Hochschulstiftung: Berliner Universitäten verzichten auf viel Geld
FU und TU wollen Stiftung für Spitzenforschung vertagen. Senator Zöllner sieht darin Absage an das Prestigeprojekt.
Kaum haben sich die vier Hochschulen mit Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner (SPD) öffentlich auf eine gemeinsame Spitzenforschungs-Stiftung geeinigt, ist das Projekt wieder in Gefahr. Die Akademischen Senate von Freier Universität (FU) und Technischer Universität (TU) haben beschlossen, die Stiftung zu verschieben, bis "Einvernehmen zwischen Land und Universitäten über deren finanzielle Plafonds ab 2010" besteht. Der nächste Landeshaushalt wird allerdings erst im Herbst 2009 beschlossen, der Beginn der Stiftung wurde aber bereits für dieses Jahr festgesetzt.
Grund für das Verhalten der bei Hochschulentwicklung zustimmungspflichtigen Akademischen Senate ist die Angst, dass die Stiftung zu Lasten der finanziellen Uni-Grundausstattung geht. Laut Senator Zöllner ein Missverständnis - eine Beschneidung der zugesagten Mittelerhöhung für die Hochschulen werde es nicht geben. Zöllner zeigte sich vom Gebahren der Unis enttäuscht. "Diese unerfüllbare Bedingung kann kaum anders verstanden werden als eine Absage an die gemeinsame Stiftung", kritisierte er und erinnerte FU und TU daran, dass auch sie im Juni das gemeinsame "Memorandum of Understanding" unterzeichnet hätten. Vorgesehen war, die Arbeit noch in laufenden Jahr aufzunehmen - auch, um bei der Exzellenzinitiative abgelehnten Clustern schnelle Weiterarbeit zu ermöglichen. Mit jeder Verzögerung, so Zöllner, verlören die Unis Geld: Zwischen 2008 und 2011 sollten die Hochschulen 30 bis 40 Millionen Euro jährlich für die Stiftung erhalten - zusätzlich zu den im Hochschulvertrag festgelegten Landesmitteln.
Die Humboldt-Universität (HU) steht weiterhin zu der Vereinbarung mit Zöllner und drängt auf eine zügige Einrichtung der Stiftung. FU und TU waren gestern zu keiner Stellungnahme bereit. Unverständnis für deren Verzögerungstaktik äußerte die hochschulpolitische Sprecherin der SPD, Annette Fugmann-Heesing: Es sei eine Blamage, wenn die Berliner Universitäten die Fördermillionen für die Spitzenforschung blockieren würden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen