Hapag-Lloyd steht zum Verkauf: Hamburg bietet für Traditionsreederei

Unternehmer und Politiker aus der Hansestadt wollen Käufer aus dem Ausland ausstechen - und bis zu 2.000 Arbeitsplätze in der Firmenzentrale retten

Nicht von schlechten Eltern: Firmensitz in Hamburg Bild: ap

Am heutigen Morgen könnte sich manches bereits klären. Um Mitternacht ist die Frist für Angebote für die fünftgrößte Frachtreederei der Welt abgelaufen. Die Hamburger Hapag-Lloyd steht zum Verkauf, und wer ein paar Milliarden Euro übrig hat, hätte sich bewerben können. Die Stadt Hamburg hat das getan, als Minderheitsgesellschafter einer GmbH, die Hamburger Investoren gegründet haben. Einen "dreistelligen Millionenbetrag" werde die Stadt zuschießen, hatte Finanzsenator Michael Freytag (CDU) vor zwei Wochen angekündigt; Insider raunen von präzisen 500 Millionen Euro.

Die Gruppe um den Logistik-Unternehmer Klaus-Michael Kühne, Christian Olearius von der Warburg-Bank und den ehemaligen Hamburger Finanzsenator und CDU-Bundesschatzmeister Wolfgang Peiner hat nach eigenen Angaben "ein wettbewerbsfähiges Angebot vorgelegt". Über die Höhe wurde nichts bekannt. "Unser Konsortium sichert die Eigenständigkeit von Hapag-Lloyd langfristig ab", sagte Peiner lediglich.

Dieses Konsortium hatte sich gegründet, um einen Verkauf der 1847 gegründeten Reederei an einen ostasiatischen Konkurrenten zu verhindern. Hapag-Lloyd kontrolliert etwa 40 Prozent des Containerverkehrs im zweitgrößten Hafen Europas, in der Firmenzentrale an der Binnenalster arbeiten mehr als 2.000 Menschen. Die Reederei NOL, hinter welcher der Singapurer Staatsfonds Temasek steht, hatte Kauflust durchblicken lassen; Interesse an Hapag-Lloyd wurde auch aus Schanghai, Hongkong und Taiwan signalisiert. Ob dortige Unternehmen jedoch tatsächlich bis 24 Uhr ein Angebot eingereicht haben, blieb am Montag noch unbekannt.

Hapag-Lloyd ist eine Tochter des Hannoveraner Touristikkonzerns TUI. Dessen bislang größter Aktionär, der Norweger John Fredriksen (15,01 Prozent), hatte das Abstoßen der Reederei gegen heftigen TUI-internen Widerstand durchgesetzt.

Inzwischen soll er seine Meinung geändert haben, da der Erlös angesichts steigender Ölpreise und abkühlender Weltkonjunktur statt wie Ende Mai erhofft bei 7 Milliarden zurzeit wohl nur bei etwa 4,5 Milliarden liegen wird. "Der optimale Zeitpunkt für einen Verklauf", wird Fredriksen zitiert, "ist verstrichen."

Am Montag gab zudem der russische Stahlmilliardär Alexej Mordaschow bekannt, er habe den Norweger als größter Einzelaktionär bei TUI abgelöst. Er habe "auf dem Markt" Aktien gekauft, nun halte er 15,03 Prozent. Für Hapag-Lloyd ist das keine gute Nachricht. Denn auch Mordaschow unterstützt die Konzentration von TUI auf das Tourismusgeschäft und den Verkauf der Reedereitochter.

Umso nachdrücklicher wird sich deshalb das große hanseatische Standortbündnis aus Senat, Parteien, Kammer und Verbänden sowie Gewerkschaften und Springer-Blättern in den kommenden Tagen für Hapag-Lloyd stark machen. Dabei kämpfen die regierenden Christdemokraten und Grünen Seit an Seit mit der Opposition. Damit ist die Allianz dieses Mal breiter als Ende der 1990er Jahre bei der drohenden Zerschlagung des Hamburger Tesa- und Nivea-Konzerns Beiersdorf und vor allem vor vier Jahren beim Kampf um die Erweiterung des Hamburger Airbus-Werks auf Kosten von Obstbauern und Naturschutzgebieten an der Elbe.

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