Heftige Gefechte erwartet: Offensive gegen Islamisten in Pakistan
Pakistanische Sicherheitskräfte sind auf Druck der USA in den Nordwesten des Landes vorgestoßen. Islamistenführer Mehsud drohte der Armee mit Krieg.
Pakistanische Sicherheitskräfte haben am Wochenende eine groß angelegt Militäroffensive gegen Islamistenrebellen im Nordwesten des Landes eingeleitet. Sie drangen in die Region um den Khyber-Pass vor, beschossen Stellungen von Islamistenmilizen und besetzten strategisch wichtige Punkte, die sie vor einigen Wochen verlassen hatten.
Damit hat Pakistan dem Druck der USA nachgegeben und ihre Strategie im Nordwesten des Landes geändert. Eigentlich hatte die neue Regierung seit ihrer Amtsübernahme im Februar alle Militäraktionen eingestellt, Truppen aus dem Nordwesten des Landes abgezogen und Friedensverhandlungen mit den Stammes- und Islamistenmilizen der Region begonnen. Allen voran die USA hatten dieses Vorgehen missbilligt, da die Islamisten dadurch einen sicheren Rückzugsraum in ihrem Kampf gegen US-geführte Truppen in Afghanistan erhielten. Tatsächlich hat die Zahl der Angriffe im Süden Afghanistans seit Jahresbeginn markant zugenommen.
Zwei Ereignisse dürften die Wende herbeigeführt haben: So starben bei einem US-Luftangriff auf einen Grenzposten vor zweieinhalb Wochen elf pakistanische Soldaten. Zuvor soll es zu Schusswechseln zwischen afghanischen und pakistanischen Soldaten gekommen sein. Afghanistans Präsident Hamid Karsai drohte, seine Soldaten würden Taliban-Kämpfer auch auf pakistanischem Gebiet verfolgen.
Zugleich verschlechterte sich die Sicherheitslage in der Provinzhauptstadt Peschawar. Vor anderthalb Wochen entführten Unbekannte 16 Christen aus dem gut gesicherten Zentrum der Stadt. Islamistenmilizen rückten in das Gebiet vor, aus dem sich die Armee zurückgezogen hatte, und drohten damit, die Hauptstadt der Nordwest-Grenzprovinz (NWFP) einzunehmen. Immer wieder tauchten Bewaffnete in Peschawar auf und drohten Händlern von Musik- und Film-CDs damit, ihre Geschäfte in die Luft zu sprengen. Zudem kam es wieder zu Entführungen und Lösegeldforderungen.
Seit Beginn der Offensive am Samstag stoßen die Sicherheitskräfte anscheinend auf nur wenig Widerstand. Ein Sprecher von Mangal Bagh, der in der Region eine Islamistenmiliz anführt, sagte: "Wir haben uns entschieden, sie nicht zu bekämpfen. Wir sind nicht die Taliban."
Heftige Gefechte werden in den kommenden Tagen erwartet, wenn die Regierungstruppen auf Einheiten des Islamistenführers Baitullah Mehsud stoßen. Mehsuds "pakistanische Taliban" werden für unzählige Selbstmordanschläge verantwortlich gemacht, die Pakistan 2007 erschüttert haben. Mehsud drohte gegenüber der Tageszeitung Dawn, er werde die Provinzen Sindh und Punjab in einen "Glutofen" verwandeln, wenn die Sicherheitskräfte ihre Operationen fortsetzten.
Der Islamistenführer sagte, seine Männer würden einen heiligen Krieg gegen die pakistanische Armee beginnen, wenn diese den USA helfe, Militäroperationen gegen seine Männer auf pakistanischem Gebiet durchzuführen.
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