Hörspiel über Kaiserin Elisabeth: Sisi für Sisi-Muffel
Aus Karen Duves Roman „Sisi“ ist ein hörenswertes Hörspiel entstanden. Die österreichische Kaiserin ist hier alles andere als ein tragisches Hascherl.
Die Sisi-Festspiele hören nicht auf. Gerade erst erhielt die deutsche Netflixserie „Die Kaiserin“ den Emmy als beste Dramaserie, die österreichische Filmproduktion „Corsage“ aus dem letzten Jahr erhielt ebenfalls zig Preise. Und eine der besten deutschen Schriftstellerinnen, Karen Duve, hat ein Buch über „Sisi“ geschrieben, aus dem der BR nun auch noch ein Hörspiel gemacht hat, das den überraschenden Titel „Sisi“ trägt.
Einer der Gründe für die aktuelle Sisi-Renaissance dürfte sicher sein, dass das Bild der schönen, modernen und tragischen österreichischen Kaiserin jahrzehntelang von den Schmonzetten mit Romy Schneider geprägt war.
Wer sich ein Bild verschaffen will, wie die zeitgenössische Interpretation dieser Frau aussieht, sollte sich das Hörspiel mit seinen jeweils knapp eine Stunde dauernden vier Folgen anhören.
Anders als in den Filmen spielt Sisis Ehemann Kaiser Franz Joseph eine absolute Nebenrolle. Erzählt wird meist aus der Perspektive von zwei Frauen: der langjährigen kaiserlichen Hofdame Marie Festetics sowie Sisis Nichte Marie Louise von Wallersee. Die beiden gab es wirklich, Karen Duve hat ihren Roman auf Grundlage der schriftlichen Aufzeichnungen der beiden Frauen geschrieben.
Prominente Schauspieler*innen wie Mavie Hörbiger (Sisi), Axel Milberg (Graf Esterhazy) und Johannes Silberschneider (Kaiser Franz Joseph) sorgen in dem Hörspiel dafür, dass man sehr gern zuhört, wenn uns von den Kapriolen der freiheitsliebenden Kaiserin erzählt wird. Deren unbedingter Wille zur Selbstbestimmung drückte sich allerdings nicht nur in wilden Ritten zu Pferde aus, sondern auch in ihrem grenzenlosen Egoismus.
Das Hörspiel arbeitet die Ambivalenzen der österreichischen Kaiserin auf das Unterhaltsamste heraus und ist daher auch den größten Sisi-Muffeln zu empfehlen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Scholz bezeichnet russischen Raketeneinsatz als „furchtbare Eskalation“