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Hörsaal-Besetzung an der HU Berlin„Es ging um Gewalt, es ging um Zerstörung“

Die Präsidentin der Humboldt-Universität verteidigt den Polizeieinsatz nach der Hörsaalbesetzung durch Palästina-Aktivist:innen als dringend geboten.

„Intifada bis zum Sieg“, Hamas-Dreieck inklusive: Campus Nord der Berliner Humboldt-Universität am Mittwoch Foto: Christophe Gateau/dpa

Berlin dpa/taz | Die Präsidentin der Berliner Humboldt-Universität, Julia von Blumenthal, hat die rasche polizeiliche Räumung eines Hörsaals nach einer Protestaktion von Ak­ti­vis­t:in­nen der Palästina-Bewegung als notwendig verteidigt. Es seien Mit­ar­beit:in­nen der Universität am Mittwochnachmittag vor Ort gewesen. „Das Lagebild war eindeutig“, sagte von Blumenthal im RBB-Inforadio.

„Wir konnten schon sofort sehen, dass Sachbeschädigung begangen wurde.“ Auf Transparenten und an die Wände gesprayten Sprüchen sei das Existenzrecht des Staates Israels geleugnet worden. Es sei Gewalt verherrlicht und auch das rote Dreieck, das Symbol der Terror-Organisation Hamas, verwendet worden.

Zudem sei von den Be­set­ze­r:in­nen des Hörsaals auf dem Campus Nord „in kürzester Zeit weitflächige Zerstörung angewendet“ worden. „Damit war für uns klar: Die roten Linien sind überschritten. Und wir haben dann als Präsidium schnell gemeinschaftlich entschieden, dass in diesem Fall die Räumung der einzig richtige Weg ist“, sagte die HU-Präsidentin am Donnerstag.

Der Hörsaal an der Hessischen Straße in Mitte war am frühen Mittwochnachmittag von rund 90 Menschen besetzt worden. Die Aktion stand im Kontext der von Berlin angestrebten Ausweisung von vier Ak­ti­vis­t:in­nen, drei aus der EU, eine aus den USA, die sich wiederum selbst im Oktober an einer gewalttätigen Besetzung des Präsidiums der Freien Universität Berlin beteiligt hatten.

Strafverfahren wegen Hausfriedensbruchs

Dass das Präsidium der HU die Polizei am Mittwoch um die Räumung des Gebäudes bat, sei dringend geboten gewesen, so Julia von Blumenthal: „Es ging um Gewalt, es ging um Zerstörung.“ Nach Angaben der Polizei wurden schließlich rund 90 Menschen aus dem Gebäude herausgeführt und ihre Personalien festgestellt. Gegen sie würden Strafverfahren wegen Hausfriedensbruchs und gegebenenfalls auch wegen Sachbeschädigung eingeleitet.

Einem Polizeisprecher zufolge leisteten die Besetzer bei der Räumung zumeist keinen Widerstand. Auch HU-Präsidentin von Blumenthal sagte dazu: „Nach meinem Eindruck lief es professionell und friedlich ab.“ Die Polizei hat nach der Besetzung des Hörsaals 100 Strafermittlungsverfahren eingeleitet.

Die HU dürfte indes nicht so schnell zur Ruhe kommen. So demonstrierte auch am Donnerstag eine Gruppe Ak­ti­vis­t:in­nen vor dem Hauptgebäude der Universität Unter den Linden – ebenfalls vor allem gegen die Ausweisung der vier FU-Besetzer:innen richtete. Plakate mit dem Aufruf zu der Kundgebung waren unter anderem mit dem Logo der Studierendenvertretung der Alice-Salomon-Hochschule (ASH) versehen.

Auch der Audimax der ASH in Marzahn-Hellersdorf war Anfang Januar von Palästina-Ak­ti­vis­t:in­nen besetzt worden. Anders als am Mittwoch an der HU hatte die Hochschule die Besetzung damals geduldet. Die Leitung der ASH geriet daraufhin in schwere Erklärungsnot, zumal es auch hier zu terrorverherrlichenden und antisemitischen Akten gekommen sei, so die Berliner Wissenschaftsverwaltung.

Die aktuelle Besetzung des Hörsaals der HU hat unterdessen unmittelbare Auswirkungen auf den Uni-Alltag der nächsten Zeit. Der Saal sei von den Be­set­ze­r:in­nen verwüstet worden, Bänke seien herausgerissen. „Schon jetzt ist klar, dass die Beschädigungen so gravierend sind, dass der Raum für Wochen, möglicherweise Monate, nicht für die Lehre zur Verfügung stehen wird“, teilte das Präsidium am Donnerstag mit. Die Uni geht von Schäden zwischen 60.000 und 100.000 Euro aus.

Aktualisierung: 17.4.2025, 17.30 Uhr

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