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Hermannus Pfeiffer zum Ausbau der Erdgasleitung durch die OstseeIn russischer Hand

Erdgas ist einer der wichtigsten Energieträger. Und vergleichsweise sauber. Niedrige CO2-Emissionen sprechen für das uns Menschen unheimliche, weil unsichtbare Gas. Dabei wird das „Stadtgas“ nicht mehr aus der Kohlevergasung gewonnen, sondern kommt frisch aus der Pipeline. Jede weitere Pipeline ist ein Beitrag zur Versorgungssicherheit von Verbrauchern und Wirtschaft.

Alternative Pipeline-Projekte hängen aus politischen Gründen fest. Sie sollten durch das Schwarze Meer oder die Türkei verlaufen. „Nord Stream 2“ durch die Ostsee ist daher aus deutscher wie westeuropäischer Sicht zweckmäßig.

Eine alte Sorge ist dabei die Abhängigkeit von Russland, dem wichtigsten Lieferland. Die besteht aber auch ohne sie. Andererseits ist der Lieferant selbst Abnehmer: Gazprom beliefert hierzulande mittlerweile Millionen Haushalte. Und Putins Staatsausgaben werden aus den Energieexporten finanziert. „Nord Stream 2“ könnte, weil noch mehr russisches Gas in die EU fließt, sogar die Abhängigkeit Russlands steigern. Was Außenminister Steinmeier freuen dürfte. Er setzt auf Wandel durch Annäherung.

Misstrauisch beäugt man den Pipeline-Plan des deutschen AKW-Betreibers Eon in den Kohlestaaten Ukraine und Polen. Da auch die neue Leitung um diese Länder herumlaufen wird, fürchten sie um ihr Druckpotenzial auf Russland und Deutschland. Ihr Einfluss speist sich bislang aus den alten Pipelines, die im Kalten Krieg gebaut und von der Deutschen Bank finanziert wurden.

Sorgen steuert die EU entgegen: Das Leitungsnetz wurde von West nach Ost ausgebaut. In einer Krise könnten die osteuropäischen EU-Mitglieder Energie aus dem Westen beziehen. Für genügend Vorrat sorgen Erdgasspeicher. Deutschland verfügt über die größten Speicherkapazitäten in der EU. Sie reichen für ein Viertel des jährlichen Erdgasbedarfs aus. Einen Ausbau hat Wirtschaftsminister Gabriel in dieser Woche abgelehnt. Genug ist genug.

Wirtschaft + Umwelt

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