Hetze gegen Homosexuelle in Malaysia: Peitschenhiebe für lesbisches Paar
Weil sie miteinander Sex haben wollten, sollen zwei Frauen ausgepeitscht werden. In Malaysia läuft eine Hetzjagd gegen Homosexuelle.
Ein Schariagericht im Bundesstaat Terengganu hatte sie zu dieser barbarischen Strafe für „den Versuch, Sex miteinander haben zu wollen“, verurteilt. Das soll „euch und der Öffentlichkeit eine Lehre sein“, tönten die Schariarichter.
Terengganu wird von der islamistischen Partei PAS regiert. Amnesty International geißelte die Prügelstrafe als „Folter“. Malaysische Bürgerrechtsorganisationen erklärten, einvernehmlicher Sex zwischen Erwachsenen sei „kein Verbrechen“. Homosexualität ist in Malaysia verboten. Der langjährige Oppositionschef Anwar Ibrahim war zweimal in politischen Prozessen wegen angeblicher Homosexualität zu Haftstrafen verurteilt worden. Als erste Amtshandlung nach dem Wahlsieg ließ der neue Premier Mahathir Mohamad seinen Erzrivalen Anwar frei. Mahathir hatte in seiner ersten Amtszeit als Premier seinen damaligen Vize Anwar Ende der 1990er Jahre wegen Homosexualität in den Knast gebracht.
Im mehrheitlich islamischen Malaysia findet derzeit eine Hetze gegen Homosexuelle statt. Die begann, nachdem Medien über die Zwangsheirat einer muslimischen Elfjährigen mit einem 41-Jährigen berichteten. Das löste eine Debatte über Kinderehen aus. Die Regierung würde sie am liebsten verbieten. Dagegen laufen einflussreiche konservative Muslime Sturm. Statt sich über Kinderehen aufzuregen, solle die Regierung gegen Schwule, Lesben und Transsexuelle (LGBT) vorgehen, erklärte ein führender PAS-Politiker.
Minister der Mahathir-Regierung biedern sich mit homophoben Ausfällen den Islamisten an. Vizegesundheitsminister und Arzt Lee Boon Chye bescheinigte Homosexuellen, krank zu sein: „Die Forschung zeigt, dass da etwas in ihren Gehirnwellen ist, durch das sie sind, was sie sind.“
Kürzlich ließ Religionsminister Mujahid Yusof Rawa aus einer Ausstellung in Penang die Porträts prominenter malaysischer Homoaktivisten entfernen. Aus Protest forderte Marina Mahathir die Ausstellungsmacher auf, auch ihr Porträt zu entfernen. Die Tochter des Premiers kämpft seit Langem für HIV-Positive und LGBT. Den verurteilten Lesben wird die Solidarität nichts nutzen. Sie werden am 3. September im Namen des Islam verprügelt – wenn es nicht erneut „aus technischen Gründen“ verschoben wird.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind