Hendricks-Äußerung zum Glyphosat-Eklat: Verzettelt
Ein Detail im Ärger um die Glyphosat-Abstimmung wird nicht genug gewürdigt: die Bedeutung des Sprechzettels. Was soll das sein?
Dass man Hendricks als angenehm empfindet, liegt vielmehr an ihrer Weigerung, den aufgeplusterten Empörungssprech mitzumachen, bei dem dann doch nichts herauskommt und den negativ Spitze ihr Parteifreund, SPD-Vize Ralf Stegner, praktiziert – aktuell auch wieder zum Thema Glyphosat.
Aufhorchen bei dem morgendlichen Gespräch mit Hendricks ließ aber etwas ganz anderes: ein Wort – das Wort „Sprechzettel“. Auf die Frage des Moderators Philipp May nach der Praxis, ob es nämlich üblich sei, dass man als Minister nach Brüssel fahre, um dann dort spontan die Giftspritze anzusetzen, bemühte Hendricks gleich vier mal den „Sprechzettel“: Der sei zwischen den Ministerien abgestimmt gewesen, den habe ein Beamter mit nach Brüssel genommen, an den habe er sich nicht gehalten, von dem sei er auf Weisung Schmidts abgewichen.
Auf in den Duden!
Die Verwendung dieser sowohl dem Grimmschen Wörterbuch als auch dem aktuellen Duden unbekannten Vokabel, zu der selbst Wikipedia nur einen belegfreien Kurzeintrag liefert, muss Hendricks sehr wichtig gewesen sein. Der „Sprechzettel“ ist ihr Beweis, die smoking gun, dass Gift-Schmidt gegen die Geschäftsordnung der Regierung verstoßen hat, wie dann am Nachmittag auch Kanzlerin Merkel einräumte.
Der Sprechzettel darf damit mittelfristig nicht nur auf die Dudenaufnahme hoffen, er hat vielmehr das Zeug, zur Geschäftsgrundlage der neuen, vertrauensvoll zusammenarbeitenden Großen Koalition zu werden: Solange jedenfalls bis statt seiner wieder das real gebrochene Wort gilt – wie eben in Brüssel geschehen.
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