianz weltweit verwaltete Vermögen bezifferte Finanzvorstand Friedrich Schiefer für 1988 mit 130 Milliarden DM nach 112 Milliarden DM im Vorjahr. 94 Milliarden DM könnten davon als Eigenkapital bezeichnet werden. Von den insgesamt 116 ausländischen Allianz -Gesellschaften hätten 1988 nur neun mit „kleineren, roten Zahlen“ abgeschlossen.

Zur deutlichen Verbesserung des versicherungstechnischen Konzernergebnisses auf 465 (Vorjahr: 227) Millionen DM hat wesentlich das gute Abschneiden der inländischen Kfz -Versicherung und der günstige Schadenverlauf in fast allen Sachversicherungssparten beigetragen. Nach einer Rekordsumme bei den Abschreibungen auf Kapitalanlagen von 650 Millionen DM für 1987 durch den Börsenkrach im Oktober verringerte sich diese Position 1988 auf 273 Millionen DM.

Ein Problem hat die Allianz allerdings: Aids. So hat der Konzern in den vergangenen zwei Jahren rund 2,2 Millionen Mark an Hinterbliebene von Aids-Toten ausgezahlt. Das Unternehmen hat, laut Schieren, bislang 33 Fälle registriert, bei denen Versicherte im Bundesgebiet der tödlichen Immunschwäche erlegen seien. Seit 1987 habe seine Gesellschaft außerdem rund zwei Millionen Mark an 21 Aids -Kranke gezahlt, die ihren Beruf wegen der Immunschwäche nicht mehr ausüben könnten.

Schieren sagte weiter, die Aufwendungen für Aids-Todesfälle in den USA seien mittlerweile so gestiegen, daß der Gewinn einer Tochtergesellschaft der Allianz of America im vergangenen Jahr zurückgegangen sei. In der Bundesrepublik seien im Bereich der Lebensversicherungen allerdings „keine gravierenden negativen Einflüsse“ für 1989 zu erwarten. „Die Zahl der Schadensleistungen nach Aids-Todesfällen wird sich aber erhöhen“, erklärte Schieren.

Seinen Angaben zufolge wurden bisher 39 neue Versicherungsanträge wegen des Verdachts auf Aids abgelehnt. In der Bundesrepublik seien über 28.000 Aidsinfizierte bekannt, sagte der Vorsitzende der Allianz. Angesichts einer Dunkelziffer von weiteren 50.000 bis 100.000 Menschen, die den tödlichen Virus in sich trügen, sei eine „verstärkte Risikoüberprüfung“ notwendig geworden. Die Schadensfälle durch Aids seien bislang aber auch durch die vom Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen vorgeschriebene „vorsichtige Tarifkalkulation“ abgefangen worden.

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