„Harry Potter“-Star Radcliffe: Trans Personen eine Stimme geben
Positioniert sich gegen die hasserfüllte Erfinderin von „Harry Potter“: Daniel Radcliffe gibt trans und nicht-binären Jugendlichen eine Plattform.
G erne würde ich einen Text über Esel schreiben. Seit Colin Farrell auf der Oscarverleihung Esel Jenny (aus seinem nominierten Film „The Banshees of Inisherin“) glückselig anstrahlte, würde ich gerne über diesen Esel schreiben. Und darüber, dass George Clooney mal ein Hausschwein hatte, vielleicht auch über Arnold Schwarzeneggers Pony und Esel, mit denen er zu Beginn der Pandemie Videos aufnahm. Einfach über nette, witzige Tiergeschichten.
Aber es gibt dringendere Themen, und deswegen greife ich eines auf, über das ich in dieser Kolumne bereits geschrieben habe. Der Hass auf trans Menschen in den USA hat sich in den letzten Jahren in neue Höhen geschraubt. Um genau zu sein, seit den Republikanern bewusst wurde, dass sie mit ihrer Antiabtreibungspolitik keine Wähler*innen gewinnen (nicht, dass sie nicht auch in diesem Bereich entsetzliche neue Gesetze erlassen würden).
Da wir in Deutschland gerne die sogenannten Kulturkämpfe aus den USA importieren, ist das auch hierzulande ein Politikum. Nicht zu schweigen von England, wo allen voran Joanne K. Rowling trans Personen den Kampf angesagt hat – aus unerfindlichen Gründen, sie hätte sich ja einfach mit ihrem Reichtum ein nettes Leben machen können, statt mit Faschos zu kumpeln, um ihren Hass zu verbreiten. Wörter wie „Harry Potter“ oder „Hogwarts“ sind für mich inzwischen krasse Red Flags.
Umso froher bin ich, dass es Menschen wie Daniel Radcliffe gibt, die ihren Einfluss nutzen, um sich aktiv für trans Menschen einzusetzen. Ich bin auch beeindruckt von Radcliffes Karriereentscheidungen, immerhin hat er nach seinem „Harry Potter“-Ruhm beschlossen, keine Blockbuster, sondern nur noch obskure Filme zu drehen.
Mit statt über queere Menschen
Aber viel wichtiger ist sein persönliches Engagement. Seit über einem Jahrzehnt schon positioniert er sich gegen JKR, setzt sich öffentlich für queere Rechte ein und unterstützt finanziell „The Trevor Project“, eine NGO für suizidgefährdete LGBTQ- Jugendliche.
In der ersten Folge der neuen Serie „Sharing Space“ des Trevor Projects spricht Radcliffe mit jungen queeren Menschen über ihre Erfahrungen, um ihnen eine Stimme zu verleihen. Sie wurde am Transgender Day of Visibility veröffentlicht. „Trans Frauen sind Frauen“, betonte er bereits vor Jahren.
„Jede gegenteilige Behauptung radiert Identität und Würde von trans Personen aus und widerspricht allen [Expert*innen], die über weit mehr Fachwissen verfügen als Jo und ich.“ Er sagte in einem Statement: „Wir hören so viele Leute über trans Jugendliche sprechen und über sie in den Nachrichten, aber wir hören die Jugendlichen selten direkt“ – eine Lücke, die „Sharing Space“ schließen soll.
Schön, dass es Promis wie ihn gibt, die sich in einer Welt, in der es eklatante Gewalt gegen trans Menschen gibt (jüngst etwa der Mord an der 16-jährigen Brianna Ghey in England), gegen hasserfüllte Menschen wie JKR stellen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Krieg in der Ukraine
„Weihnachtsgrüße“ aus Moskau