■ Kommentar: Hilfe, Hijacker!
Berlin ist als Geisel in der Gewalt von Hijackern, die nicht einmal wissen, in welche Richtung sie fliegen wollen. So stellt sich die Situation der Stadt nach der viertägigen Sparklausur des Senats dar. Angesichts der katastrophalen Finanzlage der Stadt kann das Scheitern nur als eine Bankrotterklärung der Großen Koalition verstanden werden. Um so mehr, als seit Monaten versucht wurde, ein gemeinsames Konzept zu zimmern, mit dem die galoppierende Verschuldung bis 1999 zumindest zu stoppen ist. Dabei sind die Erfolgskriterien schon bescheiden genug: Selbst wenn die von der sozialdemokratischen Finanzsenatorin verordnete Operation gelänge, wird die Stadt im Jahr 1999 noch über vierzig Prozent der Steuereinnahmen an Zinsen zahlen.
Doch um die Sache geht es manchmal nicht, sondern um politische Eitelkeit. Der Kurs der CDU scheint in der letzten Woche mehr davon geprägt, sich mit falschem Augenaufschlag auf Kosten der SPD als Sachwalter der sozialen Sicherheit und der Arbeitsplätze aufzuspielen, als nach Lösungen zu suchen. Motto: Die in der Öffentlichkeit weithin vorhandene Zustimmung für die eisern sparwillige Finanzsenatorin Fugmann-Heesing muß doch irgendwie kaputtzukriegen sein. Beste Aussichten mithin, daß das Finanzmassaker in der nächsten Woche nahtlos dort fortgesetzt wird, wo der Senat jetzt aufhörte. Und die Passagiere im Rosinenbomber namens Berlin sitzen auch beim nächsten Luftkampf wieder in der ersten Reihe. Gerd Nowakowski
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