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Hessens Grünen-Chef Al-Wazir über Wahl"Regieren ist schöner"

Der Grünen-Chef Al-Wazir würde fast alles probieren, um in Hessen zu regieren. Sogar Schwarz-Grün, allerdings nur ohne Roland Koch.

Wieder angriffslustig: Tarek Al-Wazir. Bild: dpa
Interview von Georg Löwisch

taz: Herr Al-Wazir, freuen Sie sich, wenn in Hessen am Wahlabend zwölf harte Monate zu Ende sind?

Tarek Al-Wazir: Das letzte Jahr war für alle Beteiligten anstrengend. Aber ich hoffe, es bleibt spannend und wir sprechen dann über eine Regierung unter Beteiligung der Grünen. Langweilig wäre, wenn die CDU-FDP-Mehrheit zustande käme: Ein paar schwarze Minister werden durch gelbe ersetzt und fertig.

Und die Grünen bleiben in der Opposition, und Sie haben ihre Ruhe als Fraktionschef.

Ich will nicht meine Ruhe haben. Die Probleme, die Hessen drücken, müssen endlich angegangen werden: Energiewende, soziale Teilhabe, eine andere Schulpolitik und eine zukunftsfähige Wirtschaftspolitik.

Wie stellen Sie das an, wenn die Prognosen eintreffen?

Natürlich liegen CDU und FDP in den Umfragen vorn. Am Ende hat sich in Hessen das Wahlergebnis aber immer von den Umfragen unterschieden. Eine Lehre aus 2008 ist: Wir als Grüne müssen auf eigene Stärke setzen und uns dann Mehrheiten suchen.

Außer bei der CDU?

Wir schließen Roland Koch aus, aber nicht irgendeine Partei. Koch hat bei den Grünen-Wählern weniger Zustimmung als die Atomkraft, und das liegt daran, dass er zehn Jahre lang als Regierungschef das Gegenteil von grüner Politik gemacht und der politischen Kultur geschadet hat.

Koch ist die CDU.

Er hat von der SPD einen Elfmeter geschenkt bekommen. Schießt er wieder vorbei, wird die eigene Mannschaft feststellen, dass er Teil des Problems und nicht Teil der Lösung ist.

Und Sie koalieren mit seinem Nachfolger?

Wir haben lange darüber diskutiert, ob wir - abgesehen von Koch - eine Konstellation ausschließen. Aber das wäre ja wieder diese hessische Krankheit. Und deshalb kümmern wir uns erst mal um den Wahlkampf, um so stark wie möglich zu werden.

Womit?

Schule bleibt Thema Nummer eins. Die Leute sind unzufrieden, und die bildungspolitische Bilanz nach zehn Jahren Koch ist einfach schlecht.

Wirtschaft lassen Sie ihm?

Nein. Da bewirbt sich der Bock als Gärtner. Hier will uns einer aus der Krise führen, der grenzenlose Marktgläubigkeit gepredigt hat. Kein anderer hat die wirtschaftlichen Chancen der erneuerbaren Energien so konsequent nicht genutzt.

Warum sollte er nicht um jeden Arbeitsplatz kämpfen?

Als ich sein Plakat gesehen habe, musste ich lachen: "In Zeiten wie diesen kämpfen wir um jeden Arbeitsplatz - CDU." Der Mann kämpft doch die ganze Zeit nur um einen Arbeitsplatz: seinen.

Was, wenn Sie am Ende wieder nicht regieren?

Opposition ist nicht Mist, sondern nötig. Aber Regieren ist schöner, und für Hessen ist eine neue Konstellation dringender nötig denn je.

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