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Historisches KaufhausEvent für Zwischendurch

Das ehemalige Kaufhaus Jandorf wird wiederbelebt. Der Eigentümer will damit künftige Nutzungsmöglichkeiten ausloten.

Das alte Kaufhaus Jandorf Bild: Blunt/CC BY 3.0

Eine Discokugel, ein paar dottergelbe Neonröhren, ein Weihnachtsbaum. Mehr braucht Felix Brandts nicht für ein gutes Event. Die Kulisse, das weiß der Eventmanager, ist der Hammer, sie spricht für sich: eine imposante Eingangshalle mit Atrium, denkmalgeschützt, noch unsaniert: nackter Estrich, abblätternder Putz mit vereinzelten Graffiti – original Berliner Zwischennutzungscharme. „Wir haben hier nächste Woche eine große Unternehmensweihnachtsfeier, dann den zweiten Teil des Designweihnachtsmarkts Christmas Rodeo“, sagt Brandts zufrieden und schreitet voran, quer durch das 800 Quadratmeter große Erdgeschoss. Hinter einer improvisierten Bar ohne Wasseranschluss tut sich eine große Halle auf: Oberlicht fällt durch die Fenster in einem Runddach, an dem sich gerade ein paar Bauarbeiter zu schaffen machen: Der fertige Raum soll im Januar den Models der Skater-Modemesse Bright zum Umziehen dienen.

Weihnachten, Mode, Events – es tut sich wieder was im ehemaligen Kaufhaus Jandorf in Mitte, das seit der Wende leer steht. Schon im Sommer fand dort eine Depeche Mode Fan Exhibition der Telekom statt, wenig später eine Multimedia-Ausstellung. Felix Brandts’ Agentur Tehrani ist seit Frühjahr dieses Jahres verantwortlich dafür, dass der schlafende Riese mit dem Zwiebelturm an der Ecke Brunnen-/Invalidenstraße wieder zum Leben erwacht – zumindest für ein paar Tage im Monat.

Die kurzfristige Vermietung für Events teilt sich seine Agentur mit den Machern des Prince Charles in Kreuzberg. „Wir bekommen so viele Anfragen, dass wir theoretisch jeden Tag vermieten könnten“, sagt Brandts, der unter seinem lässigen Parka ein kariertes Businesshemd trägt. „Aber wir müssen auch Rücksicht auf die Würde des Gebäudes und die Wünsche des Eigentümers nehmen.“ Diese Würde leitet sich aus der bewegten Historie ab, was genau die Wünsche des Eigentümers sind, ist allerdings unklar. Das Kaufhaus Jandorf, erbaut 1904 als Filiale der vornehmen Warenhauskette Jandorf, war einst der kleine Bruder des KaDeWe und in der DDR als „Haus der Mode“ Ort der volkseigenen Modeproduktion. Doch seit der Wende sind die riesigen Fenster blind, die vertikal gegliederte Sandsteinfassade hat Patina angesetzt. 1993 hatte der Frankfurter Hotelier Jacob Schultz das Haus von der Treuhand gekauft. Ende der 1990er Jahre ließ er Fassade und Dach sanieren, baute eine Tiefgarage mit 25 Pkw-Plätzen. Doch diverse Nutzungskonzepte scheiterten: Weder das geplante Kulturkaufhaus für Kreative noch die Edel-Shoppingmall noch das Konferenzzentrum wurden realisiert – obwohl für das letztere Projekt noch immer die Internetseite www.open-office-mitte.de wirbt.

Kaushaus Jandorf

Gegründet als "Warenhaus am Weinberg", eröffnete das Kaufhaus 1904. Als Teil der Kaufhauskette von Adolf Jandorf versprühte der in Muschelkalk und Tuffstein verkleidete Großbau mit abgerundeter Ecke und Zwiebelturm die Grandezza der gehobenen Warenwelt.

Das Haus überstand den Zweiten Weltkrieg fast unbeschadet. Zu DDR-Zeiten wurde es zum "Haus der Mode", in der Kollektionen produziert wurden und Modenschauen stattfanden. Nach der Wende stand das Haus leer. Im Erdgeschoss kam kurzzeitig eine Sparkassenfiliale unter.

Seit diesem Jahr finden dort Veranstaltungen statt, die eine Eventagentur im Auftrag des Eigentümers durchführt. Dieses Wochenende kann man den abgeblätterten Charme beim Design-Weihnachtsmarkt bewundern. (api)

Schultz will sich der Presse gegenüber nicht äußern. Dafür hat er Brandts engagiert: „Es wird bald eine neue Website geben, mit einer Kontaktnummer für alle, die dort Events veranstalten wollen“, verspricht dieser. Er erzählt, wie er selbst vor zwei Jahren probiert hätte, jemanden unter der Kontaktnummer auf dem Schild an der Fassade zu erreichen – ohne Erfolg. Schultz, der mit der Entwicklung der Immobilie und dem öffentlichen Interesse daran überfordert scheint, hat dies jetzt offenbar erkannt – und Leute wie Brandts engagiert, die vor Ort das Beste aus dem brachliegenden Exkaufhaus herausholen sollen. „Die kurzfristige Bespielung soll testen, wo der Bedarf liegt und was möglich ist“, sagt Brandts, als er das beeindruckende Rundpanorama aus den Fenstern im ersten Stock zeigt. Die beiden Stockwerke darüber und das Turmzimmer liegen noch im Dornröschenschlaf, sie sind für Höheres vorgesehen.

Luxus-Lofts mit Blick über den Weinbergspark, repräsentative Räume für eine Stiftung oder Sammlung – für die großen Visionen ist Wolfgang Keilholz zuständig. Der Architekt erarbeitet im Auftrag des Eigentümers mögliche Entwicklungsszenarien für das Gebäude. Unten, erläutert Keilholz am Telefon, könne er sich einen Laden mit Restaurant vorstellen – oder gleich eine ganze Markthalle. Auf den beiden Etagen darüber Büros – und ganz oben Wohnen, mit Turmzimmer und Luxus-Panorama. „Vielleicht eine große Kunstsammlung, nebst Stiftung und Privaträumen darüber?“, sinniert der Architekt. Aktuelle Interessenten gebe es nicht, aber man habe ja auch keine Eile, keinen Verwertungsdruck: „Wir sind ja schließlich kein Investmentprojekt – wir planen erst, dann vermieten wir.“ Man wolle nun erst in Ruhe die weitere Entwicklung der Brunnenstraße hin zur Shopping- und Kunstmeile abwarten. Und dann zuschlagen. „Wir werden die Zwischennutzungen so lange laufen lassen, bis eine gewisse Ermüdung eintritt. Dann nehmen wir die Entwicklung und Vermarktung der Flächen in Angriff“, sagt der Architekt. „Planungen dafür habe ich bereits in der Schublade.“

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1 Kommentar

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  • ... " was genau die Wünsche des Eigentümers sind, ist allerdigs unklar " ...,

    ich beantworte Ihnen liebe taz, diese Frage gerne..., SOVIEL GELD UND PROFIT DAMIT MACHEN, WIE ES NUR GEHT,