Herthas neue Spieler zum Ligastart: Nervöse Hertha
Das Team setzt auf junge Spieler und hofft, dass ihm das Glück treu bleibt.
Vor dem ersten Saisonspiel gegen Hannover 96 am Samstag (15.30 Uhr) spricht man bei Hertha BSC vom Neuanfang. So wie man das regelmäßig in den letzten Jahren vor dem ersten Anpfiff getan hat. Dieses Mal stimmt es zum einen so sehr wie nie zuvor, zum anderen aber auch wieder überhaupt nicht.
Im Juni wurde Dieter Hoeneß, der zentralen Figur des Vereins in den vergangenen 13 Jahren, vorzeitig der Managerposten gekündigt. Die unerwartet gute jüngste Saison (vierter Platz) einschließlich der neuen Fußballeuphorie in Berlin schrieb man Trainer Lucien Favre und dem Team gut. Der Schweizer Coach soll die nächste Hertha-Ära prägen. Die Führungsetage stellte Favre statt dem vermeintlichen Gegenspieler Hoeneß den loyalen Michael Preetz zur Seite. Dies ist der Beginn eines neuen Hertha-Zeitalters.
Nach den Abgängen der erfahrenen Profis Marko Pantelic (30), Andrej Voronin (30) und Josip Simunic (31) scheint auch das Team sich neu zusammenfinden zu müssen. Allerdings darf man nicht vergessen, dass die Spielerfluktuation in den ersten Jahren unter Favre größer war. Der Kern des Teams, das der Trainer über zwei Jahre aufgebaut hat, ist zusammengeblieben. Die Stürmer Pantelic und Voronin haben eh selten zusammen auf dem Platz gestanden. Beide gelten als divenhaft, weshalb Favre ihnen wenig nachtrauert.
Anders verhält es sich bei Simunic, der statistisch gesehen zuletzt der beste Verteidiger der Bundesliga war. Auch wenn seine Ablöse von sieben Millionen den mit 33,5 Millionen Euro verschuldeten Verein auf dem vorgesehenen Sparkurs halten, wiegt der sportliche Verlust schwer. Die Vorbereitungsspiele haben das deutlich gezeigt. Bei Hertha ist man nervös: Nachdem der Verein bereits mit Christoph Janker und dem jungen serbischen Leihspieler Nemanja Pejcinovic zwei Defensivkräfte unter Vertrag genommen hatte, verpflichtete man am Donnerstag für 400.000 Euro den schwedischen Verteidiger Rasmus Bengtsson.
Vorne vertraut Lucien Favre auf Artur Wichniarek, dem Neuzugang aus Bielefeld. Das entbehrt nicht einer gewissen Komik: Wichniarek zählt zu den größten Fehleinkäufen, die Hoeneß angelastet werden. Der Pole stürmte schon mal für das Team. Seine Bilanz: 4 Tore in 44 Spielen.
Gemessen an den Einzelspielern hat Hertha an Qualität verloren. Der Verein konnte aufgrund seines strikten Sanierungskurses nur im Billigsegment des Transfermarktes stöbern. Dabei hat Favre seinen Kurs, weiter auf junge entwicklungsfähige Spieler zu setzen, weiter radikalisiert. Nur Hoffenheim hat in der Bundesliga einen noch jüngeren Kader vorzuweisen. Auch deshalb versucht Favre, die gestiegenen Erwartungen zu dämpfen.
Nach dem ehrgeizigen Plan von Dieter Hoeneß hätte es in dieser Saison weiter bergauf Richtung Champions League gehen sollen. Favre blickt jedoch in die entgegengesetzte Richtung: "Ich denke, es ist unmöglich, eine solche Saison wie zuletzt sofort zu wiederholen." Sogar wenn Hertha mit demselben Personal antreten würde, wäre dies eine realistische Einschätzung. Vergangene Saison stand Hertha des Öfteren das Glück zur Seite.
Etwas profitiert man noch von den Früchten der letzten Saison: Hertha hat sich für die neue Europa League qualifiziert. Der Gegner wurde am Freitag ausgelost: Das Team trifft Ende August auf Bröndby Kopenhagen.
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