: Henter liefert weitere „Ulknummer“
■ Wer wird denn nun neuer Präsident? Beim Deutschen Schwimm-Verband herrscht zum wiederholten Male Chaos
Berlin (taz/dpa) – Plötzlich schien es, als hätte der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) nur noch die Wahl zwischen zwei Amtsrichtern. Am Ende eines chaotischen Wochenendes stand neben Harm Beyer aus Hamburg, dem Präsidentenkandidaten einer Reformgruppe, auch noch ein gewisser Klaus Sprenger aus Remhagen zur Verfügung.
Der 49jährige Sprenger, wie Beyer im Zivilberuf Richter, sollte schon am gestrigen Dienstag Nachfolger des Noch-Präsidenten Klaus Henter (Dortmund) werden. Doch der im Verband völlig unbekannte Sprenger erklärte am Montag abend, daß er nun doch keine Lust habe, präsidiale Weihen zu empfangen.
Henter selbst hatte im Verbund mit seinem Intimus, Schwimmwart Werner Lampe, versucht, Sprenger per Faxabstimmung durchzudrücken, um die einflußreiche „Hamburger Gruppe“ mit Reformkandidat Beyer auszubooten. Der einzige Bezugspunkt von Sprenger zum Schwimmsport sind seine zwei Kinder, die der ehrgeizige Vater beim SV Rhenania Köln wie ein Cotrainer betreut. Doch Erfahrungen in der Verbandsarbeit, Fachwissen und Kenntnisse über die Interna des über 600.000 Mitglieder zählenden Verbandes fehlten völlig, war von den Funktionären zu hören.
Doch die „absolute Ulknummer“ paßte gut zu Henter, der bei den Olympischen Spielen wegen seiner Amtsführung schwer in die Kritik geraten war. In Atlanta hatte Franziska van Almsick eine Lawine losgetreten, unter der der „Tourist Henter“ begraben wurde. Schließlich kündigte er an, sein Amt beim außerordentlichen Verbandstag am 26. Oktober in Bochum zur Verfügung zu stellen.
Die Situation ist durch den Verzicht von Sprenger nun endgültig „für Außenstehende unklar“, mußte selbst der verantwortliche Henter zugeben. Der Noch-Präsident hat sich eine weitere Schippe aufs Grab geworfen. Die Hentersche „Nacht-und-Nebel-Aktion“, entrüstete die Landeschefs, so auch Andreas Felchle, Präsident des württembergischen Verbandes und einer der eifrigsten Unterstützer Beyers. „Kein Pardon mehr“, versprach der und weiß nun, daß der Zuspruch für den bei den Landesverbänden nicht unumstrittenen Beyer wächst. Die Sportler können sich den 58jährigen Expräsidenten sowieso „als Übergangspräsident bis 1998 absolut vorstellen“, so Aktivensprecher Mark Warnecke, der auch gleich noch Lampe zum Rücktritt aufforderte.
Sprenger ist verhindert worden, aber ob Beyer, von 1978 bis 1987 bereits DSV-Präsident, sich wird durchsetzen können, bleibt ungewiß. „Die Entscheidungen fallen erst am 26. Oktober in Bochum“, weiß auch Beyer. to
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