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Hochwasser in Deutschland12 Milliarden Euro Schaden

Die Wassermassen bedrohen Teile von Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Rating-Agentur Fitch schätzt den Schaden auf 12 Milliarden Euro.

Die Hochwassersituation bleibt weiterhin angespannt, wie etwa hier in Schönhausen in Sachsen-Anhalt. Bild: dpa

BERLIN reuters/epd | Das Hochwasser hat weiterhin ganze Regionen Ostdeutschlands im Klammergriff. Vor allem in Sachsen-Anhalt und Brandenburg richteten die Menschen am Dienstag bange Blicke auf die Elbe. Tausende Einwohner betroffener Landstriche werden evakuiert. Helfer versuchen unermüdlich, das Wasser aufzuhalten.

Der Pegelstand der Elbe in Lauenburg hingegen hat am Dienstagmittag vorerst bei 9,59 Metern stagniert. „Der Pegel ist die letzte Stunde konstant geblieben“, sagte Feuerwehrsprecher Thomas Grimm. „Wir hoffen, dass es jetzt das Ende ist.“

Die Einsatzkräfte haben die Elbstraße in der Altstadt aufgegeben, dort steht das Wasser kniehoch. Es gibt nach Angaben der Feuerwehr bislang keine Pläne, wieder mit dem Pumpen zu beginnen. In Lauenburg kämpfen etwa 1000 Einsatzkräfte gegen die Flut.

Die Hamburger sind weiterhin gelassen. Es bestehe „keine Gefahr“ für die Stadt, erklärte die Innenbehörde am Dienstag. Das Hochwasser in den Bereichen Hafen, Hafencity und Speicherstadt werde nur zu 40 Zentimeter höheren Pegelständen führen. Der Hochwasserscheitel wird zwischen Mittwoch und Donnerstag erwartet.

Die Auswirkungen der Flut auf das Stadtgebiet sind deutlich geringer, weil die Elbe im Tidebereich von Ebbe und Flut sehr viel breiter und tiefer ist als oberhalb des Wehrs. Deshalb bietet die Elbe bei Hamburg viel mehr Abflussraum als im eigentlichen Elbtal. Zudem ist die Fließgeschwindigkeit höher, das Wasser läuft zügig in die Nordsee ab.

40 Millionen Euro Soforthilfe

Den Hochwasseropfern in Niedersachsen stehen zunächst Soforthilfen von 40 Millionen Euro zur Verfügung. Dies hat das rot-grüne Landeskabinett am Dienstag beschlossen. Die eine Hälfte des Geldes stammt aus Bundesmitteln, den Rest schießt das Land zu.

Mit der Soforthilfe sollen durch das Elbe-Hochwasser verursachte Schäden in Privathaushalten, der gewerblichen Wirtschaft und in der Land- und Forstwirtschaft sowie an der kommunalen Infrastruktur ausgeglichen werden. Zudem prüft das Finanzministerium Steuererleichterungen für Hochwasseropfer.

Hochwasser-Müll bedroht Vogelschutzinsel

Die derzeit die Elbe herunterfließenden Wassermassen und ihre Müllfracht bedrohen auch die Vogelinsel Trischen im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Die rund 180 Hektar große Insel liegt in der Nordsee nordwestlich der Elbmündung und damit im Einflussgebiet des Stroms. „Dieser wird nach den Hochwässern der letzten Tage seine schmutzige Fracht nicht nur in die Nordsee, sondern auch ins Wattenmeer ergießen“, warnte NABU-Vogelwartin Julis Baer am Dienstag.

Trischen liegt als bedeutendes Brut-, Rast- und Mausergebiet für Tausende Vögel in der Schutzzone 1 des Nationalparks. Hier brüten jährlich bis zu 5.000 Seevögel, die zurzeit den Nachwuchs aufziehen. „Das Ausmaß an Müll und veröltem Schlamm sind schwer abzuschätzen, aber in jedem Fall für das schon jetzt häufig mit Müll belastete Wattenmeer eine Katastrophe“, sagte Baer.

Zwölf Milliarden Euro Schaden

Das Hochwasser an deutschen Flüssen könnte die Versicherungsbranche nach Einschätzung der Ratingagentur Fitch bis zu drei Milliarden Euro kosten. Der volkswirtschaftliche Schaden dürfte sich insgesamt sogar auf rund zwölf Milliarden Euro belaufen, teilte Fitch am Dienstag in Frankfurt mit. Damit würde das Hochwasser die Versicherer teurer zu stehen kommen als die Flut 2002. Diese hatte der Branche rund 1,8 Milliarden Euro gekostet.

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5 Kommentare

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  • AU
    Andreas Urstadt

    Recherchiert und das vor den Sondersendungen gefunden u a bei der CSU, Nachhaltigkeit und den Stand hatte die CSU laengst, war klar, dass immer perfekterer Dammbau zu immer hoeheren Hochwassern fuehrt, da das Wasser keine Ausgleichsflaechen bekommt. Dazu fuehrt die bayerische Staatsregierung laengst existierende Pilotprojekte an. Man hat das Wissen der Institute auch hier laengst umgesetzt, wo s geht. Die TV Sender haetten nicht nach Holland fahren muessen.

     

    Die betroffenen Regionen sind an der Hochwasserentwicklung selbst schuld. Die Rekorde sind fabriziert. Und man hat es gewusst. Die CSU haette es nicht schon laengst online gehabt, bzw die bayerische Staatsregierung. Man kann aber offenbar nicht einfach Leuten diktieren, dass sie leider Pech haben und ihr Land bei Hochwasser der natuerliche Flusslauf wird, der insgesamt das Hochwasser abfaengt.

     

    Man kann nicht ueber Regierungen schimpfen, die es gewusst und nicht ignoriert haben. Die Ostbundeslaender haben es nach TVBerichten ignoriert. Wenn sie s nicht ignoriert haetten heisst das nicht, dass sie s geloest haetten. Im Osten hat jeder dem anderen den Wasseraerger zugeschoben inkl durch Dammbau vollendete Tatsachen gesetzt.

     

    Es gibt eine vom Bundestag und den Laendern verabschiedete Nachhaltigkeitsstrategie bei der Bayern bspw schon vorher an nachhaltigem Umgang mit Flusslaeufen gedacht hat. Was in den Ostbundeslaendern getan wurde ist evident. Die Ueberschwemmung wurde mit Steuergeldern gesponsort und finanziert durch die falsche Damm u Wasserpolitik. Die Entschaedigung verlaeuft wieder ueber Steuern. Wer darauf und die Leute kannten das Problem, mit Politikmuedigkeit reagiert, wacht nass auf. Es haette an den Bewohnern liegen muessen, sich nachhaltig zu beschweren und zu informieren, Fehlanzeige. In den Regionen wurde nicht fuer bessere Loesungen gekaempft oder die Minderheit setzte sich nicht durch.

     

    Merkel usw muessen auch mal kritisieren, was abgeht und nicht nur mit dem Geld winken. Kritik gehoert dazu und die kommt nicht und das ist nicht nachhaltig.

  • IB
    ich bin sauer auf diese Regierung

    11.06.2013 13:06 UHR

    von U. P.:

     

    Mag alles richtig sein was Sie hier schreiben. Dennoch scheint es dem Staat selbst egal zu sein.

     

    Wer braucht Rösler, die Angi ist doch permanent im Osten unterwegs in ihrem Heimatland. Millionen mögen nicht reichen, das ist klar bei der Überflutung.

     

    Aber da kommt doch wieder so ein schlauer Politiker, der sich sicher selbst für überaus menschlich hält auf die Idee, jeden Bürger der Republik zu schröpfen, damit die Regierung nicht für die Flutschäden aufkommen muss und möchte von jedem Bürger mindestens 10 € haben. Das wird für mich keinesfalls in Frage kommen, ich zahle keine 10 € für Flutschäden. Diese 10 € schicke ich nach Afrika, da verhungern Kinder die keine Möbel haben nicht mal ein Dach über dem Kopf.

     

    Wir sollten damals den Solizuschlag für Ost ein Jahr lang mit 1 € pro Monat bezahlen für den sog. Aufbau, hatte kein Mensch was dagegen.

     

    Dann wurde der Soli aber berechnet nach dem Bruttogehalt und das zahlen wir nun seit 14 Jahren. Dagegen habe ich was.

     

    Warum nimmt man den weit höheren Solizuschlag nicht für die Flutopfer, das sind Milliarden. Wo geht diese Regierung mit all dem Geld hin. War es nur eine Sozial Lüge mit dem erhöhten Soli für Ost ?????

  • NN
    nur noch zwei Gummibärchen im Beutel

    ...mal sehen, vielleicht haben (wir) das jetzt alle zwei bis drei Jahre? - Mit immer größeren Wassermassen.

  • F
    frizzi

    Komisch daß Rösler bei den Dammbrüchen in Bayern nichts von sich hören liess..... Scheinbar ist Deutschland auch bei Unglücken immer noch zweigeteilt. Hier anpacken, dort jammern und Geld für Wählerstimmen raushauen.

  • UP
    U. P.

    Außen hui und innen pfui, siehe wieder mal Verletzung Grundgesetzauftrag

    "Art 89

    (1) Der Bund ist Eigentümer der bisherigen Reichswasserstraßen.

    (2) Der Bund verwaltet die Bundeswasserstraßen durch eigene Behörden. Er nimmt die über den Bereich eines

    Landes hinausgehenden staatlichen Aufgaben der Binnenschiffahrt und die Aufgaben der Seeschiffahrt wahr, die ihm durch Gesetz übertragen werden. Er kann die Verwaltung von Bundeswasserstraßen, soweit sie im Gebiete eines Landes liegen, diesem Lande auf Antrag als Auftragsverwaltung übertragen. Berührt eine Wasserstraße das Gebiet mehrerer Länder, so kann der Bund das Land beauftragen, für das die beteiligten Länder es beantragen.

    (3) Bei der Verwaltung, dem Ausbau und dem Neubau von Wasserstraßen sind die Bedürfnisse der Landeskulturund der Wasserwirtschaft im Einvernehmen mit den Ländern zu wahren."

     

    Bund und Länder sind zuständig für den Hochwasserschutz. In den letzten 11 Jahren haben sie teils kläglich versagt, man schaue sich die am meisten betroffenen Länder an. Herrn Ramsauer als Verkehrsminister sieht man gar nicht in der öffentlichen Wahrnehmung, Frau Merkel nur auf pastoraler Wahlkampftour. Wenn man es selbst nicht kann, sollte man sich Experten aus den Niederlanden holen, die den Hochwasserschutz in den letzten Jahren besser im Griff haben. Anstatt ausreichende Mittel für den Hochwasserschutz bereitzustellen und diesen nachhaltig auszubauen, verplempert man die Mittel reichlich an das Prinzip "broken windows" oder verschenkt sie gleich als Wirtschaftssubventionenen bzw. an die Wohlhabenden. Die staatlichen Hilfen sind wahrscheinlich billiger zu haben. Überwiegend sind nur Mittel- und Unterschichtopfer betroffen.