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Hertha-Trainer Friedhelm Funkel mit einleuchtender Taktik"Wir müssen einen Sieg einfahren"

Vier Niederlagen, ein Remis - das ist die Bilanz von Friedhelm Funkel, Trainer des Tabellenletzten, seit seinem Amtsantritt. Gefestigt sei das Team, sagt Funkel dennoch, es fehle "nur das Quäntchen Glück".

Hertha-Trainer Friedhelm Funkel Bild: Reuters
Interview von Markus Brenner

taz: Herr Funkel, Hertha BSC ist Ihre sechste Trainerstation in der Fußball-Bundesliga. Die schwierigste?

Friedhelm Funkel: Ja, es ist die schwierigste Station, aber auch eine sehr reizvolle - am Ende der Saison sagen zu können, es geschafft zu haben, mit der Hertha in der Bundesliga zu bleiben. Dafür aber müssen alle im Verein die Kräfte bündeln.

Friedhelm Funkel

Der 55-Jährige trainiert seit Anfang Oktober den Fußball-

Bundesligisten Hertha BSC und versucht, den Abstieg abzuwenden. Sein Vorgänger Lucien Favre war wegen Erfolglosigkeit entlassen worden.

Wie hat sich die Mannschaft seit Ihrem Amtsantritt vor sechs Wochen entwickelt?

Die Mannschaft hat deutliche Fortschritte gemacht. Sie hat gegen den Hamburger SV, als ich erst einen Tag hier war, schon ordentlich gespielt. Dann war Länderspielpause, von der acht, neun Spieler erst einen Tag vor der nächsten Partie wieder zurück waren. Die Leistung gegen Nürnberg war dann sehr schlecht …

Wie haben Sie reagiert?

Wir haben das Training angezogen, arbeiten sehr fußballspezifisch mit vielen Zweikämpfen, Spielzügen und im taktischen Bereich. Gegen Wolfsburg hätten wir gewinnen müssen. Im letzten Spiel gegen Köln haben wir 90 Minuten gut gespielt, aber eben kein Tor geschossen und 0:1 verloren. Uns fehlt noch das Quäntchen Glück. Fakt aber ist: Die Mannschaft ist deutlich gefestigt. Wir müssen nun schleunigst einen Sieg einfahren, um den Anschluss nicht zu verlieren.

Welche disziplinarischen Maßnahmen haben Sie ergriffen? Es war von einer Ausgangssperre der Profis nach 24 Uhr zu lesen - mit Konsequenzen für jeden, der sich nicht dran hält.

Das habe ich nie gesagt. Ich habe meinen Spielern mitgeteilt, was ich von Profis erwarte, aber ohne irgendwelche Dinge anzukündigen. Die wissen selbst, dass sie zwei, drei Tage vor einer Begegnung nicht bis in die Nacht um die Häuser ziehen können. Bis jetzt haben sie sich so verhalten, wie ich mir das vorstelle. Jeder hat den Ernst der Lage erkannt. Sollte das einmal nicht so sein, dann müssen wir darüber reden.

Hat Hertha in der derzeitigen Zusammensetzung das Potenzial, in der Bundesliga mitzuhalten?

Das Potenzial, mitzuhalten, hat die Mannschaft auf jeden Fall. Wir wollen aber nicht nur mithalten - wir wollen auch Siege einfahren. Deswegen wäre es wünschenswert, uns in der Winterpause zu verstärken.

Sie waren in Athen beim WM-Qualifikationsspiel Griechenland gegen Ukraine. Haben Sie Theofanis Gekas unter die Lupe genommen?

Das brauche ich nicht, Gekas ist in der Bundesliga bekannt. Ich war in Athen, weil dort andere interessante Spieler agierten.

Welche denn?

Ich bitte um Verständnis, dass ich das noch nicht sagen kann.

Ist die Rückkehr von Marko Pantelic überhaupt noch ein Thema?

Pantelic ist ein sehr, sehr guter Spieler. Aber man darf kein Fantast sein. Er ist beim holländischen Spitzenclub Ajax Amsterdam. Es würde schon sehr schwierig, ihn nach Berlin zu holen.

Kam Ihnen die Länderspielpause vor der Partie am Samstag beim VfB Stuttgart gelegen? Ihre Nationalspieler könnten frischen Wind mitbringen.

Ich hätte natürlich lieber die gesamte Mannschaft hier. Aber das ist nun mal so, wir können das nicht ändern und haben das auch zu akzeptieren. Mit denen, die da sind, arbeiten wir intensiv weiter auf dem Platz …

und arbeiten auch den Rückschlag gegen den 1. FC Köln auf, nachdem der Knoten mit dem 3:2-Sieg in der Europa League beim SC Heerenveen bereits geplatzt schien?

Ohne Ihnen nahetreten zu wollen: Ich bin Trainer, kein Journalist. Dementsprechend bewerte ich unsere Spiele. Ich sehe, dass wir Köln über 90 Minuten dominiert haben. Uns fehlte nur ein Tor. Raffael schießt innerhalb weniger Sekunden zweimal an den Pfosten. Vom Ergebnis her war es ein Rückschlag, nicht aber von der Leistung. Ich kritisiere meine Spieler durchaus auch nach Siegen, aber nach der Niederlage gegen Köln gab es wenig zu kritisieren. Das Berliner Publikum stand auch von der ersten Sekunde an hinter der Mannschaft.

Ist es ein Vorteil oder ein Nachteil, dass Sie mit dem VfB Stuttgart am kommenden Samstag ein ähnlich angeschlagener Gegner erwartet?

Das würde ich am liebsten nach dem Spiel beantworten. Sicher ist: Der VfB hat eine exzellente Mannschaft, die haben vor der Saison viel Geld investiert. Für uns wird wichtig sein, dass wir noch schneller umschalten als bisher. Und dass wir die nächsten Fortschritte machen.

Und wenn Sie verlieren?

Dann geht es weiter. Im Vorfeld denke ich allerdings nicht über eine Niederlage nach. Es kommt auf die Leistung der Mannschaft an, wie ich mit einem Spiel im Nachhinein umgehe.

INTERVIEW: MARKUS BRENNER

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