piwik no script img

Hochwasserkatastrophe in AustralienDas Klima im Wetter

Bei einer Springflut im australischen Toowoomba sind mindestens acht Leute ums Leben gekommen. Über 70 werden noch vermisst. Jetzt bedroht die Hochwasserwelle Brisbane.

Land unter: Springflut in Toowoomba, rund 100 Kilometer westlich von Brisbane gelegen. Bild: reuters

Die verheerende Flut in Australien hat nun auch die Millionenstadt Brisbane erreicht. Mindestens 10 Menschen sind dem Hochwasser bislang zum Opfer gefallen. 78 Einwohner würden zudem noch vermisst, sagte die Regierungschefin von Queensland, Anna Bligh. Ganze Familien seien im Wasser verschwunden.

Die Lage in Brisbane soll sich in den kommenden Tagen verschärfen. Verantwortlich für die Katastrophe ist eine extreme Großwetterlage, die auf ein regionales Wetterphänomen trifft und vor dem Hintergrund des Klimawandels stattfindet. Die Ostküste Australiens wird von einem regelmäßig wiederkehrenden Wetterphänomen namens "La Niña" heimgesucht. Bei dieser Konstellation erwärmt sich durch eine Veränderung der Meeresströmungen der westliche Pazifik. La Niña ist das Pendant zu dem bekannteren "El Niño" im Osten des Pazifiks vor der Küste Südamerikas. Dabei kommt es meist zu Weihnachten (daher der Name: Christkind) zu Überflutungen, Dürren und Waldbränden.

Das momentan deutlich wärmere Meerwasser vor der australischen Küste bewirkt, dass mehr Wasser verdunstet und abregnet. Die Meteorologiebehörde der Regierung hat das bisher stärkste La Niña gemessen, das mit Temperaturen und Niederschlägen in Rekordhöhe einhergeht. "Der Dezember 2010 war der nasseste, der jemals im Bundesstaat Queensland gemessen wurde", heißt es in einer Erklärung der Behörde. Gleichzeitig herrscht ein Tiefdruckgebiet, das den Monsunregen vom Meer aufs Land zieht.

Ob der Klimawandel die Häufigkeit oder die Schwere von El-Niño- und La-Niña-Phänomen verändere, "lässt sich nicht mit Sicherheit sagen", meint dazu Stefan Rahmstorf, Ozeanologe und Klimawissenschaftler am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). "Auf jeden Fall entspricht die Häufung von Wetterextremen in den letzten Jahren dem, was aufgrund der globalen Erwärmung zu erwarten ist. Auch wenn für ein Einzelereignis der Zusammenhang nicht beweisbar ist, bedeutet dies nicht, dass es keinen gibt."

Die Fluten in Queensland beenden eine jahrelange Dürre in Australien, die wiederum von El Niño beeinflusst war. Auch unter dem Druck von Bildern verdurstender Rinder und brennender Wälder hatte die sozialistische Regierung unter Kevin Rudd 2007 eine spektakuläre Wende in der Klimapolitik vollzogen. Das Land, bis dato ein Bremser bei internationalen Klimaverhandlungen, ratifizierte 2007 gleich nach Rudds Amtsantritt das Kioto-Protokoll und behindert inzwischen den Klimaprozess nicht mehr. Doch Rudd verlor im Dezember 2009 seine Mehrheit im Parlament für schärfere Klimagesetze und trat zurück. Australiens schlechte Klimabilanz konnte auch sein Intermezzo nicht verhindern: Zwischen 1990 und 2008 haben die CO2-Emissionen um 53 Prozent zugelegt, das Land ist der größte Kohle-Exporteur weltweit. Auf dem "Klimaschutz-Index" der Organisation Germanwatch belegt Australien den drittletzten Platz.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • K
    Karl

    Sehr bemerkenswert, von einer "Häufung" kann anhand der Niederschlagsdaten hier keine Rede sein, bisher jedenfalls.

     

    Wer wissen möchte, ob es sich um ein für das Abflusssystem ungewöhnliches Ereignis handelt, der sei auf die Fernerkundungsdaten verwiesen (danach eher nicht) oder möge die Flusssedimente betrahcten; darin ist nämlich die gesamte Klimageschichte archiviert.

     

    Karl

  • M
    Mafiaskeptiker

    Auch der Dezember in fand vor dem hIntergrund des klimawandels statt. In der vergenheit hinterließ der Klimawandel dann sog. Endmoräne im Umland Berlins. Schon damals wurde zu wenig mit der s- Bahn gefahren, wie auch diesen Winter.