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Hör-Funken: Quasselstrippe / "Leben und Tod des Kornettisten Bix Beiderbecke" / "Mamatschi"

Quasselstrippe („Aber hallo“ - Was wären wir ohne Telefon? 15.05-16.00 Uhr, WDR 1) „Kein Anschluß unter dieser Nummer“, lautet die Apokalypse des Alltags. Familien geraten in Aufruhr, weil Quasselstrippen die Leitungen für Stunden blockieren. In Wohngemeinschaften führt dasselbe Phänomen zu heftigen Verteilungskämpfen und ernsten Gesprächen über die Biodynamik des Apparats. Ohne ihn hätte der Yuppie keine Außenwelt mehr, die ohnehin nur noch vom Hörensagen existiert. Die Großstadt würde ohne Telefonsystem zum Dschungel, wo ratlose Bewohner sich beim Gang um die nächste Ecke hoffnungslos verirrten. Manager sind aus Hör- und Sprechmuschel herausgewachsene Gestalten, die in gediegenen Telefonzellen auf vier Rädern übers Land fahren. Die Welt als Telefonphänomen. Am anderen Ende der Leitung sitzt immer Schwarz-Schilling und zählt die Telefongroschen zu Milliarden zusammen. Eine Werbesendung für Schwarz -Schillings Imperium?

Preiskrone („Leben und Tod des Kornettisten Bix Beiderbecke aus Nord-Amerika“, 20.05-22.00 Uhr, SWF 1) Der Kornettbläser kam aus Davenport/Mississippi, Sohn aus wohlhabender Familie, 1903 geboren. 1931 starb er auf Long Island, der „erste große Cool-Solist des Jazz“, inmitten leerer Flaschen und Dreck. Er soll unter der Kommerzialisierung des Jazz gelitten haben, weil er beim Spielen Ravel, Schönberg und Strawinsky im Ohr behielt. Aus solchem Leben werden Legenden gemacht und Balladen. Ror Wolf versuchte es mit einem Hörspiel, das mit dem „Preis der Kriegsblinden“ ausgezeichnet wurde. Er schrieb: „Bix war einer der einsamsten Menschen der Welt - ein Leben ist nach TV -Gesichtspunkten eigentlich undramatisch: Er spielte Kornett und trank: und beides führte zum Tod. - Frauengeschichten gibt es kaum: Wer Kornett bläst und trinkt, hat dafür einfach keine Zeit.“ Das eben ist der Stoff, aus dem nicht nur gute Hörspiele gemacht sind.

Kein Kinderspiel („Mamatschi“, 21.05-22.00, Radio DDR 1) Freitag, ein Novemberabend. Der unbescholtene Mann startet mit einem Kind zur Fahrt in den nächsten Ort. Dort erwartet er liebevolle Aufnahme von seiner Freundin. Zum Kind ist er freundlich. Die Fahrt führt den Mann mitten in der Nacht ins Gefängnis, wo schon eine hohe Strafe auf ihn wartet. Das Kind war nicht seins, es wurde schon gesucht. Warum hat er's gestohlen und die Gerechtigkeit herausgefordert, der angeblich niemand entkommt. So fragt sich die Autorin zusammen mit dem Generalstaatsanwalt der DDR in der Sendreihe Tatbestand.

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