Hier spricht die sonstige Partei (5): „Jesus empfiehlt den EU-Austritt“
Oft belächelt, kaum beachtet: die europäischen Kleinparteien. Die taz lässt sie zu Wort kommen. Dieses Mal: die Partei „Jesus lebt“.
taz: Herr van Ooijen, sprechen Sie Englisch?
Andreas van Ooijen: Ja, ich versuche es. Aber ich bin nicht der richtige van Ooijen. Ich bin ein anderer van Ooijen.
Welcher van Ooijen sind Sie denn?
Ich bin nicht der Spitzenkandidat Joop van Ooijen, sondern der Andreas van Ooijen. Ich bin Kandidat Nummer 2.
Wie lautet Ihr Wahlkampfslogan?
Raus aus der EU jetzt!
Warum wollen Sie trotzdem nach Brüssel?
Weil das nun mal der Weg ist, der uns aus der EU führt. Wir tun, was Jesus von uns erwartet.
steht auf Platz 2 der Wahlliste.
Die niederländische Partei Jezus Leeft (Jesus lebt) wurde 2013 gegründet und hat bisher noch an keinen Wahlen teilgenommen. Weitere Informationen: www.jezusleeft.nl
Die Rubrik „Hier spricht die sonstige Partei“ erscheint täglich in der taz.europa. Alle Parteivertreter werden dabei mit den gleichen Fragen konfrontiert.
Jesus empfiehlt, aus der EU auszutreten?
Das glauben wir. Ja.
Gibt es Stellen im Neuen Testament, die das belegen?
Auf die Schnelle fällt mir jetzt keine ein. Aber wenn Sie mir Ihre Mailadresse geben, schicke ich Ihnen ein paar Texte.
Wie können Sie beweisen, dass Jesus lebt?
Ich kommuniziere mit ihm persönlich. Ich kann das nicht weiter erklären. Sie aber könnten sich beispielsweise die Natur angucken und sich fragen, woher die kommt.
Was würde Jesus im Europäischen Parlament sagen?
Jesus ist unser roter Faden. Wir leben nach seinen Regeln. Uns geht es darum, dass christliche Werte wieder ernster genommen werden. Mit ihnen kann eine bessere Welt geschaffen werden.
Vertreten Sie eine Minderheitenposition?
Das wissen wir nicht genau. Es sind etwa 20 Prozent gegen 80 Prozent. Diese 20 Prozent werden uns aber nicht unbedingt wählen.
Wie viele Sitze erwarten Sie?
Es könnten ein oder zwei werden, vielleicht auch vier oder fünf.
Würde dann einer für Jesus reserviert werden?
Nein.
Waren Sie schon mal im Ausland oder im Himmel?
Ich war in allen europäischen Ländern, aber nicht auf Propagandatour. Im Himmel war ich noch nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind