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Hetze gegen Homosexuelle in MalaysiaPeitschenhiebe für lesbisches Paar

Weil sie miteinander Sex haben wollten, sollen zwei Frauen ausgepeitscht werden. In Malaysia läuft eine Hetzjagd gegen Homosexuelle.

Premier Mahathir Mohamad: Minister seiner Regierung fallen mit homophoben Äußerungen auf Foto: ap

Bangkok taz | Am 31. August begeht Malaysia seinen Nationalfeiertag Merdeka (Freiheit.) Gefeiert wird jetzt das „neue Malaysia“, das sich bei der Wahl am 9. Mai von der jahrzehntelangen korrupten Herrschaft der Koalition „Nationale Front“ befreit hatte. Für ein lesbisches Paar aber ist nichts mit Merdeka. Die beiden Frauen erwartet im Gefängnis eine Prügelstrafe wegen ihrer sexuellen Orientierung.

Ein Schariagericht im Bundesstaat Terengganu hatte sie zu dieser barbarischen Strafe für „den Versuch, Sex miteinander haben zu wollen“, verurteilt. Das soll „euch und der Öffentlichkeit eine Lehre sein“, tönten die Schariarichter.

Terengganu wird von der islamistischen Partei PAS regiert. Amnesty International geißelte die Prügelstrafe als „Folter“. Malaysische Bürgerrechtsorganisationen erklärten, einvernehmlicher Sex zwischen Erwachsenen sei „kein Verbrechen“. Homosexualität ist in Malaysia verboten. Der langjährige Opposi­tions­chef Anwar Ibrahim war zweimal in politischen Prozessen wegen angeblicher Homosexualität zu Haftstrafen verurteilt worden. Als erste Amtshandlung nach dem Wahlsieg ließ der neue Premier Mahathir Mohamad seinen Erzrivalen Anwar frei. Mahathir hatte in seiner ersten Amtszeit als Premier seinen damaligen Vize Anwar Ende der 1990er Jahre wegen Homosexualität in den Knast gebracht.

Im mehrheitlich islamischen Malaysia findet derzeit eine Hetze gegen Homosexuelle statt. Die begann, nachdem Medien über die Zwangsheirat einer muslimischen Elfjährigen mit einem 41-Jährigen berichteten. Das löste eine Debatte über Kinderehen aus. Die Regierung würde sie am liebsten verbieten. Dagegen laufen einflussreiche konservative Muslime Sturm. Statt sich über Kinderehen aufzuregen, solle die Regierung gegen Schwule, Lesben und Transsexuelle (LGBT) vorgehen, erklärte ein führender PAS-Politiker.

Vizegesundheitsminister und Arzt Lee Boon Chye bescheinigte Homosexuellen, krank zu sein

Minister der Mahathir-Regierung biedern sich mit homophoben Ausfällen den Islamisten an. Vizegesundheitsminister und Arzt Lee Boon Chye bescheinigte Homosexuellen, krank zu sein: „Die Forschung zeigt, dass da etwas in ihren Gehirnwellen ist, durch das sie sind, was sie sind.“

Kürzlich ließ Religionsminister Mujahid Yusof Rawa aus einer Ausstellung in ­Penang die Porträts prominenter malaysischer Homoaktivisten entfernen. Aus Protest forderte Marina Mahathir die Ausstellungsmacher auf, auch ihr Porträt zu entfernen. Die Tochter des Premiers kämpft seit Langem für HIV-Positive und LGBT. Den verurteilten Lesben wird die Solidarität nichts nutzen. Sie werden am 3. September im Namen des Islam verprügelt – wenn es nicht erneut „aus technischen Gründen“ verschoben wird.

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4 Kommentare

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  • Wir dürfen nicht so intolerant und imperialistisch denken.



    Was unterscheidet uns da von den Nazis wenn wir da auf einem hohen Ross sitzen und sagen, dass unsere Lebensweise die Bessere sei? Hat Europa das nicht schon lange genug gemacht, anderen Völkern die eigenen Wertvorstellungen aufzuzwingen?



    Feiern wir lieber Diversity und die kulturelle Vielfalt!

    • @Ich :

      Deshalb würden Hengameh & co auch niemals was dazu sagen, wenn man etwas nicht den Almans in die Schuhe schieben kann.

  • 9G
    90634 (Profil gelöscht)

    „Die Forschung zeigt, dass da etwas in ihren Gehirnwellen ist, durch das sie sind, was sie sind.“

    Manch Dummheit macht einen dann doch immer wieder sprachlos.

    Man muss auch nicht verstehen, warum ein Land, das a) Homosexuelle auspeitschen lässt, b) einen Religionsminister hat der c) zudem Kunst und Kultur zensieren lässt, im weltweiten Demokratieindex nur unter "unvollständige Demokratie" geführt wird.



    Da lachen doch die Hühner ... .

    • @90634 (Profil gelöscht):

      Am Ende „schützt“ ein Aluhütchen gegen Homosexualität. Welch ein Anblick: die anbiedernde Politikerkaste sitzt im Parlament mit glänzenden Alukäppchen.

      Zum Lachen, wenn es nicht so traurig wäre...