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Hexennummer nun mit Lummer?

■ Junge Union will im Vorfeld des 1. Mai mit einer Antigewaltdemo zum Kollwitzplatz pilgern. Bezirksamt Prenzlauer Berg ist von der Idee nicht begeistert

„Heraus zum traditionellen 27. April!“ – Um dem schlagzeilenträchtigen 1. Mai der linksradikalen Szene ein für allemal Paroli zu bieten, tritt nun die Junge Union (JU) aufs Prenzlauer-Berger Parkett. Nie wieder Randale am Kollwitzplatz! Nie wieder Walpurgisnacht und autonome Antifa! Statt dessen ein prima Beisammensein von Anwohnern, Kneipenbesitzern, Mitgliedern der Jungen Union und jenen Bürgerrechtlern, die derzeit noch ganz frisch und unverbraucht in den Reihen gestandener Christdemokraten nicht zu Wort kommen. „Wir wollen ein Zeichen setzen“, sagte Sascha Steuer, Chef der Jungen Union von Neukölln, und beschloß gemeinsam mit anderen Kreisverbänden, in diesem Jahr erstmals am 27. April in den Prenzlauer Berg zum Kollwitzplatz zu pilgern.

Ganz ohne Gewalt, mit einigen Transparenten allerdings und Lautsprecherwagen soll so etwas vonstatten gehen. „Wir sind auf alles gefaßt, doch wir denken, daß wir mit unserem Anliegen auf breite Akzeptanz stoßen werden“, schätzt Steuer.

Matthias Bernt vom Kiezladen Helmholtzplatz hält das Ganze dagegen für einen „absolut dicken Hund“. Gerade erst hätten sich Initiativen im Bezirk „Abstinenz von der Walpurgisnacht am Kollwitzplatz verordnet“, da strebe ausgerechnet die Junge Union danach, „das Datum der Auseinandersetzungen im Kiez nach vorne zu verlegen“. Bernt fürchtet, daß bereits die Wunschliste an Rednern dazu prädestiniert ist, das Klima ordentlich anzuheizen. „Wenn Lummer oder Schönbohm hier das Wort ergreifen, werden nicht nur die Autonomen aktiv, das bringt auch die Anwohner auf die Barrikaden.“

Heinrich Lummer selbst weiß nach Aussagen seines Berliner und seines Bonner Büros allerdings noch nichts von seinem Glück. Daß er ein wenig geeignetes Aushängeschild sein könnte, fürchtet allerdings auch Thorsten Reschke, Landeschef der JU. Ihm persönlich wäre Innensenator Schönbohm lieber. Doch der Landesverband, betonte Reschke, sei in die Vorbereitungen der Veranstaltung „nicht involviert“. Von grundlegenden Differenzen mit den organisierenden Kreisverbänden, darunter Spandau, Hohenschönhausen, Treptow, Reinickendorf und Lichtenberg, könne aber keine Rede sein. „Es war einfach nicht unsere Idee.“ Reschke selbst hofft, daß die die Kreisverbände gründlich abgewogen haben. „Aus Neugier“ und natürlich, „um ein Zeichen zu setzen“ werde er dennoch am Kollwitzplatz mit dabei sein.

Im Bezirksamt Prenzlauer Berg ist man über die geplante Pilgertour der Jungen Union dagegen nicht besonders erfreut. Erstens, so Bürgermeister Reinhard Kraetzer (SPD), halte er von Gegendemonstrationen ohnehin nicht viel, zweitens „ist der Ort für keine derartigen Veranstaltungen geeignet, auch wenn sie in vermeintlich guter Absicht durchgeführt werden“. Der CDU-Stadtrat Frank von Olszewski, der gebeten wurde, noch einmal mit Vertretern der Jungen Union zu reden, betonte, daß es „eine Zustimmung des Bezirks für den Kollwitzplatz nicht geben wird“. Für Sascha Steuer und seine Mannen scheint das allerdings nicht weiter tragisch. „Vielleicht werden wir uns einen anderen Platz suchen oder in die umliegenden Straßen gehen.“ Aber ein Zeichen werde man natürlich setzen. Kathi Seefeld

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