piwik no script img

■ QuerspalteHin und weg vom Edmund

Nach zahlreichen Protesten hat die katholische Kirche Niedersachsens Ministerpräsident Gerhard Schröder gebeten, auf seine Ansprache am 30. November in der Mönchengladbacher Sankt Franziskus-Kirche zu verzichten. Gegen den SPD-Politiker, der soeben seine dritte Scheidung hinter sich hat, wurden moralische Bedenken geäußert. Schröder sollte über das „Hin und weg vom Du“ sprechen. Die taz dokumentiert die nie gehaltene Predigt:

Adam, der war ein ganz kluger Mann, und die Eva war auch nicht ohne, da gibt es kein Vertun. Sie wissen, ich bin in diesen Tagen in Niedersachsen viel auf der Straße. Ich spüre das auch, so stark wie noch nie. Und doch ist Beziehungsfähigkeit vor allem zwischen Männern und Frauen ein schwieriges Thema. Ich will da ganz offen sein. Mein Lebensentwurf mit Hillu ist gescheitert. Schnitzel mußte ich an der Autobahnraststätte essen, in Bonner Bars konnte ich höchstens eins trinken, dann mußte ich nach Hause. Ich habe die Grenzen falsch gezogen. Jetzt lebe ich mit der Doris zusammen. Wir wollen heiraten. Doch auf einmal bin ich mir nicht mehr so sicher: Gehören Frauen in die Politik, gehören Frauen zur Politik? Ich mein', jeder lernt vor allem aus dem, was schiefgeht. Ich habe die Differenzierung von Privatem und Politik immer für richtig gehalten. Doch hier in Sankt Franziskus und vor Ihnen, liebe Gemeinde, kann ich es ja sagen: Männer sind einfach sensibler. Ich denke da an meinen Edmund, äh, Stoiber. Der würde nie in einem Interview über unser Privatleben sprechen. Bei Doris bin ich mir da nicht so sicher. Bei Hillu, das wissen Sie ja selbst, mußte ich es schmerzlich erfahren. Der Edmund dagegen weiß, wovon er redet. Wenn er ja sagt, meint er ja, und es ist angenehm, sich mit ihm zu streiten. Der mischt sich ein und läuft nicht weg, wenn es Probleme gibt – das ist ein Stil, den ich auch pflege. Von Montag bis Freitag kümmern wir uns beide um die Wirtschaft. Stoiber hält am Sonntag zusätzlich ordoliberale Reden. Ich steige auf die Kanzel. Das wissen wir voneinander, das respektieren wir. Da bleibt nur wenig Zeit für uns. Aber trotzdem: So muß eine Beziehung aussehen! Uta Andresen/Gerhard Schröder

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen