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Heroinabgabe an Schwerstabhängige

■ Niedersachsen beteiligt sich an bundesweiten Projekt

Hannover. Das bundesweite Modellprojekt zur kontrollierten Abgabe von Heroin an Schwerstabhängige hat im Niedersächsischen Landtag breite Zustimmung gefunden. Der Landtag begrüßte gestern einstimmig die Beteiligung der Landeshauptstadt Hannover an diesem Projekt. An ihm sollen bundesweit 600 schwerstabhängige Heroinsüchtige teilnehmen. In Hannover werden es etwa 75 sein. Vertreter aller drei Parteien machten deutlich, dass es dabei nicht um die Freigabe von Drogen gehe.

Das Modellprojekt soll im kommenden Jahr starten und drei Jahre dauern. Sozialministerin Heidi Merk (SPD) bekräftigte, dass es sich nicht um ein „Allheilmittel“ zur Lösung des Problems handele. „Es ist ein Versuch von vielen, Menschen von der Drogenfrage abzubringen.“ Die SPD-Abgeordnete Christa Elsner-Solar meinte: „Wir benötigen viele individuelle Wege aus der Sucht hinaus.“ Die Sozialministerin versicherte, es sei nicht daran gedacht, „den Staat zur Ausgabestation für Heroin zu machen“.

Die CDU-Abgeordnete Rita Pawelski erläuterte, es gehe um die Unterstützung von Menschen „bei denen jede andere Hilfe versagt hat und die nicht mehr mit den zurzeit möglichen Maßnahmen therapierbar sind“. Die Grünen-Abgeordnete Brigitte Pothmer fügte hinzu: „Es geht hier um Leben und Tod.“ Pawelski äußerte die Hoffnung, dass der Versuch erfolgreich verlaufe: „Ich wünsche mir, dass schwerstabhängige Menschen möglicherweise ins normale Leben zurückgeführt werden können. Das heißt, ein Leben ohne Drogen, mit Arbeit, ohne Angst vor dem morgen, ohne Kriminalität und ohne Prostitution.“

Pawelski räumte in der ausgesprochen sachlich geführten Debatte ein, dass es in ihrer Fraktion zum Teil schwere Bedenken gegen das Modellprojekt gebe. Sie sagte ihren eigenen Kollegen: „Ich versichere Ihnen, dass dieser Versuch keine Einflugschneise für die legale Abgabe von harten oder weichen Drogen ist.“ dpa

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