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Das PortraitHerr der Reste vorm Konkursverwalter

■ Werner Metzen

Gier ist sein Geschäftsprinzip, Eitelkeit sein selbst gewähltes Markenzeichen. Der 51jährige Werner Metzen ist der Liebling der Trash- Shows von „Explosiv“ bis „taff“, in denen er bevorzugt über Imagefragen, Sex und das Verschwenden von Geldmengen redete. Der Restekönig, der es im Ramschgeschäft unter dem Motto „Teures billig“ zu einem Imperium von 56 Filialen gebracht hat, arbeitete unermüdlich an seinem Ruf, sich nicht lumpen zu lassen. Der Richtigen seines luxuriösen Lebens, so ließ der übergewichtige Glatzenträger per Talk-Show wissen, winke ein Hochzeitsgeschenk in Höhe von einer Million Mark. Trotz diverser Verhandlungsrunden mit entsprechenden Kandidatinnen kam es schließlich aber nicht zu einer Verehelichung. Inzwischen wartet auf Metzen der Konkursrichter. Der Herr der Resterampen wird die Pleite seines Unternehmens kaum noch verhindern können.

Werner Metzen war 1977 in das Billig-Busineß eingestiegen. In Bad Godesberg rüstete er eine Eisdiele in den Wintermonaten in einen Hemdenrestposten um. Danach kaufte er immer wieder Ausschußware, Konkursmassen am Meter und Ladungen aus Schiffsunglücken. Metzen war ein Aufsteiger von ganz unten, der laut Selbstauskunft wegen Stotterns über einen Hauptschulabschluß nicht hinausgekommen war. Ein Vermögen machte er mit dem Gespür, als einer der ersten DDR- Devotionalien en gros aufzukaufen. 269.000 Uniformen der NVA erwarb er für 11 Pfennig und verkaufte sie weiter für 9,90 Mark das Stück. „Ich mache keine Umsätze, sondern Gewinne“, lautete sein Leitsatz.

Bereits Ende des Jahres kamen die ersten Meldungen von Lecks im Luxusdampfer Werner Metzens. Sein Sohn Lars, dem er seine Geschäfte teilweise anvertraut hatte, schien das Metzen-System nicht recht verstanden zu haben. Metzen versprach seinen Mitarbeitern und Fans, in ein paar Monaten werde er alles wieder im Griff haben.

Davon kann inzwischen nicht mehr die Rede sein. Werner Metzen, ein Prototyp des rauschhaften Unternehmers als narzißtischer Persönlichkeitstyp, macht unterdessen nicht davor halt, seine gesundheitlichen Leiden auf der Showbühne zu verarbeiten. Gegenüber Bild gestand er: „Ich habe Speiseröhrenkrebs im Endstadium. Die Ärzte sagen, ich habe nur noch ein paar Tage zu leben.“ Eine Geschäftspleite als Mitleidsgeschichte. Harry Nutt

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