piwik no script img

Hillbilly-Elegy-Autor J.D. VanceMit Trump zum Vorwahl-Sieg

Im US-Bundesstaat Ohio gewinnt der frühere Trump-Gegner Vance die Vorwahlen der Republikaner nach einem Schwenk in das Lager des Ex-Präsidenten.

Kuss für den Sieger J.D. Vance, der sich in Ohio als Underdog präsentierte, von seiner Frau Usha Foto: Gaelen Morse/Reuters

New York taz | Der vom früheren US-Präsidenten Donald Trump unterstützte Bestsellerautor und Finanzinvestor J.D. Vance hat in Ohio am Mittwoch die Vorwahlen der Republikanischen Partei um die Kandidatur für die Senatswahlen im November gewonnen.

Am Mittwochabend, als mehr als 95 Prozent der Stimmen ausgezählt waren, kam Vance nach Angaben der Nachrichtenagentur ap auf rund 32 Prozent. Sein größter Konkurrent Josh Mandel zog mit rund 24 Prozent auf den zweiten Platz.

Der Sieg für Vance in seinem Heimatstaat Ohio ist vor allem auch ein Triumph für Donald Trump. Gespannt hatten Be­ob­ach­te­r*in­nen verfolgt, ob der Ex-Präsident beliebt genug sein würde, um Kan­di­da­t*in­nen mit seiner Fürsprache einen wesentlichen Aufschwung zu verleihen.

Erst spät, Mitte April, hatte er erklärt, den 37-jährigen Vance zu unterstützen, der 2016 mit seinem verfilmten Buch „Hillbilly Elegy“ bekannt wurde. Darin beschreibt Vance sein Heranwachsen in einer von Armut geprägten Arbeiterfamilie und lieferte damit eine Erklärung, warum diese sich für Trump begeistern konnten. Dies machte ihn auch zu einem gefragten politischen Kommentator.

Trump: „Auch alle anderen haben Scheiß über mich erzählt“

„Trumps Unterstützung hatte für bessere Umfrageergebnisse für Vance gesorgt, aber ärgerte einige Republikaner*innen. Denn der Autor hatte Trump in der Vergangenheit noch „Idiot“ genannt und 2016 auch erklärt, er sei ein „Nie-Trump-Kerl, ich habe ihn nie gemocht“.

Das klingt nun ganz anders, und Vance stellt sich als Outsider gegen die Eliten dar, schimpft gegen Einwanderung und Chinas Einfluss. „Er ist ein Kerl, der einigen Scheiß über mich gesagt hat“, erklärte Trump bei einem Auftritt mit Vance. „Aber wisst ihr was? Alle anderen haben das auch getan.“

Vances Gegner bei den Halbzeitwahlen Anfang November wird nun der Demokrat Tim Ryan sein. Neu gewählt werden dann das gesamte US-Repräsentant*innenhaus und ein Drittel des US-Senats. Ryan hatte sich mit großem Vorsprung gegen seine demokratischen Kon­kur­ren­t*in­nen durchsetzen können.

Kampf um Stimmen der Arbeiterschaft in Ohio

Es wird ein Kampf zwischen zweien, die auf ihr Verstehen der Ar­bei­te­r*in­nen­ pochen. „Vance ist ein abgehobener Millionär, der eine Karriere daraus gemacht hat, die Ar­bei­te­r*in­nen­klas­se zu verunglimpfen, und er ist die schlechtmöglichste Wahl, um Ohio zu vertreten“, ätzte Ryan am Mittwochabend auf Twitter gegen seinen Rivalen.

Vance habe seinen Heimatstaat Ohio „für San Francisco verlassen, um Millionen zu machen und in Unternehmen zu investieren, die von der Globalisierung und dem Freihandel profitieren“, heißt es in einem Video Ryans.

In den kommenden Wochen wird sich zeigen, ob Trump seine Position in der Partei weiter zementieren kann. Teils gegen innerparteiliche Kritik hat er auch in anderen Bundesstaaten Kandidaten seine Unterstützung zugesagt, wie etwa beim vielbeachteten Rennen um die republikanische Kandidatur für die Gouverneurswahl in Georgia.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Was sagt das positive Wahlergebnis für J.D. Vance mit Unterstützung von Donald Trump? Trump kann jeden Republikaner der gegen seinen Willen ein Wahlerfolg erzielen will verhindern. Trump kann zwar den rep. Kandidaten nicht sicher zum Wahlerfolg über den demokratischen Kandidaten führen, aber er kann ihn verhindern.



    Alle Zeichen, insbesondere das Joe Biden super unbeliebt in den USA, ergeben mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit das Donald Trump der nächste US-Präsident wieder sein wird, wenn nicht vorher noch der 3. Weltkrieg ausbricht.

    Im Übrigen meine ich, dass für eine Politik gegen Krieg, eher Donald Trump steht als Joe Biden oder Hillary Clinton.